Lehrkräfteumfrage zum Stand der Digitalisierung: Bei Lernplattformen und Laptops gut, beim Breitbandausbau hintendran
Corona hat bei der Digitalisierung viel bewegt. Von der Telekom Stiftung befragte Lehrkräfte wollen Erreichtes intensivieren. Berlin gilt nach Bayern als führend.
Was bleibt vom Digitalisierungsschub, den die Schulen in der Coronakrise, während der Zeit der Schulschließungen, erlebt haben? Hinweise gibt jetzt der Länderindikator 2021 „Schule digital“ der Deutsche Telekom Stiftung, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Von gut 1500 bundesweit befragten Lehrkräften in der Sekundarstufe I will mit 83,5 Prozent eine große Mehrheit digitale Medien „künftig intensiver und vielfältiger einsetzen“.
Wie sich der nach den großen Ferien wieder flächendeckend erteilte Präsenzunterricht auf die Nutzung digitaler Medien auswirkt, zeigt die Telekom-Studie nicht, denn befragt wurden die Lehrkräfte bereits im Sommer.
Die Voraussetzungen für eine fortschreitende Digitalisierung des Unterrichts werden teilweise aber deutlich besser als bei der ersten von mittlerweile vier Befragungen eingeschätzt: So geben 61,1 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer an, dass die Klassenräume in ihrer Schule über WLan-Zugänge verfügen, 2017 waren es nur 40,5 Prozent.
Weniger gut sieht es bei den breitbandigen Internetzugängen der Schulen aus: Während vor vier Jahren noch 67,3 Prozent der Lehrkräfte die Anbindung für ausreichend erachteten, sind es aktuell nur noch 53,7 Prozent. Dies führt die Leiterin der Studie, Ramona Lorenz vom Institut für Schulentwicklungsforschung an der Universität Dortmund, darauf zurück, dass die Erwartungen an den Breitbandausbau gestiegen sind – parallel zu den schulischen Notwendigkeiten und den pädagogischen Möglichkeiten.
Berlin führend bei digital gestützten Leistungstests
Bayern, Berlin, Bremen, Sachsen-Anhalt werden im Länderindikator in der Spitzengruppe gesehen, in der „der Stand der Digitalisierung vergleichsweise fortgeschritten“ sei. In der Schlussgruppe mit „großem Handlungsbedarf“ finden sich Baden-Württemberg, Brandenburg und Thüringen.
[Lesen Sie auch die Kolumne von Jan-Martin Wiarda zur Zwischenbilanz des Digitalpakts: Das freche Narrativ mit dem Tempo]
Berlin ist – zusammen mit Bremen, Hamburg und Hessen - unter anderem führend beim Anteil der Lehrkräfte, die in der Hochzeit der Pandemie Klassenarbeiten durch digital gestützte Prüfungsformate ersetzt haben. In dieser Ländergruppe liegt der Anteil bei 48,6 Prozent, in der mittleren Gruppe – etwa mit Bayern, Brandenburg und NRW – bei 32,8 Prozent und in Ländern wie Baden-Württemberg und Sachsen bei nur 14,7 Prozent.
Sehr groß sind die Unterschiede auch bei der Nutzungshäufigkeit digitaler Medien im Unterricht: Liegt der Schnitt der 16 Länder bei 39 Prozent täglicher Nutzung durch die Befragten, ist Bayern mit 69 Prozent führend, gefolgt von Bremen mit 47 Prozent. Berlin fällt hier mit 22 Prozent ab.
Nur zwei Fünftel sagen: Mittel für Digitales problemlos verfügbar
Punkten konnten Länder in der Führungsgruppe aber auch mit schulischen Medienkonzepten, die bei rund zwei Dritteln der Schulen bundesweit vorhanden sind und mit Lehrkräften, die mindestens einmal monatlich gemeinsam mit Kolleg:innen digitale Unterrichtseinheiten konzipieren (17,7 Prozent).
[Für aktuelle Nachrichten live aufs Handy empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Vergleichsweise gut schneiden Berlin, Bremen und Niedersachsen auch bei der Förderung von IT-Kenntnissen der Schüler:innen ab, heißt es. Doch bundesweit stagnieren hier die Bemühungen der Lehrkräfte bestenfalls: Gaben 2017 noch 59,4 Prozent an, grundlegende Kompetenzen zu vermitteln, sind es aktuell nur noch 56,4 Prozent.
Ziel der diesjährigen Umfrage unter Lehrkräften war es der Telekom Stiftung zufolge, „die Wirkung der Investitionsprogramme von Bund und Ländern“ zu überprüfen. Hier ist mit den Mitteln des Digitalpakts bekanntlich einiges passiert, wenngleich der Mittelabfluss vielerorts noch stockt.
Senatorin Scheeres: Digitalpaktmittel werden zügig abgerufen
Das zeigen auch die Ergebnisse der Befragung: 80,5 Prozent der Lehrkräfte sehen Verbesserungen bei Lernplattformen und Lernmanagementsystemen und 73,6 Prozent geben an, dass Schülerinnen und Schüler an ihrer Schule Laptops und Tablets ausleihen konnten. Aber nur zwei Fünftel sagen, dass finanzielle Mittel für die Sicherstellung des digital gestützten Lernens problemlos verfügbar waren. Zur vollständigen Studie geht es hier.
An Fortbildungen zur Integration von digitalen Medien in Lehr- und Lernprozesse haben in den vergangenen 24 Monaten immerhin 54,6 Prozent der befragten Lehrkräfte teilgenommen. Auch hier liegt Berlin – nach Bayern und zusammen mit Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt – in der Spitzengruppe. Nachholbedarf wird vor allem in Baden-Württemberg und Niedersachsen gesehen.
Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) freut sich über den Ansporn, „dass die Berliner Schulen laut Telekom Stiftung beim digitalen Lernen im bundesweiten Vergleich vorne mit dabei sind“. Berlin setze auch den Digitalpakt inzwischen sehr zügig um und belege bei der Mittelbindung im bundesweiten Vergleich prozentual den zweiten Platz.