Gender an der Uni: Berlins Studentenwerk wird zum Studierendenwerk
Einstimmig schafft Berlins Wissenschaftsausschuss das "Studentenwerk" zugunsten des "Studierendenwerks" ab. Inzwischen soll das "fast nichts" kosten.
Berlins „Studentenwerk“ wird umbenannt in „Studierendenwerk“. Der Wissenschaftsausschuss verabschiedete den Entwurf zur Novelle des Studentenwerkgesetzes des Berliner Senats am Mittwoch mit den Stimmen aller Fraktionen. Wirksam wird die Umbenennung, wenn das Gesetz auch den Hauptausschuss und das Plenum passiert hat, vermutlich im Mai oder im Juni.
Eigentlich hatte der Ausschuss das Gesetz schon bei seiner vorherigen Sitzung auf der Agenda, vertagte es aber, weil der Berliner Rechnungshof Kritik angemeldet hatte. Wie sich am Mittwoch herausstellte, ging es dem Rechnungshof aber um andere kleine Punkte in der Novelle und nicht um etwaige Kosten für die Umbenennung. Diese waren vom Senat auf 800.000 Euro beziffert worden. Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft, erklärte aber, diese Summe würde nur entstehen, wenn sofort alle Schilder und Materialien ausgetauscht würden. Wegen der langen Fristen dafür bis 2022 werde die Umbenennung tatsächlich aber „fast nichts“ kosten.
"Sprachduktus der Grünen"
Im Wissenschaftsausschuss lobte die Grüne Anja Schillhaneck die Umbenennung als „richtigen Schritt“. Unter den Studentenwerken werde die Bezeichnung ohnehin bald bundesweit Standard. Martin Delius (Piratenfraktion) sagte, es sei ihm bereits „peinlich“ gewesen, „Studentenwerk“ sagen zu müssen. Das forderte den CDU-Abgeordneten Stefan Schlede heraus, der erklärte, es sei wie bei dem Begriff „Azubis“: „Den Fortschritt kann ich nicht erkennen.“ Auch dächten die meisten der 58 Studentenwerke „nicht im Traum daran“, sich umzubenennen. „Studierende“ sei bloß „der Sprachduktus der Grünen“, sagte Schlede. Allerdings hatte auch Schledes Parteifreund und Sitznachbar im Ausschuss, Hans-Christian Hausmann, während der Sitzung ständig von „Studierenden“ gesprochen, als sei ihm das Wort längst in Fleisch und Blut übergegangen. Lars Oberg (SPD) lobte die Meinungsvielfalt im Parlament, weil sie den unterschiedlichen Sichtweisen in der Gesellschaft entspreche. Wolfgang Albers (Linke) warnte: „Wer Geschlechterfragen über semantische Spitzfindigkeiten lösen will, ist auf dem Holzweg.“
Ich meine, dass der ganze Blödsinn, von wegen "unsichtbar", sich durch das Neutrum auch nicht ändern lässt, weil die Frauen damit immer noch unsichtbar bleiben.
schreibt NutzerIn McSchreck
"Studentinnen zahlen die Hälfte der Beiträge"
Die LandesAstenKonferenz hatte Kritik an den Kosten für die Umbenennung schon am Vortag als „überzogen und unbegründet“ zurückgewiesen: „Wir Studentinnen zahlen immerhin 54 der 109 Millionen Euro Beiträge zum Studierendenwerk im geplanten Zeitraum für die Umbenennung bis 2022 und leisten auch sonst ca. 50 Prozent der Beiträge“, erklärte Paula Leser, Referentin des Asta der FU. „Warum soll das Studierendenwerk also nur nach Männern benannt sein?“ Selbst wenn man die übertrieben hoch angesetzten Umbenennungskosten von 800.000 Euro zu Grunde lege, koste die Gleichstellung jeden Beitragszahler täglich nur 0,2 Cent. Pro Semester müssen alle Berliner Studierenden einen Beitrag von rund 52 Euro an das Studentenwerk entrichten.
Das generische Maskulinum meint alle, meinen konservative Sprecher
Mit der Umbenennung in Studierendenwerk soll das Wort „Studenten“ im Sinne der Gleichberechtigung neutralisiert werden. Während konservative Sprecher des Deutschen der Meinung sind, mit dem generischen Maskulinum seien Frauen immer mitgemeint, kritisieren Feministinnen seit Jahrzehnten, Frauen würden damit unsichtbar gemacht und nicht angesprochen. Inzwischen zeigen verschiedene Studien, dass Menschen sich tatsächlich nur Männer vorstellen, wenn etwa von „Politikern“ oder von „Ärzten“ die Rede ist.
Im Gebrauch sind darum verschiedene Alternativen. Der Weg der Neutralisierung über das Partizip I wie in „Studierende“ kann nur gewählt werden, wenn zu der Bezeichnung auch ein Verb existiert („studieren“). „Professorierende“ ist also nicht möglich. Verwendet werden darum auch geschlechterneutrale Begriffe („Lehrkräfte“), das generische Femininum („Professorinnen“ zur Mitbezeichnung von Professoren) oder der Unterstrich („Gender-Gap“) wie in „Schüler_innen“, mit dem auch Personen zwischen den binären Geschlechtern erfasst werden sollen.
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