Arm und Reich: Eine Milliarde Menschen in der Mittelklasse
Das globale Geldvermögen wächst 2015 um fünf Prozent, dabei werden die Reichen immer reicher, doch auch die Mittelklasse holt auf.
Das Geldvermögen nimmt weltweit nicht mehr so deutlich zu wie in den vergangenen Jahren. „Die fetten Jahre scheinen erst einmal der Vergangenheit anzugehören“, sagt Michael Heise, Chef-Volkswirt des Versicherungskonzerns Allianz. Brutto stieg das Geldvermögen, so der am Mittwoch vorgelegte „Global Wealth Report 2016“ der Allianz, um 4,9 Prozent auf 155 Billionen Euro. Das war das schwächste Wachstum seit 2011. In den drei Jahren zuvor waren es jährlich im Schnitt noch etwa neun Prozent gewesen. Netto nach Abzug der Schulden meldet der Bericht allerdings einen neuen Rekordwert von 116 Billionen Euro, ein Zuwachs von 5,1 Prozent.
In Deutschland waren es sogar 5,7 Prozent mehr als 2014. Heise zufolge lässt sich mit dem Bericht nicht nachweisen, dass die Kluft zwischen Arm und Reich größer geworden ist. Global sei die Mittelklasse in den letzten Jahren nicht nur größer, sondern auch reicher geworden. Dem Ökonomen zufolge ist sie um 600 Millionen auf mehr als eine Milliarde Menschen gestiegen.
Allianz-Chef Oliver Bäte freilich widerspricht seinem Chefvolkswirt zum Teil in seinem Vorwort für den Bericht. Die Ungleichheit in der Vermögensverteilung nehme zu. Es gebe weniger eine Erosion der Mitte oder eine Verarmung breiter Bevölkerungsschichten, dafür aber eine „Konzentration immer größeren Reichtums in der Hand (sehr) weniger“, so Bäte. Dies führe zu einer wachsenden Unzufriedenheit in der breiten Bevölkerung. Der Bericht sagt zudem, dass in einem Drittel der Länder die Mittelklasse verliere. Dies gelte vor allem für die Euro-Krisenländer Italien, Irland und Griechenland, aber auch Industriestaaten wie die USA, Japan und Großbritannien.
3,4 Milliarden gehören zur Vermögensunterklasse
Generell bezieht sich die Analyse nur auf 53 Länder. Bis auf Südafrika bleiben die mehr als 50 Staaten Afrikas ebenso außen vor wie die armen Länder in Asien und in Mittelamerika. Trotz des Anwachsens der Mittelschicht zählen in den untersuchten Staaten immer noch 3,4 Milliarden von fünf Milliarden Menschen zur Vermögensunterklasse. Sie verfügen pro Kopf allenfalls über 7000 Euro netto.
1,5 Milliarden von ihnen besitzen nach Angaben von Heise faktisch kein Vermögen. Immerhin aber sei der Anteil der Menschen, die über wenig oder gar kein Vermögen verfügten seit dem Jahr 2000 von damals 80 Prozent auf 69 Prozent gesunken. Umgekehrt aber ist auch die Zahl der Reichen mit einem Pro-Kopf-Vermögen von mindestens 42 000 Euro weiter auf 538 Millionen Menschen gestiegen – 100 Millionen mehr als noch im Jahr 2000. Allerdings kommen heute nur noch zwei Drittel der Reichen aus Westeuropa, Nordamerika und Japan, im Jahr 2000 waren es noch 90 Prozent. Dies dokumentiert vor allem den Anstieg der Zahl der Vermögenden in China. 2015 hielten die weltweit Reichen mit 77 Prozent weiter den größten Teil des globalen Geldvermögens. Auf die gut eine Milliarde in der Mittelschicht entfallen 18 Prozent, auf die 3,4 Milliarden weniger Begüterten und Armen nur fünf Prozent.
Im Schnitt besitzt jeder Deutsche 47 680 Euro
Die Deutschen haben mit Blick auf ihr durchschnittliches Pro-Kopf-Vermögen von netto 47 680 Euro zwar im Ranking nicht zugelegt – sie stehen unter den 53 Ländern nur auf Platz 18 –, aber gegenüber anderen Euro-Länder wie Frankreich und Italien aufgeholt, die stark abgerutscht sind. Trotzdem ist das Vermögen der Deutschen immer noch deutlich niedriger als in Frankreich und Italien. Hauptursache für das enttäuschende Abschneiden der Deutschen ist nach Angaben von Heise die gesetzliche Rentenversicherung. „Die weitgehend fehlende Kapitaldeckung der Rentenansprüche rächt sich in der Vermögenstatistik“.
Allerdings könnte es für die Bundesbürger auch besser aussehen, wenn sie beim Sparen nicht so vorsichtig wären. Die deutschen Haushalte hätten in den letzten vier Jahren etwa 40 Prozent ihres Geldvermögens mit Verlust bei den Banken geparkt, sagt Heise. Die reale Rendite habe dabei minus 0,4 Prozent betragen. Hätten sie nur 30 Prozent bei Banken belassen und zehn Prozent je zur Hälfte auf Aktien und Investmentfonds verteilt, wäre die Rendite um einen vollen Prozentpunkt höher ausgefallen. „Die deutschen Haushalte hätten damit zusätzliche Vermögenseinnahmen von rund 200 Milliarden Euro pro Jahr erzielen können", so Heise.
- bbbbbb
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