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In einem YouTube-Video verkündete der chinesische Genforscher He Jiankui im November 2018, dass er das Erbgut der Zwillinge "Lulu" und "Nana" mit Hilfe der Gen-Schere CRISPR/Cas9 verändert hat, um sie resistent gegen Aids-Viren zu machen.
© /Youtube

Genome Editing beim Menschen: Ethikrat fordert internationalen Stopp von Keimbahneingriffen

Eingriffe ins Erbgut menschlicher Embryonen sind umstritten. Nun fordert der Ethikrat die Bundesregierung auf, sich für einen "verbindlichen Stopp" einzusetzen.

Der Deutsche Ethikrat hält gezielte gentechnische Veränderungen des Erbguts ungeborener Babys wegen ihrer unabsehbaren Risiken derzeit für "unverantwortlich", teilte das unabhängige Beratergremium am Donnerstag in Berlin mit. Bundesregierung und Bundestag sollten sich für einen "verbindlichen internationalen Stopp" klinischer Anwendungen beim Menschen einsetzen. Grundsätzlich ethisch auszuschließen seien sogenannte Keimbahneingriffe aber nicht. Voraussetzung müsste dann jedoch eine hinreichende Sicherheit und Wirksamkeit sein. Auch in Deutschland sei eine grundlegende Debatte über das Thema nötig.

Experimente wie in China sollen verhindert werden

Für weltweites Aufsehen und Empörung hatte die im November 2018 in China bekannt gegebene Geburt der ersten "Designer-Babys" gesorgt. Der chinesische Wissenschaftler He Jiankui behauptet, die beiden Zwillingsmädchen durch eine vorgeburtliche genetische Manipulation lebenslang vor einer Ansteckung mit HIV geschützt zu haben.

Der Vorsitzende des Ethikrats, der Theologe Peter Dabrock von der Universität Erlangen-Nürnberg, machte die Dimension deutlich: "Es gibt den Menschen nun als GVO, als gentechnisch veränderten Organismus." Der ungeheuren Dynamik der Entwicklung gelte es Rechnung zu tragen. Der Ethikrat hatte bereits 2017 mit Arbeiten für die nun vorgelegte Stellungnahme begonnen. Dabei gehe es um mehr als eine Abschätzung von Risiko und Chancen, sagte Dabrock.

Konkret benennt das Gremium ethische Maßstäbe, die als Orientierung dienen sollen - darunter sind die Menschenwürde, der Lebensschutz, Freiheit, Natürlichkeit, das Vermeiden von Schädigungen, Gerechtigkeit, Solidarität und Verantwortung. Daraus ergebe sich "keine kategorische Unantastbarkeit der menschlichen Keimbahn", sagte Alena Buyx von der Technischen Universität München. Sie erläuterte, mit einem globalen Moratorium seien nicht die Aktivitäten "jeder Hütte" zu kontrollieren. Dies sei aber "eine rote Linie". Jeder, der dagegen verstoße, bewege sich außerhalb des akzeptierten Standards. Auch Forschungsförderung sei dann nicht mehr möglich. "Das ist nicht nichts."

Die Keimbahn ist nicht heilig

Andreas Lob-Hüdepohl von der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin erläuterte, dass es zu manchen Aspekten auch unterschiedliche Auffassungen gebe. So könnten Gen-Eingriffe Paaren mit schweren Erbkrankheiten die Chance auf ein gesundes Kind eröffnen. Für eine Minderheit im Rat sei das Ziel legitim, aber nicht hochrangig genug, um Aufwand und Risiken für Kinder und Kindeskinder zu rechtfertigen. Er betonte zugleich, die Keimbahn sei nicht "sakrosankt" und besitze keine fundamentale Würde wie sie der Mensch insgesamt habe. (dpa)

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