Berechnungen von Harvard-Forschern: 20- bis 24-Jährige treiben die Corona-Pandemie in Deutschland an
Junge Erwachsene und Jugendliche halten sich seltener an das Kontaktverbot. So werden sie zu Treibern der Virus-Verbreitung in Deutschland, schreiben Forscher.
Es sind vor allem Über-50-Jährige und Vorerkrankte, die an Covid-19 schwer und mitunter auch tödlich erkranken. Aber welche Altersgruppe verbreitet das Virus in der Bevölkerung am aktivsten, wer ist der „Treiber“ der Pandemie?
Wirklich sicher wird sich das erst sagen lassen, wenn Daten über den Infektionsstatus sehr vieler Menschen vorliegen, wenn Studien nachverfolgt haben, wie Sars-CoV-2 in Haushalten, an Arbeitsplätzen und in öffentlichen Räumen übertragen wird, und Analysen zeigen, wie groß der Anteil derjenigen ist, die das Virus übertragen, ohne (bereits) krank zu sein.
Dennoch versuchen Forscher schon jetzt Hinweise darauf zu bekommen, welche Altersgruppen eine wichtige Rolle bei der Virusausbreitung spielen. Nicht etwa, um „Schuldige“ zu finden.
Spätestens seit Aids sollte klar sein, dass eine moralische Kategorisierung von Menschen, die infiziert werden oder andere infizieren könnten, nicht nur falsch ist, sondern die Bekämpfung von Infektionskrankheiten sogar erschwert. Es geht Forschern eher darum, mit Hilfe des Wissens möglichst effektive, passgenaue Maßnahmen für Kontaktbeschränkungen in den Altersgruppen zu entwickeln.
Infektionsrisiko bei den 20- bis 24-Jährigen am höchsten
Die Epidemiologen Marc Lipsitch und Edward Goldstein von der Harvard University werteten daher Daten des Robert Koch-Instituts aus, um mehr darüber zu lernen, welche Altersgruppe hierzulande am stärksten zur Verbreitung von Sars-CoV-2 beiträgt. Ihre Annahme: Wenn die Kontaktrate der Altersgruppe A durch die Maßnahmen wie ein Abstandsgebot von 1,5 Metern weniger stark beeinflusst wird, etwa weil sie sich weniger daran hält, als die Kontaktrate von Altersgruppe B, dann wird sich nach Beginn der Distanzierungsmaßnahmen die Zahl der Fälle in den beiden Gruppen unterscheiden.
Sie verglichen die Infektionszahlen in Deutschland in den Wochen 10 und 11, also kurz vor Beginn der Kontaktbeschränkungen um den 23. März und den Schulschließungen ab 16. März, mit den Infiziertenzahlen in den Wochen 13 und 14.
Dabei sortierten sie die Infiziertenzahlen in acht Altersgruppen (10-14, 15-19, 20-24...) und ermittelten deren „relatives Risiko“, nach Einführung der Kontaktreduzierung infiziert zu werden, indem sie die Infektionszahlen der Wochen 13 und 14 mit denen der Wochen 10 und 11 verglichen.
[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]
In der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen war das Risiko mit 1,4 (statistischer Schwankungsbereich bei 1,3 bis 1,6) „signifikant“ am höchsten, schreiben Lipsitch und Goldstein, dicht gefolgt von 15- bis 19-Jährigen bei 1,1 (0,9 bis 1,3) und 25- bis 29- und 30- bis 34-Jährigen bei jeweils 1 (0,9-1,1).
Ähnliche Ergebnisse in Südkorea
Demnach hätten „Individuen im Alter von 15 bis 34 Jahren (insbesondere die 20- bis 24-Jährigen) einen wachsenden Anteil am Anstieg der Sars-CoV-2 Inzidenz im Zeitverlauf verglichen mit den 35- bis 49-Jährigen und Kindern im Alter von 10 bis 14 Jahren“.
Goldstein und Lipsitch weisen ausdrücklich darauf hin, dass „weitere Arbeiten nötig sind, um die Gründe für diese relativen Anstiege zu untersuchen, einschließlich der Möglichkeit einer größeren Durchmischung aufgrund eines selteneren Befolgens der Distanzierungsmaßnahmen der 15- bis 34-Jährigen“.
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Daten über die üblichen Kontakthäufigkeiten in verschiedenen Altersgruppen aus Zeiten vor Corona legten nahe, so die Forscher, dass jungen Erwachsenen und Jugendlichen „die größte Rolle beim Treiben der derzeitigen Sars-CoV-2-Pandemie“ zufällt.
Das werde auch durch Daten aus Südkorea unterstützt. Dort sei massiv getestet worden, auch viele Fälle ohne Symptome, und 20- bis 29-Jährige waren demnach mit Abstand am häufigsten infiziert.
Die Ergebnisse sprächen dafür, dass junge Erwachsene und Jugendliche seit Einführung der Kontaktbeschränkungen eine wachsende Rolle in der Epidemie spielen, schließen Lipsitch und Goldstein ihr Manuskript, veröffentlicht im Fachmagazin „Eurosurveillance“ . Das könne „relevant“ sein, was künftige Bemühungen zur Kontaktreduzierung betrifft.
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