Neue Zahlen zur Fettsucht: Der falsche Alarmismus beim Übergewicht
So dick war Deutschland noch nie, heißt es gerade. Doch statt auf die vorhandenen Pfunde sollte man auf die mangelnde Bewegung schauen. Ein Kommentar.
Dicke sind zur Hauptzielscheibe der Gesundheitshüter geworden. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht vor der „Adipositasepidemie“ (Adipositas = Fettsucht) gewarnt wird. Körperfülle ist also eine Art Infektion, die es auszurotten gilt. Jetzt hat sich auch die an sich honorige Deutsche Gesellschaft für Ernährung dem Halali auf die Beleibten angeschlossen. „So dick war Deutschland noch nie“ lautet die Überschrift der Pressemitteilung der Gesellschaft. „Die Zahl der Übergewichtigen nimmt in Deutschland weiterhin zu“, heißt es dann im ersten Satz. Nun ja, stimmt nicht so ganz: 1999 betrug laut Mikrozensus-Umfrage der Anteil der Übergewichtigen (Körpermasse-Index BMI von 25 bis 30) an der deutschen Bevölkerung 36,2 Prozent, 2013 lag er bei 36,7 – also praktisch kein Unterschied. Es trifft zwar zu, dass der Anteil der Fettleibigen (BMI über 30) etwas stärker zugenommen hat, aber das allein rechtfertigt keinen Alarmismus. Wichtiger als über Speckrollen zu lamentieren wäre es, sich für mehr Fitness und Sport einzusetzen. Das ist gesundheitlich viel wichtiger als das eine oder andere Pfund zu viel. Übrigens: Die geringste Sterblichkeit im mittleren Lebensalter haben Personen mit einem BMI von 27 (Übergewicht!); jenseits der 70 sind es solche mit einem BMI von 27 bis 35 (Fettsucht!). Mit den Pfunden steigt die Lebenserwartung.