Raumfahrt: Ein neuer „Horizont“ für Gerst
Der Astronaut Alexander Gerst wird 2018 für sechs Monate zur ISS reisen - und der erste deutsche Kommandant der Raumstation sein.
Seit Monaten bereitet sich Alexander Gerst intensiv auf seinen zweiten Flug zur Internationalen Raumstation ISS vor. Ende April 2018 wird der deutsche Astronaut vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur zum Vorposten der Menschheit im All starten – und in der zweiten Hälfte seiner Mission „Horizons“ als erster Deutscher das Kommando auf der ISS übernehmen, die in 400 Kilometern Entfernung um die Erde rast.
Nicht rumkommandieren, sondern zusammenarbeiten
„Das ist natürlich eine große Ehre für mich, eine große Verantwortung, die ich sehr ernst nehme“, beschrieb der 41-jährige Gerst am Montag im Kölner Astronautenzentrum der Europäischen Weltraumagentur ESA seine Aufgabe als ISS-Kommandant. Dabei gehe es nicht darum, „dass man rumkommandiert, sondern dass man mit einem Team zusammenarbeitet“.
Nach seinem ersten ISS-Flug 2014 soll der promovierte Geophysiker und Vulkanologe auch diesmal sechs Monate auf der Raumstation bleiben. Einer der Höhepunkte seines ersten Forschungsaufenthalts war ein Außeneinsatz an der Raumstation. „Es ist wunderschön, da draußen zu sein", sagte Gerst damals. Nach seiner Rückkehr erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Bundespräsident Joachim Gauck würdigte besonders, dass Gerst in einem Blog seine Erfahrungen aus dem Weltraum mit allen teile.
Ein Teil von Gerst war schon auf dem Mond
Der zweite Aufenthalt auf der ISS krönt eine große Raumfahrerkarriere, die im Mai 2009 begann: Damals wählte die ESA Gerst mit fünf weiteren Kandidaten für ihr Astronautenkorps aus – aus 8413 Bewerbern. Für Gerst erfüllte sich ein Kindheitstraum: „Ich war selbst am meisten erstaunt, dass es geklappt hat.“
Wer weiß, was nach der zweiten ISS-Mission noch kommt. Gedanklich war der ledige Gerst schon ganz weit draußen im All. Zu einer möglichen Teilnahme an einer Mondmission sagte er kürzlich, es würde ihn natürlich „besonders faszinieren, am Rande eines Mondkraters zu stehen und diesen zu erforschen“. Im Grunde war er ohnehin schon einmal dort: Sein Großvater, ein Amateurfunker, richtete einst eine Antenne in den Weltraum und ließ den Enkel ins Mikrofon sprechen. Die Radiowellen seien zum Mond gereist und kurz darauf als Echo zurückgekommen. „Für mich als Sechsjährigen war ein Teil von mir auf dem Mond“, sagt Gerst. (AFP)