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Offener Hahn. Die erdölexportierenden Länder wollen die Produktion vorerst nicht drosseln.
© dpa

Schwache Währung, billiger Rohstoff: Wie sich Euro und Ölpreis 2015 entwickeln

Der starke Ölpreisverfall hat die Volkswirte im Jahr 2014 auf dem falschen Fuß erwischt. Das hat auch 2015 erhebliche Folgen für die Konjunktur in Deutschland und Europa.

Es sind Entwicklungen, die die meisten Volkswirte 2014 auf dem falschen Fuß erwischt haben. Dies gilt für den Dollar vor allem im Verhältnis zum Euro, insbesondere aber für den Ölpreis. Niemand hatte vor zwölf Monaten einen solch starken Preisverfall des schwarzen Goldes auf dem Radar. Beides hatte schon 2014 erhebliche Folgen für die Konjunktur in Deutschland und in Europa. 2015 dürfte dies nicht anders sein. Schließlich muss Öl mit Dollar bezahlt werden.

Wie hat sich der Dollar im Verhältnis zum Euro entwickelt?

Vor einem Jahr mussten für einen Euro 1,37 Dollar bezahlt werden. Heute sind es rund 1,23 Dollar, also etwa zehn Prozent weniger. Im kommenden Jahr wird es Volkswirten zufolge weiter auf 1,15 Dollar runtergehen. Die Deutsche Bank sieht für 2017 sogar die Parität: Für einen Euro müsste dann genau ein Dollar bezahlt werden.

Warum ist der Dollar stärker und der Euro schwächer geworden?

Zwei Gründe sind in erster Linie verantwortlich: Die Geldpolitik und die Konjunktur. Die amerikanische Notenbank Fed beendet wegen der besser laufenden US-Wirtschaft und sinkender Arbeitslosigkeit ihre lockere Geldpolitik. Im Oktober hat sie ihr Programm zum Kauf von Staatsanleihen eingestellt. Davor hatte sie für bis zu 88 Milliarden Dollar im Monat Wertpapiere gekauft. Im Frühsommer könnte sie den Leitzins erstmals seit Jahren wieder erhöhen. Die Europäische Zentralbank (EZB) fährt den entgegengesetzten Kurs: Wegen der schwachen Konjunktur lässt sie den Leitzins, für den sich Banken bei ihr Geld leihen, vermutlich noch lange auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent. Zudem bietet sie Sonderkredite, kauft Pfandbriefe und Kreditverbriefungen und vermutlich ab Frühjahr auch Staatsanleihen. Sie pumpt also noch mehr Geld in die Wirtschaft.

Was heißt das für die Zinsen?

Sie steigen in den USA, sie bleiben in der Eurozone niedrig, in Deutschland sogar extrem niedrig. Genau dies stärkt den Dollar, weil Kapital in die USA fließt, und schwächt den Euro, weil Kapital abgezogen wird.

Welche Folgen ergeben sich für Unternehmen und Verbraucher?

Reisen in Länder, in denen mit Dollar bezahlt wird, werden teurer. In Deutschland hergestellte Produkte wie etwa Maschinen werden in den USA und in anderen Dollar-Ländern günstiger. Das begünstigt den Export. Allerdings haben viele Firmen, vor allem Automobilhersteller, Fabriken in den USA, so dass sie von Währungsveränderungen unabhängig sind. Zudem gehen rund 60 Prozent der deutschen Exporte in die Euro-Zone, womit die Währung keine Rolle spielt. Für die Produktion notwendige Importe wie Rohstoffe werden freilich teurer, weil sie mit Dollar bezahlt werden müssen. Das gilt tendenziell auch für Treibstoffe und trifft damit auch die Verbraucher.

Wie haben sich die Preise für Öl 2014 entwickelt?

Volkswirte wurden von der Entwicklung völlig überrascht. Aktuell kostet ein Fass (159 Liter) Rohöl der Sorte Brent mit Lieferung im Februar rund 60 Dollar, im Juni waren es noch 115 Dollar, ein Rückgang um fast 50 Prozent. Experten von Deutscher und Commerzbank hatten vor einem Jahr auf rund 105 Dollar getippt, das Bankhaus Metzler auf 90. Diesel kostet derzeit oft nur 1,15 Euro pro Liter, vor einem Jahr waren es noch mehr als 1,40. Der Preis für den Liter leichtes Heizöl ist von 81 auf nur noch gut 60 Cent abgerutscht.

Wo liegen die Gründe?

Durch "Fracking" - die umstrittene Förderung von Gas und Öl aus Gesteinsschichten - sind die USA mittlerweile von Importen unabhängig. Zudem sind sich die ölproduzierenden Länder nicht einig. In früheren Zeiten haben sie in Phasen deutlich fallender Preise die Produktion gedrosselt. Heute sind sie zerstritten - und drosseln nicht.

Wie werden sich die Preise 2015 entwickeln?

2015 dürfte Öl den Prognosen zufolge kaum teurer, dafür aber der Dollar noch stärker werden. Manche Experten erwarten sogar noch billigeres Öl und schließen Preise von weniger als 50 Dollar pro Fass nicht aus. Ein weiter erstarkender Dollar auf Kurse von unter 1,20 für den Euro wird die Effekte des billigen Öls aber abbremsen.

Hilft die Entwicklung der Konjunktur?

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sieht im billigen Öl ein "kleines Konjunkturprogramm". Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise erwartet dadurch in der Eurozone eine um 0,5 Prozentpunkte höhere Wachstumsrate. Und ein weiteres Plus von 0,25 Punkten durch den schwächeren Euro und den dadurch stärkeren Export. Durch deutlich billigeres Benzin, Diesel und Heizöl haben Verbraucher mehr Geld in der Tasche, etwa für Konsumausgaben. Zudem sinken die Produktionskosten der Unternehmen. Waren und Dienstleistungen könnten günstiger werden. Bundesbank und Forschungsinstitute dürften ihre Prognosen für 2015 nach oben setzen.

Gibt es auch skeptische Stimmen?

Börsianer sehen den fallenden Ölpreis als Indikator für eine schwache Nachfrage und eine anhaltende Konjunkturflaute. Zudem gehen deutsche Güter immer häufiger in Schwellenländer wie Brasilien, Indonesien oder Indien. Die aber sitzen zum Teil auf Dollarschulden in Billionenhöhe. Weil auch ihre Währungen gegenüber dem Dollar verlieren, steigt ihre Schuldenlast. Auch der Schuldendienst wird teurer. Das könnte die Wirtschaft und damit auch die Importe bremsen. Deutsche Unternehmen hoffen deshalb, dass der Dollar nicht zu stark wird.

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