Kritik an Uni-Assist: Die Humboldt-Uni will Service-Verein kritisch prüfen
Studierende der Humboldt-Uni nennen unterschiedliche Gebühren für EU- und Nicht-EU-Ausländer "rassistisch". HU-Vizepräsident Kämper- van den Boogart sagt, der Service muss besser werden, einen Ausstieg der HU hält er aber für unrealistisch.
Das Präsidium der Humboldt-Universität will sich kritisch mit dem Verein Uni-Assist auseinandersetzen. Dem Antrag der Studierendenvertreter im Akademischen Senat (AS) der HU, „einen Ausstieg aus Uni-Assist in Betracht zu ziehen“, hat kürzlich eine große Mehrheit zugestimmt. Er sei den Studierenden dankbar, dass sie Beschwerden über den Verein aufgegriffen haben, der für 150 Hochschulen bundesweit die Unterlagen internationaler Studienbewerber prüft, sagte der Vizepräsident für Studium und Internationales an der HU, Michael Kämper-van den Boogaart dem Tagesspiegel.
„EU-Bürger zahlen 43 Euro, alle anderen 68 Euro. Das ist rassistisch“, erklärt AS-Mitglied Joao Fidalgo. Jede weitere Bewerbung kostet für beide Gruppen 15 Euro pro Uni – für viele sei das eine zu hohe finanzielle Hürde. Hinzu komme, dass Uni-Assist „unzuverlässig arbeitet und kaum ansprechbar ist“. Die HU solle aus dem Verein austreten und die internationalen Bewerbungen künftig wieder selber bearbeiten. Vor gut zehn Jahren hatte sie dies – wie die anderen Berliner Unis – der damals von deutschen Hochschulen, der Hochschulrektorenkonferenz und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst gegründeten Servicestelle mit Sitz in Berlin übertragen.
Tatsächlich berichten Studierendenvertreter, Studienberater und Betroffene immer wieder über Ärger mit dem Verein. Die Website von Uni-Assist sei unübersichtlich, die Abläufe bürokratisch. Unterlagen würden häufig verzögert bearbeitet. Problematisch ist auch die Abstimmung zwischen dem Verein und den Hochschulen: Uni-Assist ist in erster Linie für die Prüfung der Zeugnisse zuständig, die Unis selber für die Beratung. Eine Sprechstunde hatte der Verein wie berichtet im April vergangenen Jahres abgeschafft.
Uni-Assist: Aufwand bei EU-Bürgern geringer
Uni-Assist begründet die Höhe der Gebühren mit dem „Aufwand für die Bearbeitung internationaler Studienbewerbungen“, teilt Geschäftsführer Thomas Liljeberg auf Anfrage mit. Sie würden durch die Mitgliederversammlung beschlossen; dabei gingen die Hochschulen davon aus, „dass der Aufwand für die Bearbeitung europäischer Bewerbungen geringer ausfällt“, als bei nichteuropäischen Bewerbungen. Der Verein habe aber Verständnis für die Argumentation, es sollte keine unterschiedliche Behandlung nach Herkunftsregionen geben. Es sei davon auszugehen, dass sich die Mitgliederversammlung mit dieser Frage befassen werde.
Vizepräsident: Bearbeitung an der HU zu teuer
Auch ansonsten wehrt sich Uni-Assist stets gegen Kritik, spricht von Einzelfällen und Gerüchten, mit denen man zu kämpfen habe. Dass in strittigen Fällen häufig gemeinsam mit den Hochschulen Lösungen gefunden werden, bestätigen auch die Unis. In Berlin haben sich die Freie und die Technische Universität zuletzt zufrieden mit der Zusammenarbeit gezeigt.
An der HU scheint sich das Blatt nun zu wenden. Die Forderung der Studierenden, die Studienabteilung mit den internationalen Bewerbungen zu betrauen, hält Kämper-van den Boogaart aber für unrealistisch: „Dazu bräuchten wir zehn bis 12 zusätzliche Kollegen in der Abteilung, das würde im Jahr bis zu 600 000 Euro kosten – ein zu hoher Preis angesichts unserer Haushaltslage.“ Die Unileitung hatte wie berichtet kürzlich erklärt, Stellen in der Verwaltung sperren zu müssen und im akademischen Mittelbau verzögert zu besetzen, weil Geld im Haushalt fehle.
HU will "kritische Rolle bei Uni-Assist einnehmen"
Eine „Berliner Lösung“ für Uni-Assist hatten FU und TU bereits abgelehnt. Gleichwohl könnte die HU „eine kritische Rolle bei Uni-Assist“ einnehmen, sagt Kämper-van den Boogaart. Ziel müsse sein, die Gebührenfrage gerecht zu lösen und den Service zu verbessern – „auch mit Uni-Assist“. Beschwerden werde er nachgehen, konkrete Fälle bündeln und mit der Geschäftsführung des Vereins diskutieren. Allerdings hätte die Studierendenvertretung Refrat noch kaum welche geliefert. „Wir sind bereits dabei, einzelne Fälle zu dokumentieren“, sagt Fidalgo.
Auf einen Kritikpunkt hat die HU bereits reagiert: Bislang hatte sie als einzige Uni Bewerbungen von Deutschen, die ihren Abschluss im Ausland gemacht haben, selber gebührenfrei bearbeitet. Auch darin sah der Refrat eine Diskriminierung der Ausländer. Ab sofort schickt die HU auch die Deutschen zu Uni-Assist – zu dem Verein, den sie nun kritisch beleuchten will.
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