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Gute Tradition. Haben Eltern Erfahrung mit Inklusionskindern, sind sie offener für die Integration verschiedener Gruppen. Im Bild Schüler der Fläming-Grundschule in Friedenau, wo seit 1975 Kinder gemeinsam unterrichtet werden.
© Kitty Kleist-Heinrich

Umfrage zu Inklusion in der Schule: Eltern mit Inklusionserfahrung haben weniger Vorbehalte

Wie bewerten Eltern das gemeinsame Lernen von Schülern mit und ohne Förderbedarf? Eltern, deren Kind eine Inklusionsschule besucht, geben dem Modell in einer Umfrage gute Noten. Die Mehrheit aller Mütter und Väter aber glaubt, Kinder mit Behinderungen seien an Förderschulen besser aufgehoben.

Besuchen ihre Kinder eine inklusive Schule, an der behinderte und nicht behinderte Kinder gemeisnsam lernen, ist eine große Mehrheit der Eltern von dem Modell überzeugt. 68 Prozent dieser Mütter und Väter sind mit der individuellen Förderung ihres Kindes zufrieden. Und 89 beziehungsweise 80 Prozent halten die Lehrkräfte, die Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam unterrichten, für kompetent und engagiert. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung hervor.

Befragt wurden bundesweit rund 4300 Mütter und Väter schulpflichtiger Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren. Eltern, deren Kinder eine nicht-inklusive Schule besuchen, sind weniger zufrieden: Sie loben nur zu 58 Prozent die individuelle Förderung - und zu immerhin 82 Prozent die Kompetenz der Lehrkräfte, beim Engagement sind es 75 Prozent.

Inklusionslehrer gelten als gute Erklärer und Ermutiger

Dass Lehrer an inklusiven Schulen besonders geschätzt werden, sei ein wichtiges Zeichen „für gelingende Inklusion in Deutschland“, erklärt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Sie können gut erklären, fördern die Stärken der Schüler und ermutigen kindliche Interessen – auch in diesen Bereichen haben Eltern mit Kindern an Inklusionsschulen mehr Vertrauen in die pädagogischen Fähigkeiten der Lehrkräfte. Gleichzeitig sind sie zu 44 Prozent der Auffassung, dass Inklusion auf Kosten des fachlichen Lernens gehe. Bei den Eltern ohne Inklusionserfahrung sind es allerdings mit 58 Prozent weitaus mehr.

Die Meinungsforscher haben auch die Gegenprobe gemacht. Fragten sie die Eltern nicht nach konkreten Erfahrungen mit der Schule ihres Kindes, sondern nach ihrer allgemeinen Einstellung zum gemeinsamen Unterricht, zeigen sich größere Vorbehalte. Zwar bezeichnen sieben von zehn Eltern Inklusion als gesellschaftlich wichtig, aber sechs von zehn glauben, dass Kinder mit Behinderungen auf speziellen Förderschulen besser aufgehoben sind. Das entspricht einer Allensbach-Umfrage von 2014, nach der 64 Prozent der Eltern schulpflichtiger Kinder so dachten. 76 Prozent zweifelten zudem daran, ob Schulen ausreichend darauf vorbereitet sind, Schüler mit Behinderung zu integrieren.

Lehrkräfte wollen immer zu zweit unterrichten

Das Fazit aus der Studie lautet: Wer Erfahrung mit Inklusion hat, ist offener dafür – auch für verschiedene Gruppen von Förderschülern. 94 Prozent der Eltern mit Inklusionserfahrung wollen einen gemeinsamen Unterricht mit körperlich Beeinträchtigten, geht es um Schüler mit geistigen Behinderungen, sind es 42 Prozent. Bei denen ohne Erfahrungen sind 87 beziehungsweise 31 Prozent für die Inklusion dieser Gruppen offen.

Einer im Mai dieses Jahres veröffentlichten Umfrage im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) zufolge sind auch viele Lehrkräfte noch skeptisch. Zwar befürworten 57 Prozent der Befragten den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Handicap, aber nur unter der Voraussetzung, dass die personellen und finanziellen Ressourcen gegeben sind. Und 98 Prozent mahnen eine durchgehende doppelte Besetzung der Inklusionsklassen mit Lehrkräften und Sonderpädagogen an.

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