Krippenausbau und Ausbildungsplatz-Garantie: Der DGB will eine deutsche Bildungsstrategie
Der Krippenausbau soll vorangetrieben werden - und die Kita-Qualität, fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund. Der DGB stellt Forderungen für eine "umfassende Bildungsstrategie".
Bei den kleinsten Bürgern der Bildungsrepublik geht die Rechnung nicht auf. Am 20. Oktober 2008 setzten sich Bund und Länder beim Dresdner Bildungsgipfel das Ziel, bis 2013 für 35 Prozent der unter Dreijährigen einen Krippenplatz zu schaffen. Sieben Jahre später ist klar: Trotz vieler Fortschritte reicht es nicht, derzeit liegt das Angebot bei 32,9 Prozent. In einer Bilanz zu den Zielen des Bildungsgipfels im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) verweist der Bildungsforscher Klaus Klemm auf den geringen Anstieg gegenüber 2014, als die Quote bei 32,3 Prozent lag. In Ostdeutschland werde sie mit Krippenplätzen für 50 bis 60 Prozent der Kleinsten übererfüllt, während im Westen gerade einmal 22 bis 28 Prozent versorgt seien.
Flüchtlinge werden in Prognosen noch nicht berücksichtigt
Doch selbst diese Zahlen seien jetzt infrage gestellt, sagte Klemm am Montag bei der Vorstellung seiner Expertise in Berlin. Das Plus von 33 000 Geburten von 2013 auf 2014 habe die Quote bereits gedrückt, 2016 drohe sie zu sinken – zumal die hohen Flüchtlingszahlen in den Prognosen noch nicht berücksichtigt seien.
Kritisiert werden außerdem Mängel bei der Betreuung, so sei die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher, die sich um ein Krippen- oder Kitakind kümmern, viel zu klein. Der DGB fordert deshalb ein Kita-Qualitätsgesetz, das bundesweite Standards festschreibt – etwa für Gruppengrößen, die Aus- und Weiterbildung von Erzieherinnen und die Zeit für Vor- und Nachbereitung. Das Kita-Qualitätsgesetz ist einer von zehn Punkten einer „umfassenden Bildungsstrategie“, die der Gewerkschaftsbund Bund und Ländern vorschlägt. Das Jahrestreffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten der Länder am 3. Dezember in Dresden wäre eine Gelegenheit, gemeinsam mit Kommunen und Sozialpartnern eine Reformkommission einzurichten und eine solche Bildungsstrategie auszuarbeiten, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack.
Erwachsenen-Bafög für alle, die sich weiterentwickeln wollen
Zu den Eckpunkten dafür gehören aus DGB-Sicht ein Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz ab 2020 und eine Ausbildungsgarantie für alle Jugendlichen. Außerdem fordert der DGB ein Erwachsenen-Bafög, in dem die staatliche Förderung der Studienfinanzierung, des Nachholens schulischer und beruflicher Abschlüsse und von Aufstiegsfortbildungen zusammengeführt werden sollten. Vieles davon könnte mit den 23,5 Milliarden Euro erreicht werden, die fehlten, um das ebenfalls 2008 formulierte Ziel von Bildungsinvestitionen in Höhe von zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erreichen.
Falsche Zahlen zum angeblichen Akademisierungswahn
Einen Rechenfehler erkennt Klaus Klemm indes auch in der Diskussion um den „Akademisierungswahn“. Seiner Expertise zufolge wurden 2014 rund 518 000 Ausbildungsverträge geschlossen, knapp 220 000 Jugendliche begannen eine schulische Ausbildung – insgesamt sind das rund 738 000 junge Menschen. Ihnen standen 500 666 Studienanfänger gegenüber. Davon müssten 90 000 Studierende aus dem Ausland abgezogen werden, meint Klemm. Angesichts dieser Zahlen von einer Überakademisierung zu sprechen sei „absurd“.
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