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Die Ausgaben für Adipositas im Gesundheitswesen werden auf 17 Milliarden jährlich geschätzt.
© picture alliance / dpa

Adipositas: Deutschland hat ein dickes Problem

Ein Viertel der Erwachsenen gilt als stark übergewichtig, also adipös. Die Techniker Krankenkasse fordert nun einen bundesweiten Aktionsplan.

Angesichts der steigenden Zahl extrem übergewichtiger Menschen in Deutschland schlägt die Techniker Krankenkasse (TK) Alarm. Nötig sei ein bundesweiter Aktionsplan gegen Adipositas, forderte TK-Vorstandschef Jens Baas am Donnerstag in Hamburg. Allein mit "immer neuen Aufklärungskampagnen ist es nicht getan". In Deutschland haben Experten zufolge rund 16 Millionen Menschen ein ausgeprägtes Übergewicht.

Allein die TK zählte im vergangenen Jahr fast 700.000 Arztbesuche und knapp 130.000 Klinikaufenthalte mit der Diagnose Adipositas. 2013 seien es erst 580.000 Arztbesuche und knapp 92.000 Klinikaufenthalte wegen dieser Diagnose gewesen. "Allen ist klar, dass wir hier ein schwerwiegendes Problem haben, aber jeder sieht den anderen in der Pflicht", kritisierte Baas. Gerade bei diesem Thema müssten Politik, Gesundheitswesen, Industrie und auch Verbraucher, über den "Tellerrand hinaus sehen".

"Lebensstilbedingte Erkrankungen medikamentös zu behandeln erscheint vielen Menschen als der vermeintlich leichtere Weg", erklärte Baas. Statt auf Ernährungsumstellung zu setzen und Bewegung zu verschreiben, steige stattdessen neben der Zahl der Patienten vor allem die Zahl der verordneten Herz-Kreislauf-Medikamente.

So habe im vergangenen Jahr durchschnittlich jeder Erwerbstätige für drei Monate Herz-Kreislauf-Präparate erhalten. Seit dem Jahr 2000 sei das Volumen dieser Medikamente um 80 Prozent gestiegen. Baas kritisierte, dass im Gesundheitswesen nahezu alle von der hohen Medikation finanziell profitierten, es aber kaum Anreize gebe, sich um die Gesundheit der Menschen zu kümmern.

Zudem sieht er die Lebensmittelindustrie in der Pflicht. "Viele Produkte enthalten zu viel Fett und zu viel Zucker, und es wird auf den Verpackungen nicht einmal verständlich ausgewiesen." Auch hier ist Baas zufolge der Gesetzgeber gefordert, dafür zu sorgen, dass die Verbraucher sich vernünftig informieren können.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen gilt demnach sogar als stark übergewichtig, also adipös. Übergewicht und Adipositas bedeuten ein erhöhtes Risiko für eine Vielzahl von Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten. Die Ausgaben für Adipositas im deutschen Gesundheitswesen werden auf rund 17 Milliarden Euro jährlich geschätzt.

Bei Adipositas kommt es zu einer übermäßigen Ansammlung von Körperfett. Als adipös gelten Erwachsene mit einem Körpermasse-Index (BMI) von mindestens 30. Die Ursachen der Adipositas sind vielfältig. Dazu gehören genetische Faktoren, Bewegungsmangel und Störungen des Hormonhaushalts. Studien zufolge kann die Lebenserwartung der Betroffenen bis zu zehn Jahre verkürzt sein. (AFP)

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