Erster deutscher Kommandant: Alexander Gerst will "Zeitkapsel" mit zur ISS nehmen
Die "Zeitkapsel" soll Wünsche deutscher Schüler für die Zukunft enthalten. Als Motto für seinen zweiten ISS-Flug wählte Gerst "Horizons".
Mit Astronaut Alexander Gerst zu neuen Horizonten: Der deutsche Raumfahrer hat seine zweite Mission zur internationalen Raumstation ISS unter das Motto "Horizons" gestellt. Die Forschungen auf der ISS bereiteten den Bau von Raumschiffen vor, die Menschen "über unseren Horizont hinaus bringen" werden, sagte Gerst am Montag vor Journalisten in Köln. Gerst soll Ende April 2018 als Astronaut der Europäischen Weltraumagentur ESA für rund sechs Monate zur ISS starten. Auf der Raumstation soll der 41-Jährige zeitweise als erster deutscher Astronaut das Kommando übernehmen.
Bislang hatte aus dem ESA-Astronautenkorps nur der Belgier Frank De Winne im Jahr 2009 das Kommando auf der ISS. Gerst stellte im Kölner Astronautenzentrum der ESA auch das Logo für seine "Horizons"-Mission vor. Es zeigt neben dem Missionsnamen unter anderem ein stilisiertes Schiff. Die Neugier auf das Unbekannte habe die Menschen früherer Generationen Schiffe bauen lassen, mit denen neue Kontinente entdeckt worden sein, erläuterte der prominente Astronaut. Die neuen Kontinente der Zukunft "sind der Mond und der Mars", sagte Gerst.
"Wir haben keinen Planet B"
Der Deutsche wird das ISS-Kommando in der zweiten Hälfte seiner bevorstehenden "Horizons"-Mission übernehmen. Dabei gehe es nicht darum, "dass man rumkommandiert, sondern dass man mit einem Team zusammenarbeitet", sagte der 41-Jährige. Gerst kündigte zugleich an, dass er auch bei seiner zweite ISS-Mission auf die Verletzbarkeit und den dringend notwendigen Schutz des Planeten Erde hinweisen wolle. "Wir haben keinen Planet B", unterstrich der ESA-Astronaut. Bei seinem ersten Raumflug 2014 hatte Gerst durch zahlreiche Foto- und Videobotschaften aus dem All über soziale Netzwerke eine große Anhängerschaft für die bemannte Raumfahrt geworben. Seine erste Mission hatte er unter das Mtto "Blue Dot" (Blauer Punkt) gestellt. Der Name ging zurück auf das berühmte Foto eines "Voyager"-Raumschiffs, das die weit entfernte Erde im Weltall als blassblauen Punkt zeigt.
ESA-Generaldirektor Jan Wörner wertete die Berufung von Gerst zum künftigen ISS-Kommandanten als "tolle Anerkennung der Leistung von Alex". Zugleich erinnerte Wörner im Kölner ESA-Astronautenzentrum an die völkerverbindende Rolle der bemannten Raumfahrt, die "Brücken bilden" könne. Die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Pascale Ehrenfreund, nannte die Raumfahrt "für einen Hochtechnologiestandort wie Deutschland wirklich unverzichtbar". Ehrenfreund stellte zugleich eine silbrig glänzende sogenannte Zeitkapsel mit 13 Zentimetern Durchmesser vor, die Gerst mit an Bord der ISS nehmen wird.
Die kleine Kapsel wurde von Auszubildenden des DLR in Braunschweig hergestellt und enthält unter anderem einen Datenträger, auf dem die Wünsche von Schülern aus ganz Deutschland für die Zukunft gespeichert sind. Nach Gersts Rückkehr von der ISS soll die Zeitkapsel dem "Haus der Geschichte" in Bonn übergeben werden. Das zeitgeschichtliche Museum wird sie dann bis zum Jahr 2068 verschlossen aufbewahren - erst 50 Jahre nach der "Horizons"-Mission soll die kleine Kapsel geöffnet werden. Dies werde in der Zukunft "einen wunderschönen Blick zurück" in die heutige Zeit eröffnen, sagte Ehrenfreund. (AFP)
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