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Verdunkelte Sonne in Ohio, USA.
© Robyn Beck/AFP

Totale Sonnenfinsternis: Wenn der Hahn zweimal kräht

Statistisch gesehen, kann man nur alle 140 Jahre eine totale Sonnenfinsternis sehen. Besser also, man fährt ihr entgegen.

Fünf Jahre führten Lyder und Meder erbittert Krieg. Doch als sich eines Tages plötzlich die Sonne verdunkelte, so berichtet der griechische Geschichtsschreiber Herodot, werteten beide Seiten dies als Warnung der Götter und schlossen Frieden.

Es muss die totale Sonnenfinsternis am 28. Mai des Jahres 585 v. Chr. gewesen sein. Ob die kommende Sonnenfinsternis, deren Kernschatten am Montag den Süden der USA durchzieht, das politisch zerrissene Land einen kann, ist fraglich.

Partielle Verdunklungen sind häufiger

Ablenkung vom profanen Alltag verspricht das Schauspiel allemal: Bei einer Sonnenfinsternis schiebt sich der Mond zwischen Erde und Sonne, so dass er diese von der Erde aus gesehen verdunkelt. Eine totale Sonnenfinsternis mit kompletter Abdeckung kommt im Durchschnitt an einem bestimmten Ort nur alle 140 Jahre vor. Wobei sich so etwas auch binnen anderthalb Jahren wiederholen kann, und es manche Orte gibt, die dies seit Tausenden Jahren nicht mehr erlebt haben.

Eine totale Finsternis ist nicht zuletzt deshalb so selten, weil der Mond von der Erde aus gesehen kaum größer wirkt als die Sonne (diese ist in Wahrheit 400 Mal größer, aber auch 400 Mal weiter weg, daher erscheinen beide ungefähr gleich groß). Es muss schon alles genau passen, damit der Erdtrabant das Tagesgestirn gerade so eben komplett verdeckt – was dann auch nur wenige Minuten andauert. Viel häufiger ereignen sich daher partielle Finsternisse, wie in Deutschland zuletzt 2015.

Blüten schließen sich

Außer Staunen halten sich die Folgen einer Sonnenfinsternis in Grenzen. In Zeiten des Solarstroms haben wohl vor allem Stromversorger mit dem plötzlichen Ausbleiben der Sonnenenergie zu kämpfen. Immerhin nimmt die Stärke des Lichts um das Zehn- bis Hunderttausendfache ab. In Deutschland sackte die Einspeisung von Solarenergie in das Stromnetz während der partiellen Sonnenfinsternis 2015 um rund 12 Gigawatt ab. Die Schwankungen mussten über Pumpspeicher- und Gaskraftwerke ausgeglichen werden.

Die Temperatur sinkt um bis zu sechs Grad, Wind kommt auf. Schatten werden scharf. Vögel verstummen. Bienen fliegen zurück in ihren Stock. Tagaktive Tiere legen sich schlafen, nachtaktive wachen auf. Einige Blumen schließen ihre Blüten. Und nach der Finsternis hört man auf dem Land so manchen Hahn erneut krähen.

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