zum Hauptinhalt
Auch Prosegur, Marktführer der Geldtransporter in Deutschland, wurde am Mittwoch bestreikt, hier in Leipzig.
© dpa
Update

Streik bei Geldtransportern: Wird in den nächsten Tagen das Bargeld in Deutschland knapp?

Verdi fordert 1,50 Euro mehr pro Stunde für Geldtransporter-Fahrer - bislang ohne Erfolg. Nun soll ein mehrtägiger Streik den Druck auf die Branche erhöhen.

Am Geldautomaten am Alexanderplatz funktionierte es noch. Am Spittelmarkt ebenfalls. Und auch an der Friedrichstraße spuckte der Geldautomat in der dortigen Sparkassen-Filiale bereitwillig Geld aus. Alles laufe wie immer, sagte eine Mitarbeiterin vor Ort. Noch habe sie auch keine Informationen, dass sich das ändern werde.

Doch selbstverständlich war das am Mittwoch nicht. Denn Verdi hatte die Beschäftigten der Geld- und Wert-Branche zu Streiks aufgerufen. Rund 3000 Fahrer von Geldtransportern, Geldzähler und Vorbereiter für Geldtransporte seien am Morgen in den Streik getreten, teilte die Gewerkschaft mit. Die Folge: Banken wurden nicht mit Geld beliefert, die Tagesumsätze von Unternehmen wurden nicht abgeholt. Der Bargeldverkehr in Deutschland, warnte Verdi, werde empfindlich gestört werden. Es war sogar von einer Bargeldknappheit die Rede.

Es geht um eine Lohnerhöhung von 1,50 Euro

Doch tatsächlich dürften nur die wenigsten Kunden am ersten Tag des Streiks vor leeren Bankautomaten gestanden haben. „Flächendeckend halten sich die Auswirkungen für Verbraucher in Grenzen“, sagte Silke Wollmann, Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW). Vor allem in den östlichen Bundesländern sei die Streikbeteiligung vielerorts gering oder sogar bei null gewesen. In Bayern dagegen fielen nach Angaben des zuständigen Verdi-Vertreters rund 80 Prozent der geplanten Geldtransporte aus.

Die Gewerkschaft hatte zum Streik aufgerufen, weil fünf Verhandlungsrunden mit den Arbeitgebern ergebnislos geblieben waren. Für die 12.000 Beschäftigten der Branche fordert Verdi eine Erhöhung des Stundenlohns um 1,50 Euro. Die Gehälter in Ost und West sollen zudem bei einer Laufzeit von zwei Jahren angeglichen werden.

Die Arbeitgeber bieten jedoch nur eine Erhöhung von 40 Cent in diesem sowie im nächsten Jahr an. Die Brutto-Monatslöhne in der Branche liegen laut Verdi zwischen 1800 und 2400 Euro (Ostdeutschland) sowie zwischen 2200 und 2900 (Westdeutschland). Am Abend wies der BDGW die Forderungen erneut als "völlig unrealistisch" zurück. Auch dieser Streik mache die Anliegen von Verdi nicht umsetzbarer, teilte Harald Olschok, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes mit. Man werde diesen "Wunschvorstellungen " nicht nachkommen. Zudem werde jede Lohnerhöhung im Endeffekt als zusätzliche Gebühr an den Verbraucher weitergegeben.

Der Streik wird fortgesetzt

Die Verhandlungen sollen am Donnerstag und Freitag fortgesetzt werden. Parallel sollen in Berlin sowie in den meisten anderen Bundesländern auch die Streiks andauern, sagte ein Verdi-Sprecher dem Tagesspiegel auf Nachfrage. Der BDGW reagierte auch auf diese Ankündigung gelassen. „Es gibt keine Bargeldknappheit im Handel oder überlaufende Tresore in den Supermärkten – auch nicht bei drei Streiktagen“, sagte Wollmann. Es könne aber passieren, dass einem Automaten mal die Scheine ausgingen und Kunden dann zum nächsten müssten.

In Deutschland gibt es nach Angaben des BDGW rund 30 Geld- und Werttransportunternehmen, die insgesamt mehr als 7000 Mitarbeiter beschäftigen. Rund drei Milliarden Euro in Scheinen und Münzen bewegen diese Unternehmen täglich. Neben dem Transport zählen, sortieren und verpacken die Unternehmen das Geld in sogenannten Cash-Zentren. Marktführer in Deutschland ist das spanische Unternehmen Prosegur, das schon mehrfach mit Verdi-Streiks konfrontiert war. Nicht alle Firmen beteiligten sich jedoch an dem Streik, einige Tochter-Unternehmen der Sparkasse zahlen nach Verdi-Angaben ohnehin schon mehr als der Tarif vorsieht.

Zur Startseite