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Affen sind Gourmets. Tests zeigen, dass Schimpansen Gares bevorzugen und das Zeug zum Kochen haben.
© dpa

Verhaltensforschung: Affen haben genug Grips zum Kochen

Statt Rohkost gierig zu verschlingen, warten Schimpansen lieber geduldig auf Gares. Das gibt Forschern Hinweise auf einen entscheidenden Wendepunkt in der menschlichen Evolution: Die Erfindung des Grillens.

Geduld, Selbstbeherrschung und Motivation: Ähnlich wie der Mensch besitzen Schimpansen die elementaren kognitiven Fähigkeiten, die für das Kochen von Nahrung notwendig sind. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Forscher nach Fütterungsexperimenten mit Menschenaffen. Die Erfindung des Kochens ist – zumindest nach Meinung des Harvard-Biologen Richard Wrangham – ein Meilenstein in der Evolution des Menschen. Denn verglichen mit Rohkost kann er über gekochte Nahrungsmittel deutlich mehr Energie aufnehmen. Das wiederum ist die Grundvoraussetzung dafür, größere Gehirne zu entwickeln, denn Nervenzellen benötigen viel Energie.

Auf gekochtes Futter warten Schimpansen gern

Wann unsere Vorfahren das Feuer zähmten und zum ersten Mal das Grillen übten, ist allerdings umstritten. Für ein schnelles Erlernen des Kochens spräche, wenn bereits die letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Affe die dafür nötigen Fähigkeiten besaßen. Das überprüften der Psychologe Felix Warneken vom Harvard Labor für Entwicklungsstudien und Alexandra Rosati, ab Juli Professorin am Harvard Institut für Evolutionsbiologie des Menschen.

In insgesamt neun Testreihen ließen sie Schimpansen durch Zeigen oder Berührung zwischen gekochten und rohen Süßkartoffeln wählen. Die Forscher stellten fest, dass die Schimpansen die gekochten Kartoffeln sogar dann bevorzugten, wenn sie darauf länger als auf die Rohkost warten mussten.

Nach Waldbränden werden geröstete Samen gesammelt

In weiteren Versuchen arbeiteten die Wissenschaftler mit einer Art Herd und einer Kontroll-Box. Bekamen die Schimpansen ein Stück rohe Süßkartoffel oder Möhre und zeigten auf den „Herd“, bekamen sie einige Zeit später ein gekochtes Stück zurück. In der identischen Kontroll-Box hingegen blieb das Futter ungegart.

Die meisten Schimpansen entschieden bei diesen Versuchen, ihre Nahrung in der Herdattrappe zubereiten zu lassen. Einige Affen waren sogar bereit, ihre Nahrungsmittel zum „Herd“ zu tragen, oder warteten minutenlang, bis ein Versuchsleiter die Box in den Raum brachte – statt dem Drang nachzugeben, das Futter sofort zu fressen.

Offenbar haben Schimpansen viele der für das Kochen notwendigen Fähigkeiten mit uns gemein, schlussfolgern Warneken und Rosati in den „Proceedings of the Royal Society“ – und damit wohl auch der letzte gemeinsame Vorfahr. Vielleicht nutzen Menschenaffen schon seit Jahrmillionen natürliche Feuerstätten zum Kochen. Von freilebenden Schimpansen sei bekannt, dass sie nach Waldbränden gern die geröstete Samen sammeln.

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