Homeoffice und Homeschooling: 40 Prozent der Eltern fällt die Doppelbelastung schwer
Belastet durch die Corona-Einschränkungen zeigen sich vor allem Eltern jüngerer Kinder. Allerdings: Die Mehrheit von ihnen ist mit dem Homeschooling zufrieden.
Die Mehrheit der Eltern in Deutschland sehen einer Umfrage zufolge in Homeschooling und Homeoffice in der Corona-Pandemie keine unzumutbare Belastung. Allerdings: 14 Prozent der Befragten hätten angegeben, diese Doppel-Belastung „gar nicht gut“ zu bewältigen, 26 Prozent hielten sie für „weniger gut“ miteinander vereinbar.
Das berichtet das Institut Forsa unter Berufung auf eine Befragung von 3055 Eltern mit schulpflichtigen Kindern im Alter zwischen fünf und 17 Jahren. 57 Prozent geben an, das funktioniere gut oder sehr gut. Die Befragung zeigte, dass die Doppelfunktion schwieriger wird, je jünger die Kinder seien.
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Dass Deutschlands Schüler nach dem Willen der Kultusministerkonferenz in allen Bundesländern noch im März wieder in die Schulen gehen sollen, ist für zwei Drittel der Eltern in Ordnung.
68 Prozent sagten demnach, sie fänden es „zum jetzigen Zeitpunkt grundsätzlich richtig, schrittweise wieder zum Präsenzunterricht zurückzukehren“. 32 Prozent würden lieber noch abwarten. Vor allem Eltern, die Kinder in der Grundschule haben, würden die Wiederaufnahme des normalen Schulbetriebs begrüßen (74 Prozent).
In diesem Zusammenhang wurde auch die Angst vor gesundheitlichen Risiken abgefragt. 57 Prozent der Eltern haben diese Sorgen nicht. 43 Prozent allerdings befürchten, dass vom Präsenzunterricht für ihre Kinder und Familien eine Gefahr ausgeht. Eltern von Grundschülern sind weniger besorgt als die Eltern älterer Schüler, Ostdeutsche machen sich weniger Sorgen als Westdeutsche.
Regelmäßige Corona-Tests für Schüler und Lehrer werden von den meisten Eltern begrüßt. 74 Prozent sind überzeugt, dass Schnelltests dazu beitragen können, „das Infektionsgeschehen in den Schulen niedrig zu halten“.
Zumindest was Tests von Schülern betrifft, steht der Wunsch damit im Gegensatz zur Ansicht von Kinder- und Jugendmedizinern.
So hatte der Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum der Technischen Universität Dresden, Reinhard Berner, im Interview mit dem Tagesspiegel solche regelmäßigen Untersuchungen abgelehnt: „Ich halte nichts von Schnelltests für Kinder an Schulen. Man muss 10.000 Kinder testen, um vielleicht zwei oder drei, vielleicht zehn Infektionsfälle zu finden“, sagte der Mediziner. Zudem seien die Tests für Kinder nicht validiert.
Mediziner warnt vor psychischen Folgen durch Tests
„Der Aufwand, den man betreiben müsste, steht für mich in keinem Verhältnis zu dem, was es mit Kindern psychisch macht, wenn sie zweimal oder sogar öfters pro Woche getestet werden, und dem, was man an Ergebnissen bekommt. Wir müssen die Pädagogen regelmäßig testen, nicht die Kinder“, sagte der Professor, der auch Mitglied des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) ist.
[Das gesamte Interview mit dem Mediziner Reinhard Berner zur Lage von Kindern in der Pandemie und möglichen Langzeitfolgen lesen Sie hier (T+)]
In der Forsa-Umfrage wurde auch das seelische Befinden abgefragt. Die meisten Eltern (67 Prozent) machten demnach die Erfahrung, dass die Zeit ohne Schule für ihre Kinder in psychischer und sozialer Hinsicht belastend war. Lediglich 33 Prozent waren nicht dieser Meinung.
Schulschließungen belasten Familienleben
Auch für das Familienleben waren die geschlossenen Schulen eine Belastung – je jünger die Kinder, desto größer der Stress. Nicht einmal ein Drittel der Eltern von Oberstufen-Schülern (31 Prozent) erlebten Schulschließungen als Belastung für die Familien.
Bei Schülern der Klassen 5 bis 9 fühlten immerhin 52 Prozent der Eltern, wie die schulfreie Zeit das Familienleben beeinträchtigte. Und bei Eltern von Grundschülern war es eine große Mehrheit von 72 Prozent, die sagten, ihre Familien seien durch diese Lockdown-Maßnahme belastet worden. Kein Wunder, denn sie mussten beim Homeschooling am stärksten assistieren.
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Wie die Umfrage weiter zeigt ist, ist die Elternschaft gespalten bei der Frage, ob die Schulen überall in Deutschland auf gleiche Weise öffnen sollen oder ob jedes Bundesland seinen eigenen Weg bestimmen soll. 46 Prozent der Eltern sind dafür, dass jedes Bundesland für sich entscheidet – 52 Prozent hätten lieber ein bundesweit einheitliches Vorgehen.
Den Schulen ihrer Kinder trauen die meisten Eltern zu, dass sie die Rückkehr zum Präsenzunterricht auch unter den besonderen Bedingungen der Pandemie bewältigen können: 60 Prozent sind überzeugt, dass die Schule ihrer Kinder gut oder sehr gut vorbereitet ist. 33 Prozent sind skeptisch. Fast zwei Drittel der Eltern (64 Prozent) bewerten den Fernunterricht während der Corona-Krise als gut oder sogar sehr gut. 35 Prozent können sich dieser positiven Einschätzung nicht anschließen.
Gute Noten auch für Technik
An dem mehrheitlich positiven Urteil hat offenbar die Arbeit der Lehrer einen großen Anteil: Zwei Drittel der Eltern (68 Prozent) geben der Betreuung ihrer Kinder durch die Lehrkräfte gute oder sehr gute Noten. 31 Prozent äußern sich „weniger“ oder „gar nicht“ zufrieden. Während sich in Ostdeutschland 57 der Eltern positiv äußern, sind es im Westen 70 Prozent.
Auch die Technik erhält gute Noten.
Während sich vor allem zu Beginn der Schulschließungen Berichte über Pannen bei Videokonferenzen und mit sonstigen digitalen Ausstattungen häuften, bewerten 65 Prozent der Eltern sowohl die technische Ausstattung ihrer Kinder als auch die digitalen Lernangebote für den Fernunterricht als gut oder sehr gut.
33 Prozent haben weniger gute Erfahrungen. Vor allem bei den Eltern von Grundschülern (Klassen 1 bis 4) fällt die Bewertung etwas weniger positiv aus – immerhin sind auch hier 57 Prozent der Auffassung, der Fernunterricht funktioniere „in technischer Hinsicht“ gut oder sehr gut.
Weitere Studie zeigt große Zufriedenheit mit Homeoffice
Eine andere am Montag veröffentlichte Studie zeigte, dass die meisten Beschäftigten zufrieden mit ihrer Arbeit im Homeoffice sind. Etwa drei von vier Menschen, die wegen der Corona-Krise aktuell in teils hohem Umfang von zu Hause aus arbeiten, empfänden das als positiv, heißt es in einer am Montag in Nürnberg veröffentlichten Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Eine komplette Rückkehr zum Präsenzbetrieb wollen nur wenige.
70 Prozent derjenigen mit Möglichkeit auf Homeoffice wünschten sich für die Zukunft flexible Regelungen oder regelmäßiges Homeoffice für zwei oder drei Tage pro Woche. Beschäftigte, die wenigstens gelegentlich von zu Hause arbeiten, schätzen die eigene Arbeit der Erhebung zufolge zudem mehrheitlich als effizienter ein als vor der Corona-Pandemie. 60 Prozent der Befragten nähmen Homeoffice als „hilfreich“ und als „wenig oder nicht belastend“ wahr.