Sonnenfinsternis 2021: Erstmals nach sechs Jahren – heute wird der Mond die Sonne verdecken
Am 10. Juni schiebt sich der Mond vor die Sonne – eine Sonnenfinsternis wird zu sehen sein. Auch über Deutschland? Das müssen Sie wissen.
Eine besondere Sonnenfinsternis wird heute (10. Juni) auf der Nordhalbkugel der Erde zu beobachten sein. Es handelt sich um eine ringförmige Verdunklung der Sonne, die in dieser Ausprägung allerdings nur im nordwestlichen Grönland und Kanada sowie im Osten Sibiriens zu sehen sein wird. Doch auch in Deutschland kann man auf seine Kosten kommen.
In Grönland und Kanada wird sich der Neumond für knapp vier Minuten komplett vor die Sonne schieben, so dass nur ein kleiner Ring der Sonne am Rand weiter leuchten wird. Ein einmaliges Erlebnis für die Beobachter, das ein ganz ungewöhnliches Licht auf die Erde wirft, bei dem auch Schatten ringförmig erscheinen.
Sonnenfinsternis in Berlin und Brandenburg
In der Region Berlin und Potsdam wird der Grad der Bedeckung hingegen nur rund 13 Prozent ausmachen. Zwischen 11.35 und 13.42 Uhr wird am rechten oberen Rand der Sonne ein kleiner Teil von dem Mond verdeckt werden. Das Maximum wird in der Region um 12.38 Uhr zu sehen sein – vorausgesetzt natürlich, dass der Himmel weitgehend wolkenfrei ist.
Niemals direkt in die Sonnenfinsternis schauen
Das Ereignis darf allerdings niemals mit ungeschütztem Auge beobachtet werden, da dabei schwere Verbrennungen und Verletzungen der Netzhaut des Auges möglich sind. Man kann eine – möglichst unbenutzte und nicht zerkratzte – Sonnenfinsternis-Brille nutzen, falls von der totalen Sonnenfinsternis 1999 noch vorhanden.
Noch besser ist die indirekte Beobachtungsmethode, die der Astrophysiker Mirko Krumpe vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) empfiehlt. Dazu kann man ein Fernglas mit der großen Öffnung in Richtung Sonne halten und das Bild auf ein Blatt Papier projizieren (auch hier gilt: niemals durch das Fernglas hindurchschauen!).
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Wenn man den Fokus des Fernglases und das Blatt so hin und herbewegt, bis die Sonne einen scharfen Rand bekommt, müsste die fehlende Ecke der Verdunklung erkennbar sein. Und nicht nur das, auch Sonnenflecken, die unser Gestirn aktuell zieren, könnten dabei auf dem Papier sichtbar werden. Aufpassen sollte man aber auch dabei, denn durch stark gebündeltes Sonnenlicht kann das Papier Feuer fangen.
[Mehr über das physikalische Phänomen der Sonnenfinsternis, was die Forschung heute weiß0 und wie es auf anderen Planeten aussieht, lesen Sie hier]
Sonnenfinsternis wird lang am Himmel zu sehen sein
Eile besteht ohnehin nicht, denn diese Sonnenfinsternis wird recht lange weit oben am Südhimmel zu beobachten sein. Auch um 12.30 Uhr oder 12.50 Uhr wird sich ein ähnliches Bild ergeben wie zum Maximum um 12.38 Uhr.
Rund zwei Stunden wird das Ereignis von Berlin und Potsdam aus zu sehen sein. Immerhin steht Berlin mit seinen rund 13 Prozent Abdeckung noch ganz gut da, im München sind es nur rund 6 Prozent und im Süden Österreichs gerade mal 2,5 Prozent.
Besser haben es die Beobachter im Norden mit beispielsweise rund 17 Prozent in Hamburg und auf Sylt sind es immerhin schon rund 21 Prozent Verdunklung. In Europa wird das Ereignis ungefähr bis etwa Rom zu sehen sein, dort aber nur noch ganz minimal. Je weiter nach Norden, umso mehr wird verdeckt.
Sonnen-Ereignis hängt mit Supermond und der Mondfinsternis zusammen
Besonders ist diese Sonnenfinsternis, weil sie mit dem Supermond und der Mondfinsternis am 26. Mai zusammenhängt. Der Vollmond stand an diesem Tag sehr dicht an der Erde. Nun ist der Mond 14 Tage später sehr weit entfernt. Das ist der Grund dafür, dass diese Sonnenfinsternis auch hoch im Norden nicht total ist, sondern nur ringförmig.
Totale Sonnenfinsternis – Wann findet sie statt?
- 4. Dezember 2021: Totale Sonnenfinsternis
- 20. April 2023: Totale Sonnenfinsternis
- 8. April 2024: Totale Sonnenfinsternis
- 2. August 2027: Totale Sonnenfinsternis
- 22. Juli 2028: Totale Sonnenfinsternis
- 25. November 2030: Totale Sonnenfinsternis
- 14. November 2031: Totale Sonnenfinsternis
Der Mond ist zu weit weg, um die komplette Sonne abdecken zu können. „Selbst, wenn er die Sonne perfekt abdeckt, bleibt ringsherum ein kleiner Ring sichtbar“, erklärt Astrophysiker Krumpe.
Gravitationskräfte des Mondes und der Sonne addieren sich
Neben den sichtbaren Folgen hat die Sonnenfinsternis auch einen Einfluss auf die Anziehungskräfte. Ähnlich wie bei der Mondfinsternis vor zwei Wochen werden sich auch bei der Sonnenfinsternis die Gravitationskräfte des Mondes und der Sonne aufaddieren, erklärt Krumpe.
Immer wenn Erde und Sonne etwa in einer Linie stehen – also bei Voll- und Neumond – gibt es sehr starke Gezeiten in den Meeren, die sogenannten Springtiden. Mond- und Sonnenfinsternis folgen meist aufeinander, da die Mondbahn um die Erde im Bezug zur Erdbahn um die Sonne leicht geneigt ist. Zwei Ebenen, die leicht schräg zueinanderstehen.
Etwa zweimal im Jahr gibt es die Möglichkeit, dass sich diese Ebenen schneiden. Dann stehen Sonne, Erde und Mond für ein paar Tage genau in einer Reihe. Wenn der Mond hinter der Erde steht, folgt eine Mondfinsternis und wenn der Mond genau in einer Ebene zwischen Sonne und Erde steht, eine Sonnenfinsternis – in diesem Jahr im Juni und Dezember; dann aber nur auf der Südhalbkugel sichtbar.
Nächten Sonnenereignisse erst 2026 und vor allem 2081
Im Jahr 2015 war in Deutschland die letzte partielle Sonnenfinsternis zu beobachten, damals sogar mit einem Bedeckungsgrad von rund 74 Prozent in Berlin. 1999 war in unseren Breiten sogar eine totale Sonnenfinsternis zu erleben.
Die nächste Sonnenfinsternis am 25. Oktober 2022 wird es in Berlin und Potsdam auf rund 23 Prozent Abdeckung bringen. Interessant wird es mit 85 Prozent Abdeckung am 12. August 2026. Die nächste totale Sonnenfinsternis ist in Deutschland erst wieder im September 2081 zu erleben.
Sonnenfinsternis von Astrophysikern für Experiment genutzt
Eine Sonnenfinsternis wird von Astrophysikern auch für wissenschaftliche Experimente genutzt. Zum Beispiel hat ein solches Ereignis im Jahre 1919 zur ersten Bestätigung von Albert Einsteins Relativitätstheorie geführt, indem die Ablenkung des Lichts durch Massen dabei nachgewiesen werden konnte.
Bei einem anderen Experiment wird bei einer Mondfinsternis die reflektierte Strahlung der Erde auf dem abgedunkelten Mond untersucht – um Erkenntnisse zur Erforschung der Atmosphären von Exoplaneten zu erlangen.
Die Stiftung Planetarium Berlin plant einen Livestream mit Schaltungen zu verschiedenen Beobachtungsorten, Infos und Interviews. Am Urania-Planetarium Potsdam können Beobachtungstermine gebucht werden.