Bildungsgerechtigkeit: Deutsche Jugend zweifelt an Chancengleichheit
Aktuelle Forsa-Umfrage: Mehrheit der jungen Erwachsenen glaubt nicht mehr an Gerechtigkeit im deutschen Bildungssystem. Der kulturelle Hintergrund der Eltern wird als ausschlaggebend gesehen.
Jugendliche und junge Erwachsene sehen ihren kulturellen Hintergrund, den sie aus dem Elternhaus mitbringen, als ausschlaggebend für ihren Bildungserfolg. Das geht aus einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts hervor. Eine Mehrheit der 14- bis 21-Jährigen (59 Prozent) glaubt demnach nicht, dass alle Kinder unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft die gleichen Chancen auf eine gute Bildung haben.
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Der Anteil derjenigen, die der Auffassung sind, dass der kulturelle Hintergrund der Erziehungsberechtigten einen großen Einfluss auf die Bildungschancen der Kinder hat, ist laut Forsa sehr deutlich auf 51 Prozent gestiegen. Das sind 20 Prozentpunkte mehr als bei einer ersten Umfrage zu diesem Thema von 2016.
Für die Umfrage im Auftrag der Initiative „Tag der Bildung“ (8. Dezember) wurden vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im September und Oktober 2021 rund 1000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 21 Jahren befragt.
Der kulturelle Hintergrund der Eltern wird als ein Grund genannt
Dass dabei knapp 60 Prozent an der Chancengleichheit im Bildungssystem zweifeln, ist nach Angaben der Studien-Autor:innen der höchste und damit schlechteste Wert seit der ersten Befragung im Jahr 2015. „Seit 2018 hat die Skepsis zudem kontinuierlich zugenommen; damals war noch etwa die Hälfte (51 Prozent) von der Chancengleichheit in Deutschland überzeugt“, heißt es in der Untersuchung. Nur 39 Prozent der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind der Meinung, dass alle Kinder in Deutschland im Großen und Ganzen unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft die gleichen Chancen auf eine gute Bildung haben.
Als wichtige Einflussfaktoren auf die Bildungschancen haben die befragten Jugendlichen an erster Stelle die Qualität der Schule angegeben (92 Prozent), gefolgt von der Zuwendung und Unterstützung der Eltern (90 Prozent) und der eigenen Motivation (86 Prozent). 73 Prozent sehen in dieser Frage einen großen Einfluss beim Freundeskreis der Kinder und Jugendlichen, 67 Prozent bei der Bildung der Eltern und 51 Prozent beim kulturellen Hintergrund der Eltern.
Nach Ansicht der Jugendlichen soll sich Deutschland auch international für chancengerechte Bildung einsetzen. Die große Mehrheit der Befragten (82 Prozent) gab an, dass sich Deutschland auch in anderen, ärmeren Ländern für ein inklusives, chancengerechtes und hochwertiges Bildungssystem engagieren soll.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Trotz der eher skeptischen Haltung in Bezug auf Chancengleichheit im Bildungssystem sehen die jungen Menschen in Deutschland ihre berufliche Zukunft sehr positiv. Laut Umfrage blicken 32 Prozent positiv und 54 Prozent eher positiv nach vorne, mit insgesamt 86 Prozent ist das ein hoher Wert. Die Forschenden wollten auch wissen, welche Kenntnisse für die persönliche berufliche Zukunft als wichtig erachtet werden. Nahezu alle Befragten gaben hier Selbstorganisation (96 Prozent), Höflichkeit und Toleranz gegenüber anderen Menschen (94 Prozent) und Kenntnisse der deutschen Sprache (91 Prozent) an. 80 Prozent nannten auch Fremdsprachenkenntnisse und 78 Prozent Berufspraktika. Interessant ist zudem, dass 61 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass auch Kenntnisse über Klima- und Umweltschutz sehr wichtig für ihre persönliche berufliche Zukunft sind.
Mehrheit für Präsenzunterricht
Mit Blick auf Distanzunterricht und Homeschooling in der Pandemie wollten die Meinungsforschenden auch wissen, wie der digitale Unterricht bei den jungen Menschen ankam. Hier ergibt sich ein differenziertes Bild: Während rund die Hälfte damit zufrieden war (53 Prozent), gaben mit 52 Prozent nahezu genauso viele an, dass ihre Lehrer:innen nicht gut oder schlecht mit digitalen Lernmethoden vertraut waren. Die Mehrheit der Befragten wünscht sich zudem, dass der Unterricht nach der Pandemie wieder überwiegend oder ausschließlich in Präsenz stattfinden soll (67 Prozent).
Eine ebenfalls in dieser Woche erschienene Untersuchung hatte wie berichtet ergeben, dass vor allem die Eltern bei ihren Kindern vermehrt Lernrückstände durch die Pandemie sehen.
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