Studie widerlegt Argument der Klimaskeptiker: 98 Prozent der Erde werden wärmer
Manche Menschen leugnen, dass der Klimawandel durch den Menschen verursacht wird. Doch Forscher zeigen, dass der Temperaturanstieg nichts Natürliches ist.
Mehrmals gab es einen neuen deutschen Hitzerekord in den vergangenen beiden Tagen. 40,5 Grad waren es am Mittwoch in Geilenkirchen, 40,6 Grad maß der Deutsche Wetterdienst am Donnerstag an der Station Bonn-Roleber und schließlich stieg die Temperatur auf 42 Grad in Lingen im Emsland.
Aber nun ja, in der Geschichte der Erde gab es schon immer wärmere und kältere Perioden. Dass die Durchschnittstemperaturen steigen, ist also nichts Neues – kein Grund zur Panik. So lautet ein populäres Argument von Klimaskeptikern, die den menschlichen Einfluss auf die globale Erwärmung bezweifeln.
Dass der derzeitige Klimawandel beispiellos ist, und keine natürliche Erscheinung, haben Schweizer Forscher nun durch eine Studie gezeigt, die im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht wurde. Die Temperaturanstiege der vergangenen 150 Jahre sind laut der Untersuchung fast auf der gesamten Welt gleichzeitig zu beobachten. Die Warm- oder Kaltzeiten der vergangenen zwei Jahrtausende seien hingegen immer nur auf bestimmte Gebiete beschränkt gewesen.
Der entscheidende Unterschied wird laut den Autoren am Beispiel der Kleinen Eiszeit zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert klar. So hätten während der Eiszeit die tiefsten Temperaturen im 15. Jahrhundert im Zentral- und Ostpazifik geherrscht, 200 Jahre später dann in Nordwesteuropa und im südöstlichen Nordamerika und im 19. Jahrhundert wieder in anderen Weltregionen. „Im Gegensatz dazu sehen wir, dass die wärmste Periode der vergangenen zwei Jahrtausende im 20. Jahrhundert auf 98 Prozent der Erde stattfand“, schreiben die Studienautoren. Das sei ein starker Hinweis, dass die globale Erwärmung ein vom Menschen verursachtes Novum sei.
Jahresringe von Bäumen geben Auskunft
Die Daten für die Untersuchung schließen unter anderem Jahresringe von Bäumen ein, aus denen Biologen historische Temperaturveränderungen herauslesen können. Dicke und Holzdichte der Bäume ändern sich nämlich abhängig von der Umgebungstemperatur – und beeinflussen somit die Jahresringe. Aus langsam wachsenden Korallenstöcken konnten die Forscher außerdem auf veränderte Wassertemperaturen schließen.
„Es ist manchmal schwierig, alte Kalt- und Warmphasen miteinander zu vergleichen“, merkte der US-amerikanische Geografieprofessor Scott George in einem „Nature“-Kommentar an. „Jahresringe in Bäumen können beispielsweise einen sehr langsamen, sich über mehrere Jahrhunderte ausdehnenden Klimawandel, nicht zuverlässig darstellen.“
Dennoch ändere sich das Klima mit Sicherheit. „Selbst, wenn wir in unserer Perspektive bis in die frühen Tage der Römischen Kaiserzeit zurückgehen, können wir kein Ereignis erkennen, dass in Grad oder Ausmaß der Erwärmung der vergangenen Jahrzehnte auch nur annähernd entspricht“, schreibt George.
Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif warnte in der „Augsburger Allgemeinen“ am Montag, die Häufigkeit der Hitzewellen sei „nicht mehr normal“ und letztlich eine Folge des Klimawandels. Seit 1980 habe sich die Zahl der Hitzewellen „verdoppelt und zum Teil sogar verdreifacht“.
Klimaskeptikern kommt man nicht mit Fakten bei
Alle Zeichen deuten also in dieselbe Richtung – sind die Klimaleugner durch die neue Studie jetzt geläutert?
Daran glaubt Carel Mohn vom Portal „klimafakten.de“ nicht. „Die Faktenlage war ja auch bisher eindeutig“, sagt er, auf einer Wissensebene erreiche man diese Menschen kaum. Für den Mainstream der unvoreingenommenen Gesellschaft sei die Studie aber sicherlich wichtig.
„Die Untersuchung kann vielleicht dazu führen, dass es bei einigen Klick macht, aber bei den eingefleischten Klimaleugnern wird sich nichts ändern.“ Grund dafür sei, dass sie ihre Wertvorstellungen oder auch ihren ökonomischen Status bedroht sehen. Dazu zähle auch der Glaube, dass sie bei der Anerkennung des menschengemachten Klimawandels automatisch kein Fleisch mehr essen oder Auto fahren dürften. Laut Mohn beobachtet man deshalb eher, dass sie das Problem lieber abstreiten oder relativieren.
Auch der Zürcher Psychologe Klaus Oberauer hat eine Erklärung: „Die meisten Menschen orientieren sich bei der Frage an politischen und gesellschaftlichen Bezugsgruppen und nicht an den Wissenschaftlern, die sich von Berufswegen mit dem Thema beschäftigen.“
Dem Psychologen zufolge zählen zu den Leugnern Personen, die eher politisch rechts stehen oder wirtschaftsliberal denken. „Wer den Klimawandel akzeptiert, muss auch politische Konsequenzen mittragen“. Wenn man dem freien Markt stark verpflichtet ist, sei es ein Motiv, dem Klimawandel skeptisch gegenüber zu stehen.