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Selbst die weitverbreitete Kohlmeise gehöre zu den Risikokandidaten.
© dpa/Tim Brakemeier

Zu wenig Zeit zur Anpassung: Der Klimawandel ist für viele Tierarten zu rasant

Vögel können sich mit steigenden Temperaturen arrangieren, indem sie etwa die Paarungszeit vorverlegen. Doch mit dem Klimawandel kommen viele nicht mehr mit.

Die durch den Klimawandel bedingten Temperaturanstiege in den kommenden Jahrzehnten könnten viele Tierarten an die Grenzen ihrer Anpassungsfähigkeit bringen. Bislang reagierten viele Spezies auf Wärmeschwankungen, indem sie ihre Paarungszeiten oder ihren Winterschlaf im Jahr nach vorne verlegten. Stellenweise fielen auch Nachwuchsgenerationen beispielsweise kleiner oder leichter aus.

Die Veränderungen des Klimas scheinen jedoch mittlerweile so schnell stattzufinden, dass verschiedene Tiere bei diesem Prozess nicht mehr hinterherkommen. Zu diesem Schluss kommt ein 64-köpfiges Team internationaler Forscher in einem Artikel für das Wissenschaftsmagazin „Nature Communications“ nach der Auswertung von mehr als 10.000 Studien.

Geleitet wurde das Projekt von Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), einer Einrichtung des Berliner Forschungsverbundes.

Eine substanzielle Gefahr des Aussterbens

Im Zentrum der Analyse standen vor allem Daten zu verschiedenen – oft weitverbreiteten – Vogelarten wie der Kohlmeise und der Elster. Zwar würden einige der Arten sich entsprechend der wärmeren Temperaturen verändern, „doch selbst Populationen, die sich anpassen, tun dies teilweise nicht in einer Geschwindigkeit, die ihr Bestehen garantiert“, schreiben die Autoren.

Als Grundlage für diese Erkenntnis diente ein Vergleich zwischen dokumentierten Veränderungen in Populationen und jenen Werten, mit denen die Tiere ideal an aktuelle Klimabedingungen angepasst wären. Das Ergebnis: Neun der insgesamt 13 untersuchten Vogelarten hätten sich lediglich mit einer so deutlichen Verzögerung dem Klima entsprechend verändert, dass es zu einer schrumpfenden Population und damit zu einer „substanziellen Gefahr des Aussterbens“ kommen könnte.

Besonders beunruhigt die Forscherinnen und Forscher, dass bei vielen der analysierten Spezies erwartet worden sei, sie könnten sich vergleichsweise gut an die Umstände des Klimawandels anpassen. Deshalb sollten die beobachteten Prozesse nun auch unter seltenen und bedrohten Tierarten untersucht werden, mahnt Stephanie Kramer-Schadt, Leiterin der Abteilung für Dynamische Ökologie am IZW. Sie befürchte, „dass die Vorhersagen für Populationen von Arten mit bedenklichem Bestand sogar noch pessimistischer ausfallen werden.“

Folgen für die Artenvielfalt

Eine von der Umweltschutzorganisation WWF in Auftrag gegebene Studie der East Anglia Universität (Großbritannien) und der James Cook Universität (Australien) war im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis gekommen, dass der Klimawandel drastische Folgen für die biologische Vielfalt haben könnte. Das gelte insbesondere für artenreiche Regionen wie das Amazonasgebiet oder die Galapagosinseln. Sollte sich die Erde um 4,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit erwärmen, könnten in diesen Gegenden bis 2080 rund die Hälfte der Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sein.

Ohnehin bereits bedrohte Tiere wie der Pandabär könnten unter den trockeneren Wetterbedingungen leiden. Selbst bei einem Temperaturanstieg von nur zwei Grad sei es möglich, dass in den kommenden Jahrzehnten 25 Prozent der Arten verloren gingen.

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