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Putzfrauen sorgen in vielen Haushalten für Sauberkeit - arbeiten oft aber schwarz.
© picture alliance / dpa-tmn

"Internationaler Tag der Putzfrau": Wie sich die Arbeit im Privathaushalt wandelt

An diesem Dienstag ist "Internationaler Tag der Putzfrau". Anlass für einen Überblick über eine Branche, in der noch immer viele schwarz arbeiten. Und die sich wandelt - durch Roboter und Vermittlungsplattformen.

Karo Rutkowsky ist eigentlich Privatdetektivin. Doch weil der Verdienst zum Leben nicht reicht, geht sie nebenbei putzen. Und zwar schwarz. Rutkowsky ist eine Romanfigur und steht doch mit ihrem Nebenjob für so viele Putzkräfte in Deutschland. Ihre Erfinderin, Autorin Gesine Schulz, ärgerte sich lange darüber, dass es für alles und jeden einen Welttag gibt. Nicht aber für Menschen wie Rutkowsky, die Familien helfen, den Alltag zu bewältigen. Die für Ordnung und Sauberkeit in der Wohnung sorgen – und das oft nur für wenig Geld.

Schulz trug deshalb den „Internationalen Tag der Putzfrau“ kurzerhand selbst bei Wikipedia ein. Seitdem ist der 8. November nicht nur der Geburtstag von Romanheldin Rutkowsky. Sondern auch ein Tag, an dem bundesweit Reinigungskräfte Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren sollen.

3,6 Millionen Menschen arbeiten aktuell als Hilfen in deutschen Haushalten: Sie putzen, staubsaugen, kochen, bügeln. Doch die meisten von ihnen – 80 Prozent  – arbeiten immer noch schwarz. Das zeigte kürzlich eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW Köln). Zwar gibt es durchaus Möglichkeiten, Putzkräfte legal anzumelden. Doch ein Großteil der deutschen Haushalte verzichtet immer noch darauf. Und zwar nicht nur, weil sie selbst den  Aufwand fürchten, sondern auch weil es viele Putzkräfte so wünschen. IW-Forscher Dominik Enste meint, das liege zum einen daran, dass viele Haushaltshilfen die offizielle Selbstständigkeit aufgrund der bürokratischen Anforderungen weiterhin scheuen.

Minijobs werden von Putzfrauen und -männern kaum genutzt

Aber auch von den Minijobs, die extra als legale Alternative zu Schwarzmarkt-Angeboten geschaffen worden sind, machen nur wenige Gebrauch. Über die Minijob-Zentrale können Privatleute ihre Putzkräfte legal anmelden und dafür bis zu 20 Prozent ihrer Ausgaben von der Steuer absetzen. Die Haushaltshilfen sind dafür unfallversichert und erwerben Rentenansprüche. Für viele Haushaltshilfen kommt ein Minijob trotzdem aber nicht in Frage, weil sie so nur 450 Euro im Monat verdienen dürften. Deshalb sind von 3,6 Millionen Haushaltshilfen bislang gerade einmal 300 000 Minijobber.

Gewerkschaften kritisieren diese Entwicklung seit Längerem. Die Minijob-Regelung sei Teil des Problems statt Teil der Lösung, heißt es beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). „Die ursprüngliche Absicht, durch die Minijobs eine Legalisierung und Brückenfunktion in sozialversicherungspflichtige Arbeit zu erreichen, ist gescheitert.“ Der DGB schlägt als Alternative vor, Haushaltshelfer sollten künftig nur noch über spezialisierte Dienstleister vermittelt werden. „Ziel muss sein, ausschließlich sozialversicherungspflichtige und existenzsichernde Arbeit zu fördern.“

Auch Start-ups vermitteln inzwischen Reinigungskräfte

Schon jetzt wächst der Markt für Dienstleister, die Reinigungskräfte an Privathaushalte vermitteln – auch wenn viele davon etwas anders arbeiten, als sich der DGB das vermutlich vorstellt. Gerade Berlin ist für Vermittler von Reinigungskräften ein großer Markt. Allein beim Start-up Helpling sind in der Stadt bereits 1000 Putzfrauen und -männer gelistet. Die Firma versteht sich als Online-Marktplatz für Reinigungskräfte. Angestellt sind diese bei Helpling nicht, vielmehr arbeiten sie selbstständig auf Rechnung. Um ihre Dienste über die Plattform anbieten zu dürfen, müssen sie lediglich einen Gewerbeschein und ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen und und einen „Reinungstest“ am Telefon bestehen. Bei Letzterem werden die Reinigungskräfte zum Beispiel gefragt, was sie im Badezimmer zuerst putzen würden. Und wie oft sie die Lappen wechseln.

13,90 Euro zahlt der Kunde pro Stunde in Berlin, wenn er eine Kraft bei Helpling bucht. Bei der Putzkraft bleiben davon jedoch nur elf Euro hängen. Die Anfahrt muss sie oder er davon selbst zahlen ebenso wie die Krankenversicherung. Ob die Haushaltshilfe damit bei einem Gehalt oberhalb des Mindestlohn landet? Das hänge vom Einzelfall ab, heißt es. Kritiker werfen den Plattformen deshalb immer wieder „moderne Tagelöhnerei“ vor. Die Anbieter selbst argumentieren naturgemäß anders. „Wir schätzen, dass etwa die Hälfte der Putzkräfte, die wir vermitteln, vorher schwarz gearbeitet hat“,, sagt Svenja Gohlke von Helpling. Immer noch sei der Schwarzmarkt der schärfster Konkurrent.

Putzroboter wandeln die Jobbeschreibung

Dabei könnte sich der Job der Putzkräfte in Zukunft ohnehin noch einmal stark wandeln. Fensterputzroboter, autonome Staubsauger und andere intelligente Hausgeräte könnten der Putzfrau schon bald zumindest einen Teil der Arbeit abnehmen. Fast drei Viertel der Deutschen können sich einer aktuellen Umfrage zufolge nämlich durchaus vorstellen, einen Roboter für den Haushalt anzuschaffen, der dann zum Beispiel das Staubsaugen, Bodenwischen oder Fensterputzen übernimmt.

Die Essener Minijob-Zentrale hat deshalb mit dem Institut für Trend- und Zukunftsforschung (ITZ) aus Heidelberg untersucht, welche Rolle „Haushaltsjobs im Smart-Home der Zukunft“ noch spielen werden. Für ITZ-Gründer Eike Wenzel steht jedoch fest: „Der vollautomatische Putz- und Pflegeroboter wird die Haushaltshilfe nicht ersetzen.“ Zum einen muss einer die Technik schließlich auch bedienen können – weshalb die Putzfrau künftig „ganz selbstverständlich mit digital vernetzen Geräten arbeitet“. Zum anderen bleiben genug Aufgaben übrig, die der Roboter nicht übernehmen kann. Der Job der Haushaltshilfe werde daher vielmehr aufgewertet. „Während der Saugroboter den Wohnzimmerteppich selbstständig vom Staub befreit, hat die Reinigungskraft genug Zeit, das Bad zu putzen und die Küche aufzuräumen.“

Dazu kommt, dass sich auch durch den demografischen Wandel die Anforderungen an die Hilfe im Haushalt ändern. Weil die Zahl der Senioren steigt, werden mehr Betreuungskräfte gebraucht, die nicht nur den Teppich saugen und das Bad putzen, sondern auch den Alltag organisieren. Das Wort „Putzfrau“ hat dann wohl endgültig ausgedient.

Carla Neuhaus

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