Männlich, Erbe, Millionär: Woran man Superreiche in Deutschland erkennt
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt, dass sich die Superreichen nicht nur anhand ihres Vermögens von anderen Bevölkerungsgruppen unterscheiden.
Der durchschnittliche Millionär oder Multimillionär in Deutschland ist männlich, 59 Jahre alt, lebt im Westen Deutschlands, hat einen akademischen Abschluss, hat früh und viel geerbt oder ist selbstständiger Unternehmer. Sein frei verfügbares Geldvermögen beträgt mehr als eine Million Euro, fast jeder Vierte ist mit mehr als 2,5 Millionen Euro flüssig. Hinzu kommen meist Betriebs- und Immobilienvermögen.
In einer Untersuchung zu den „Hochvermögenden in Deutschland“ beleuchtet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin einen Teil der Bevölkerung, über den wenig bekannt ist und der allenfalls in den Boulevardmedien breitere Aufmerksamkeit auf sich zieht. „Über Millionäre und Multimillionäre weiß man in Deutschland herzlich wenig“, sagt DIW-Experte Markus Grabka. Die am Mittwoch veröffentlichte Studie zeigt, dass sich die Superreichen nicht nur anhand ihres Vermögens von anderen Bevölkerungsgruppen unterscheiden.
Mehr Risiko und mehr Zufriedenheit
So seien Hochvermögende im Schnitt risikobereiter, sie seien beruflich stärker engagiert und – wenig verwunderlich – allgemein zufriedener mit ihrer Lebenssituation als der Rest der Bevölkerung. „Der wichtigste Befund unserer Studie ist eindeutig die Art und Weise, wie diese Personen wohlhabend geworden sind“, hebt Markus Grabka hervor. Neben der eigenen Unternehmertätigkeit spielten Erbschaften und Schenkungen die „primäre Rolle“. Außerdem hätten überdurchschnittlich häufig Frauen berichtet, dass sie durch eine Heirat wohlhabend geworden seien. Das DIW zieht folgende Schlussfolgerung: Im Sinne einer größeren Chancengleichheit für alle Bevölkerungsgruppen sei es sinnvoll, über die gegenwärtig „vergleichsweise milde Erbschafts- und Schenkungssteuer bei Hochvermögenden“ nachzudenken.
Die lange umstrittene Novelle der Erbschaftsteuer wurde Mitte Oktober unter Dach und Fach gebracht. Im Kern geht es dabei um die Neufassung der Steuerprivilegien für Betriebserben. Diese müssen auch künftig keine Erbschaftsteuer zahlen, wenn sie den Betrieb und die Arbeitsplätze erhalten. Die Hürden dafür werden aber höhergelegt, weil das Verfassungsgericht eine Überprivilegierung bemängelt hatte.
Nachholbedarf bei der Reichen-Forschung
Das DIW weist darauf hin, dass die eigene Studie nicht repräsentativ oder verallgemeinerbar für alle Top-Vermögenden in Deutschland sei. So seien etwa Berufsgruppen wie Manager, Immobilienentwickler oder Großgrundbesitzer kaum erfasst. Auch Mittelständler, die ihr Vermögen überwiegend in Form von Betriebsvermögen halten, seien nicht als Zielgruppe definiert worden. Die Ökonomen sehen großen Nachholbedarf bei der Forschung: Während sich die Datengrundlage für Armut und Niedrigeinkommen verbessert habe, seien die „Reichen“ häufig noch unerforscht.
Dabei belegen Daten der Bundesbank, dass die Deutschen in ihrer Gesamtheit immer reicher werden. Mit insgesamt 5,4 Billionen Euro zum Ende des zweiten Quartals besitzen Privathaushalte ein so hohes Geldvermögen wie noch nie, wie die Bundesbank am Mittwoch mitteilte. Hinter dem Zuwachs um 0,8 Prozent gegenüber dem ersten Jahresviertel stehen unter anderem zunehmende Investments in risikoarme Anlagen. Die neuen Daten der Bundesbank zeigen, dass viele Deutsche auf Sichteinlagen, also auf kurzfristig angelegtes und zeitnah verfügbares Geld, setzen. Aber auch Anteile an Investmentfonds gewinnen an Bedeutung – dabei wurden vor allem Renten- und Immobilienfonds gekauft. Wer in Aktien investiert hatte, musste – zumindest von April bis Juni 2016 – Wertverluste hinnehmen. Klassische Spareinlagen verloren im zweiten Quartal wegen der anhaltend niedrigen Zinsen weiter an Bedeutung. Zugleich nutzten die Bundesbürger die niedrigen Zinsen, um sich günstig Kredite zu beschaffen – vor allem für den Wohnungsbau. Die gesamten Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen um ein Prozent auf 1,645 Billionen Euro. Unter dem Strich lag das Nettogeldvermögen so bei 3,756 Billionen Euro.
Sparer in der "Falle der Niedrigzinsen"
„Auf den ersten Blick scheint das ja eine durchaus positive Entwicklung zu sein“, kommentierte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die Zahlen. Eine genauere Analyse zeige jedoch, dass auf längere Sicht vor allem Aktienanleger profitierten. „Und das ist hierzulande leider nach wie vor eine sehr kleine Gruppe“, sagte Tüngler. Das Gros der Bundesbürger verharre dagegen weiter in der „Falle der Niedrigzinsen“. Nur knapp 15 Prozent des gesamten Geldvermögens sei in Aktien oder Aktienfonds investiert. „Die aktuell wieder leicht anziehende Inflationsrate in Europa, ist für die Europäische Zentralbank zwar ein Grund zur Freude, den Sparern wird damit aber endgültig der Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt Tüngler. mit rtr
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