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Close-up eines Schachbretts. Eine Hand bewegt einen weißen Bauern.
© dpa

Künstliche Intelligenz: Computer bringt sich selbst Schach bei - und schlägt den Menschen

Bisher verließen sich Schachcomputer auf menschliche Spielstrategien. "AlphaZero" braucht diese nicht und kommt dennoch zu erstaunlichen Ergebnissen.

Das Programm "AlphaZero" lernt Schach schneller als jedes bisher entwickelte – und das vollkommen selbstständig. Das berichtet ein Entwicklerteam um Demis Hassabis heute im Fachmagazin "Science".

Die Schachspiele, die bei Weltmeisterschaften ausgetragen werden, repräsentieren schon lange nicht mehr die stärksten Spieler – denn das sind seit bereits etwa 20 Jahren Computer. Da sie im Gegensatz zu Menschen ständig dazu lernen, gab es nur ein kleines Zeitfenster, in dem echter Wettbewerb zwischen Mensch und Maschine stattfinden konnte.

Riesige Bibliotheken an Eröffnungs- und Mattzügen, Evaluationsfunktionen und sonstige Spielstrategien bilden den Kern traditioneller Programme wie "Stockfish" und "Fritz".
Dadurch spiegeln sich in diesen Programmen meist die Prioritäten und Vorbehalte der Programmierenden wider, schreibt Garry Kasparov, ehemaliger Schachweltmeister und Vorsitzender der Human Rights Foundation.

"AlphaZero" lernt schnell und dynamisch

Das neue Programm hingegen ist davon nun gänzlich frei: nachdem es die Regeln einprogrammiert bekommen hat, spielt es zunächst vollkommen strategielos gegen sich selbst und wird durch konstante Evaluierung der Spielzüge sehr schnell besser. Die Anzahl Schachspiele zwischen Menschen, die insgesamt weltweit aufgezeichnet wurden, beendete "AlphaZero" in nur wenigen Stunden und lernte dabei so schnell dazu, dass die im Moment weltbeste Maschine in einem Match keine Chance hatte. Dabei beeindruckt es Experten mit einem dynamischen Spielstil, der sonst von Computern nicht beherrscht wird. Dieser Stil ist vom System selbst generiert und reagiert auch auf Situationen, die Intuition erfordern und nicht gut berechenbar sind.

Prinzip auch auf andere Bereiche anwenden

"Mein Traum ist es, diese Art von System nicht nur auf Brettspiele angewendet zu sehen, sondern in allen möglichen Bereiche der reellen Welt: zum Beispiel bei der Entwicklung von Medikamenten, in der Materialforschung oder in der Biotechnologie", schreibt David Silver, leitender Forscher des Programms.

Auch Kasparov sieht eine "bemerkenswerte Verbindung" zwischen einem antiken Brettspiel und modernster Wissenschaft. ""AlphaZero" überholt uns auf gründliche und nützliche Weise, das könnte auch auf andere Aufgaben angewendet werden, wo virtuelles Wissen generiert werden kann", erklärt er. Das Programm zeige uns, dass Maschinen auch selbst Experten sein können, nicht nur Tools von Experten. Schachlehrer würden aber deshalb jetzt (erst einmal) nicht arbeitslos – erklären kann das Programm seine Entscheidungen noch nicht.

Sarah Reim

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