Rasantes Wachstum macht Onlinehändler zu schaffen: Zalando schreibt Millionenverluste
Der Modehändler Zalando macht wieder Verluste - in zweistelliger Millionenhöhe. Dabei ist das Unternehmen erfolgreich wie nie. Doch genau das verhagelt die Bilanz.
Mehr Kunden, mehr Bestellungen, mehr Einnahmen – aber am Ende hohe Verluste: Zalando leidet unter seinem rasant wachsenden Erfolg. Während die Erlöse im dritten Quartal verglichen mit dem Vorjahr um 41 bis 43 Prozent auf etwa 717 Millionen Euro stiegen, stehe unter dem Strich nach vorläufigen Berechnungen ein Minus von 18 bis 32 Millionen Euro, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.
Die Kapazitäten müssen erst geschaffen werden
Schuld daran seien unter anderem „gezielte Wachstumsinvestitionen“, erklärte der Onlinehändler. Mit anderen Worten: Zalando muss seine Infrastruktur den neuen Dimensionen anpassen. „Kurzfristige Einbußen bei der Profitabilität“ sei man in Kauf zu nehmen bereit, um weitere Marktanteile zu gewinnen, erklärte Finanzvorstand Rubin Ritter in Berlin. Das Unternehmen ist in 15 europäischen Ländern aktiv und zählt derzeit gut 9000 Beschäftigte. Aktuell sucht Zalando, das als Schuhversand begann und inzwischen den Großteil seines Umsatzes mit Kleidung macht, hunderte neuer Mitarbeiter, vor allem für den Tech-Bereich.
Neben Investitionen in die Logistik hat auch die Vermarktung von App-Downloads die Firmenkasse belastet. Der Händler setzt stark auf den mobilen Markt. So könne man eine ganz andere Rolle im Leben der Kunden spielen, hatte Strategie-Vorstand Robert Gentz in einem Interview mit dem Tagesspiegel erklärt.
Kunden prellten den Händler um Millionen
Geld verloren hat Zalando aber nicht zuletzt an Betrüger, die Ware zwar bestellt, jedoch nie bezahlt haben. Im ersten Halbjahr 2015 hätten solche Fälle zu niedrigeren Einnahmen aus Inkasso-Forderungen als angenommen geführt, heißt es aus der Berliner Zentrale. Die Ausfälle beliefen sich auf einen „einstelligen Millionenbetrag“. Inzwischen habe sich die Lage aber wieder beruhigt, sagt Ritter.
Das dritte Quartal, in dem der Sommer-Ausverkauf stattfindet, habe in der Branche allerdings traditionell schlechtere Margen, betont der Händler. Für das gesamte Jahr rechnet Zalando nun mit einem höheren Umsatzwachstum von bis zu 35 Prozent. Dafür soll der operative Gewinn etwas niedriger als bisher erwartet ausfallen.
Maris Hubschmid