Nachhaltigkeit: Brot für die Welt der zehn Milliarden
Genug, gesund, aber nicht so einfach: Eine Experten-Kommission legt ein Konzept einer nachhaltigen Ernährungsstrategie für die wachsende Weltbevölkerung vor.
Die Ernährungsgewohnheiten vieler Menschen schaden nicht nur ihnen selbst, sondern auch dem Planeten. Bis 2050 – in rund einer Generation also – wäre es allerdings möglich, das trotz wachsender Weltbevölkerung grundsätzlich und in erstrebenswerter Weise zu ändern. Zu diesem Schluss kommt eine Kommission aus 37 renommierten Experten aus 16 Ländern im Medizin-Fachmagazin „The Lancet“.
Weniger Rindfleisch, weniger Zucker
Rund drei Milliarden Menschen – 40 Prozent der Weltbevölkerung – seien fehlernährt, heißt es dort. 820 Millionen hätten nicht genug zu essen. 2,1 Milliarden Erwachsene seien übergewichtig oder fettleibig. Die Diabetikerrate habe sich in 30 Jahren verdoppelt. Zugleich sei die Produktion von Nahrung die größte Ursache der Zerstörung von Ökosystemen. Sie benötige 40 Prozent der Landfläche, 70 Prozent des genutzten Süßwassers und sei für 30 Prozent des Treibhauseffekts verantwortlich.
Es sei aber möglich, bis 2050 die dann etwa 10 Milliarden Menschen gesund zu ernähren, ohne die Natur zu zerstören, schreiben die Forscher. Voraussetzungen dafür seien eine beispiellose globale Zusammenarbeit und grundsätzliches Umschwenken in vielen Bereichen. Der Konsum von Lebensmitteln wie Rindfleisch und Zucker müsse mehr als halbiert werden. Der Großteil der derzeitigen Rindfleischproduktion ist sehr ressourcen- und klimaschädlich, hoher Zuckerkonsum gilt als großes Gesundheitsrisiko.
Der Anteil als gesund und ressourcenschonend geltender pflanzlicher Produkte wie Nüsse, Obst und Gemüse müsse sich verdoppeln. Von Land zu Land seien Art und Ausmaß der nötigen Veränderung aber sehr verschieden.
"Agrarrevolution"
In Deutschland lag 2017 der Konsum von Fleisch und Wurst pro Woche im Schnitt bei 1,2 Kilogramm. Die Kommission empfiehlt mit Blick auf Gesundheit und Umwelt dagegen nur bis zu 300 Gramm. „Die Ernährung der Weltbevölkerung muss sich drastisch ändern“, sagt Harvard-Professor Walter Willett, einer der beiden Kommissions-Vorsitzenden.
Eine gesunde Ernährung könne bis zu 11,6 Millionen vorzeitige Todesfälle pro Jahr verhindern, schreiben die Forscher. Dazu zählen sie Getreide wie Reis, Weizen und Mais sowie Kartoffeln und Gemüse, aber wenig Rind-, Lamm- und Schweinefleisch. Ob dieser Mix wirklich gesund ist, ist allerdings aufgrund des hohen Kohlenhydratanteils auch umstritten.
Ein neues Ernährungssystem zu entwickeln und durchzusetzen, sei eine gewaltige Aufgabe und „nichts weniger als eine Agrarrevolution“, sagt Johan Rockström, designierter Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und ebenfalls Vorsitzender der Kommission. Doch es sei machbar und könne auf eine Art und Weise erreicht werden, von der Landwirte, Konsumenten und Natur und Umwelt allesamt profitierten.
Schwächen der Studie
Die Landwirtschaft muss sich laut Studie an fünf Maximen orientieren: kein weiteres Land verbrauchen, die Artenvielfalt erhalten, Wasser einsparen, die Belastung durch Stickstoff- und Phosphordünger verringern, bis 2050 kein Kohlendioxid mehr produzieren und den Ausstoß anderer Treibhausgase wie Methan und Lachgas nicht steigen lassen.
Allerdings habe die Kommission mögliche Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft nicht einkalkuliert, sagt der nicht an der Studie beteiligte PIK-Forscher Owen Gaffney. Zudem fehlen Aussagen zu Vor- oder Nachteilen genetisch veränderter Pflanzen.
Strategien
Strategien, die Veränderungen zu erreichen, könnten laut Studie folgende sein: Die Politik sollte Voraussetzungen schaffen, damit mehr gesunde Nahrung gekauft wird, etwa über Bildung, Werbeverbote und Steuerpolitik. Erzeuger und Handel sollten vielfältigen und gesunden Produkten Priorität geben. Ernteerträge müssten in vielen Regionen erhöht werden, etwa durch Feldfrüchte, die besser geeignet sind für das jeweilige Klima und die Böden, und durch effiziente Bewässerung. Ein weltweit koordinierter Umgang mit Land und Ozeanen sei nötig, Fischfang etwa müsse in zehn Prozent der Meeresgebiete verboten werden, damit sich Bestände erholen könnten. Und die Menge in Produktion und Handel verworfener, von Konsumenten weggeworfener und dem Verderb anheim fallender Lebensmittel müsse halbiert werden. rif/dpa
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