Statistisches Jahrbuch: So gesund leben die Deutschen
Wir rauchen weniger und fühlen uns fitter - und doch ist nicht alles gut. Vor allem Männer leiden zunehmend unter Übergewicht und Diabetes. Wie geht es den Deutschen?
Das Statistische Bundesamt hat sein statistisches Jahrbuch vorgestellt - ein Porträt der Gesellschaft in Zahlen.
Die meisten Statistiken der neuen Ausgabe stammen aus den Jahren 2013 und 2014, weil es immer eine Weile dauert, bis das Amt die Statistiken erhoben, gesammelt und aufbereitet hat.
65% - fühlen sich fit
Das sind fünf Prozent mehr als vor zehn Jahren – obwohl die Bevölkerung tendenziell älter wird und sich ältere Menschen eher schlechter und stärker beeinträchtigt fühlen als junge. Acht Prozent fühlen sich nach eigener Aussage schlecht oder sehr schlecht. Männer und Frauen unterscheiden sich nicht nennenswert.
83 Jahre - Lebenserwartung einer heute geborenen Frau
Eine heute geborene Frau hat eine um fünf Jahre höhere Lebenserwartung als ein Mann. Insgesamt steigt die Lebenserwartung seit Jahren langsam, aber kontinuierlich. Das liegt vor allem daran, dass heute kaum jemand mehr in sehr jungen Jahren stirbt. Aber auch an besserer Versorgung und medizinischen Fortschritten. Vor hundert Jahren lag die Lebenserwartung noch bei etwa 50 Jahren.
Weniger Raucher, mehr Lungenkrebs
1041 - Zigaretten pro Jahr
So viele Zigaretten, Zigarren oder Zigarillos rauchen Deutsche durchschnittlich in einem Jahr. Das sind 170 Stück oder fast 14 Prozent weniger als noch 2005. Auch die Zahl derjenigen, die sich als regelmäßige Raucher bezeichnen, ging zurück: von 25 Prozent vor der Jahrtausendwende auf 21 Prozent im Jahr 2013. Vor allem die Jüngeren rauchen seltener als früher. Entsprechend haben sich die monatlichen Ausgaben für Tabakwaren über die vergangenen Jahre hinweg kaum verändert – obwohl Tabak zuletzt vor allem wegen höherer Steuern viel teurer geworden ist.
45 000 - Tote durch Lungenkrebs
Im Jahr 2014 starben so viele Menschen an Lungenkrebs. Zwei Drittel von ihnen waren Männer. Lungenkrebs war für sie die zweithäufigste Todesursache nach Durchblutungsstörungen im Herz; sieben Prozent starben an der Krankheit, die typischerweise Raucher trifft. Frauen sterben häufiger an Herzinfarkten, Brustkrebs oder Demenz. Allerdings nimmt Lungenkrebs auch unter Frauen zu: Im Jahr 2014 starben 41 Prozent mehr Frauen daran als zehn Jahre vorher. Auch wenn heute weniger Menschen rauchen als früher: Die Spätfolgen des Rauchens verursachen häufiger Lungenkrebs.
Mehr Geld für Alkohol als für Obst
98 Liter - Bier pro Jahr
Im Schnitt trinken alle Deutschen im Jahr 98 Liter Bier. Am Tag wären das etwa mehr als 0,2 Liter, also etwa ein Kölsch. Vor zehn Jahren waren es noch 111 Liter. Allerdings gibt ein durchschnittlicher Haushalt mehr für Alkoholika aus als für Obst: 26 Euro für Wein, Bier und Schnaps – 23 Euro für Äpfel, Bananen und Maracujas.
118 600 - Betrunkene mit Vollrausch im Krankenhaus
Übermäßiger Alkoholkonsum, der zum Vollrausch führt, ist nicht nur ein Problem der Jugend. Von den Patienten, die ins Krankenhaus kamen, weil sie zu viel getrunken hatten, war nur etwa ein Fünftel jünger als zwanzig Jahre. Nachdem jahrelang stets mehr Jugendliche wegen Alkohols in die Klinik kamen, wurden es zuletzt zwei Jahre in Folge wieder etwas weniger.
Einigen können sich nicht täglich richtige Mahlzeiten leisten
87 Kilo - Fleisch pro Jahr
So viel Fleisch isst ein Deutscher im Schnitt pro Jahr. Daran ändert sich seit Jahren fast nichts: In den vergangenen fünfzehn Jahren wurde es nur ein Kilogramm weniger – eine große vegetarische Bewegung weg vom Fleisch gibt es offenbar bislang nicht.
16% - haben starkes Übergewicht
So viele fettleibige Menschen gibt es den Statistikern zufolge: Sie haben einen Body-Mass-Index (BMI) von 30 Punkten oder mehr. Der BMI setzte Körpergröße und Gewicht miteinander ins Verhältnis. Derzeit gelten 17 Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen als stark übergewichtig. Noch viel mehr Menschen gelten als übergewichtig, aber nicht fettleibig, haben also einen BMI von mindestens 25: Das trifft auf fast zwei Drittel der Männer und 40 Prozent der Frauen zu. Viele leiden unter gesellschaftlicher Ausgrenzung.
26 % - Anstieg bei Diabetes von Männern.
Im Vergleich zum Stand vor zehn Jahren kam zuletzt ein größerer Teil der Männer wegen Typ-2-Diabetes ins Krankenhaus. Erstaunlich ist, dass heute unter den Diabetes-Kranken anteilig weniger Frauen betroffen sind als noch vor zehn Jahren. Dabei gibt es heute nicht nur mehr alte Menschen, sondern auch mehr übergewichtige Frauen. Typ-2-Diabetes wird auch Altersdiabetes genannt, weil vor allem Senioren an ihr erkranken. Übergewicht erhöht das Risiko ebenfalls.
8% - müssen am Essen sparen
Jeder und jede Zwölfte kann sich nach eigener Aussage nicht einmal jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit leisten, also warmes Essen mit Fleisch, Fisch oder vegetarischen Alternativen. Besonders oft geht das Alleinerziehenden so. Sie sind häufiger arm oder arbeitslos als andere Eltern und können sich so nicht immer gesundes Essen kaufen: Von ihnen haben nicht nur acht, sondern sogar 16 Prozent nicht einmal alle zwei Tage ein vollwertiges Essen auf dem Tisch.
27 Minuten - Bewegung am Tag.
Eine knappe halbe Stunde bewegt sich jeder Deutsche täglich: Er fährt mit dem Fahrrad, macht Sport oder Spaziergang. Nur 28 Prozent treiben nach eigener Aussage regelmäßig Sport – dann aber intensiv. Sie bewegen sich im Schnitt 95 Minuten am Tag. Echten Bewegungsmangel sieht die Weltgesundheitsorganisation bei etwa einem Fünftel der Deutschen.
Auf fünf Einwohner kommt eine OP
328 Milliarden Euro - Gesamtausgaben für Gesundheit
Das sind etwa elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts Deutschlands. Der weitaus größte Teil sind Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen. Dann folgen schon die privaten Haushalte vor den privaten Kassen.
2,6 Millionen - Pflegebedürftige
Mehr als zwei Drittel der 2,6 Millionen Pflegebedürftigen im Land werden allein durch Angehörige zu Hause versorgt, mehr als 760 000 Menschen leben in Pflegeheimen. Dort kümmern sich fast ausschließlich Frauen um sie: Sie stellen fast vier Fünftel der ungefähr 685 000 Menschen, die in diesen Heimen arbeiten.
16 Millionen - Operationen in einem Jahr
Etwa 16 Millionen Operationen wurden im Jahr 2014 durchgeführt. Rechnerisch ist das eine für jeden fünften Einwohner. Besonders viele Eingriffe wurden an Beinen und Füßen vorgenommen. Aber auch an Magen und Darm sowie an der Haut wurde sehr oft operiert.
7,5 Millionen - Schwerbehinderte in Deutschland
Fast zwei Drittel der 7,5 Millionen Schwerbehinderten in Deutschland sind körperlich eingeschränkt, der Rest hat geistige Behinderungen. Ältere Menschen sind durchgängig häufiger betroffen als jüngere. Fast eine Million Menschen haben dabei den höchsten Behinderungsgrad.
Jonas Schaible