IT-Hauptstadt Berlin: Digitalkonzept für Berlin soll bis Jahresende vorliegen
Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres kündigt ein Konzept an, wie Berlin in Wissenschaft und Wirtschaft Hauptstadt der Digitalisierung werden soll. Sie prüft zusätzliche IT-Professuren.
Wie wird Berlin zur IT-Hauptstadt? Ein Strategiepapier wird der „Berliner Kreis zur Digitalisierung“ gegen Ende des Jahres vorlegen. Das kündigte Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Mittwoch im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses an, der über den Haushalt für die Jahre 2016/17 beriet. Der Kreis ist aus einer Konferenz hervorgegangen, zu der der Regierende Bürgermeister und der Präsident der TU Ende Juni Digitalisierungs-Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik geladen hatten.
Berlin als "Kompetenzzentrum 4.0"
Die Opposition kritisierte, der Senat rede zwar immer von Berlin als einem „Kompetenzzentrum 4.0“, habe das bisher aber nicht inhaltlich hinterlegt. „Ich finde das frustrierend“, sagte Anja Schillhaneck (Grüne). Es sei bezeichnend, dass sich Projekte aus dem Bereich gar nicht im Haushalt niederschlagen würden. Martin Delius (Piraten) warf der Senatorin vor, offenbar sei ihr nicht klar, wie die Schaffung neuer Professuren im digitalen Bereich aussehen könne. Lars Oberg (SPD) wies das zurück: Man könne die konzeptionelle Arbeit kaum binnen weniger Wochen erledigen. Scheeres sagte, derzeit werde geprüft, „aus welchen Quellen wir zusätzliche IT-Professuren finanzieren könnten“.
Eine Idee dazu liegt bereits vor. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Florian Graf hat angeregt, mit Mitteln aus dem Haushaltstitel „Digitale Dividende“ und einem Teil der freiwerdenden Bafög-Mittel 66 IT-Professuren zu finanzieren. Das würde 20 Millionen Euro pro Jahr kosten. Noch müssen sich CDU und SPD über diesen Vorschlag einigen, in den Haushalt ist er bisher nicht eingeflossen. Im Ausschuss wurde die Idee jetzt aber nicht thematisiert. Scheeres erklärte nach der Sitzung auf Anfrage, sie „begrüße alle Vorschläge, die im Bereich der Digitalisierung eine Stärkung herbeiführen“. Der Senat „sollte und wird hier noch Akzente setzen“.
Von den Bafög-Mitteln sollen wie gehabt 32 Millionen Euro in die Sanierung der Hochschulen fließen. Acht Millionen davon werden in das Zehn-Jahres-Investitionspaket des Senats übertragen. Je fünf Millionen fließen 2016 an FU, HU und TU, drei an die Charité. Die Beuth-Hochschule erhält 1,7 Millionen, die HTW und die UdK gut eine Million. Für Wolfgang Albers (Linke) wäre ein Teil des Geldes besser beim Studentenwerk angelegt. Dass das Land dessen Zuschüsse nicht steigere und stattdessen Studierende höhere Beiträge zahlen lasse, sei ein Unding. Tilmann Warnecke
Am 7. Oktober stellen beim „Digital Science Match Berlin“ vom Tagesspiegel in Kooperation mit der „Zeit“ mehr als 100 Digitalforscher in je drei Minuten vor, woran sie arbeiten. Der Regierende Bürgermeister wird eine Eröffnungskeynote halten. Mehr unter www.science-match.info.