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Gründer des Mainzer Unternehmens Biontech: Özlem Türeci und ihr Mann Ugur Sahin.
© Imago Images/Future Image/C. Hardt

Protestbrief wegen Weigerung zur Patentfreigabe: Aktivisten wollen Nobelpreis für Biontech-Entwickler verhindern

Kurz vor Bekanntgabe der Nobelpreisträger erhält das Komitee einen Aufruf. Wegen Monopolmissbrauchs sei eine Ehrung der Impfstoffentwickler „unverantwortlich“.

Ein weltweites Netzwerk von Hilfsorganisationen hat sich gegen eine Auszeichnung des Mainzer Corona-Impfstoffentwicklers Biontech mit dem Medizin-Nobelpreis ausgesprochen.

Die Unterzeichner eines Briefes an das Nobelpreiskomitee, der am Freitag veröffentlicht wurde, erkennen die wissenschaftliche Leistung von Biontech als „außergewöhnlich“ an.

Sie kritisieren jedoch, dass sich das Unternehmen weigere, „das erfolgreiche Impfstoffrezept mit Herstellern in den Entwicklungsländern zu teilen“.

Das Nobelpreiskomitee gibt nächste Woche die Träger der diesjährigen Nobelpreise bekannt, den Medizin-Nobelpreis am Montag.

Die Biontech-Chefs Ugur Sahin und Özlem Türeci waren zuletzt immer wieder als mögliche Preisträger genannt worden. Im September waren sie bereits mit dem renommiertesten deutschen Medizinpreis der Paul-Ehrlich-Stiftung ausgezeichnet worden.

Vorwurf des Monopolmissbrauchs

Der Nobelpreis sei für diejenigen gedacht, die „der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben“, heißt es in dem Brief der Aktivisten. „Stattdessen nutzt Biontech sein Monopol dazu, sehr hohe Preise zu verlangen und über 90 Prozent seiner Impfstoffe nur an reiche Länder zu verkaufen.“

Die Biontech-Gründer Sahin und Türeci „unter den derzeitigen Umständen“ mit dem Medizin-Nobelpreis auszuzeichnen wäre „unverantwortlich“.

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Das Schreiben geht auf das Netzwerk The People's Vaccine zurück, das sich für die Aufhebung der Vorschriften zum geistigen Eigentum an Covid-19-Impfstoffen einsetzt. Beteiligt daran sind Nichtregierungsorganisationen wie Oxfam und Avaaz und die UN-Organisation Unaids.

Unterzeichnet haben den Brief nach Angaben des Netzwerks Corona-Überlebende, Angehörige von Verstorbenen und medizinisches Personal aus Entwicklungsländern.

Weltweit wurden mittlerweile über sechs Milliarden Corona-Impfdosen verabreicht. Beim Fortschritt der Impfkampagnen gibt es jedoch massive Unterschiede.

Während in Westeuropa etwa im Schnitt mehr als 60 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, liegt die Impfquote in vielen afrikanischen Ländern weiterhin im einstelligen Bereich. Einige Länder impfen noch gar nicht gegen das Coronavirus.

Nichtregierungsorganisationen und Entwickler fordern deshalb seit Monaten eine Aufhebung des Patentschutzes für Corona-Impfstoffe. Die Pharma-Konzerne lehnen dies strikt ab. Auch die Bundesregierung unterstützt diesen Schritt bislang nicht. (AFP)

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