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Übernahme von Parship durch Pro7: Wie Partnervermittler Millionen scheffeln

Über acht Millionen Menschen nutzen Singlebörsen und Flirtportale im Internet. Aber auch klassische Vermittlungsdienste sind nach wie vor gefragt.


Viktoria schwebt auf Wolke sieben. Vor ein paar Wochen hat sich die Marketing-Managerin verliebt – ihren neuen Freund, einen Ingenieur, hat die 43-Jährige über die Online-Partnervermittlung Parship kennengelernt. „Ich hoffe, dass es diesmal ganz lange hält“, sagt die Berlinerin über ihre neue Liebe. Die junge Frau ist eine von Millionen Deutschen, die die Suche nach einem Partner nicht dem Zufall überlassen wollen und die Angelegenheit lieber in die Hände von Profis legen. „Der Markt ist stark fragmentiert und hat sich in den vergangenen Jahren sehr gewandelt“, sagt Pamela Moucha vom Portal singleboersen-vergleich.de. Das Kölner Unternehmen beobachtet die Dating-Szene seit mehr als zehn Jahren und gibt einmal pro Jahr einen umfassenden Datenreport heraus. Der Fokus liegt dabei auf das Geschäft im Internet.

Der virtuelle Markt ist in Bewegung

Rund 2500 deutschsprachige Singlebörsen gibt es laut Moucha derzeit im Netz. In Bewegung kam die Branche zuletzt vor allem durch den Start der kostenlosen Dating-App Tinder, die wie die Singlebörsen Lovescout24 und Neu.de zum US-Konzern Match Group gehört. Mit der App können Nutzer in ihrer aktuellen Umgebung nach Kontakten suchen und mit ihnen in Kontakt treten. Auch der deutsche Medienkonzern ProSiebenSat1 will künftig in der Branche mitmischen: Die Sendergruppe hat sich vergangene Woche für 100 Millionen Euro die Mehrheit an den Online-Partnervermittlungen Parship und ElitePartner gesichert. Das Unternehmen ist mit derzeit rund vier Millionen registrierten Nutzern in Deutschland Marktführer. Zielgruppe sind nach eigenen Angaben Singles zwischen 25 und 59 Jahren, die sich langfristig binden wollen. Für einen Mitgliedsbetrag zwischen 449,40 Euro (für sechs Monate) und 837,60 Euro (24 Monate) schlägt das Portal seinen Kunden potenzielle Partner vor. Grundlage dafür ist ein Persönlichkeitsprofil nebst Foto, das jeder Nutzer von sich im Netz erstellt. Nicht alle Daten sind tatsächlich sichtbar; der Online-Vermittler vergleicht die einzelnen Informationen miteinander und macht anhand der Übereinstimmungen Kontaktvorschläge. Der Nutzer entscheidet, mit welchen Personen er in Verbindung tritt und welche Informationen für Dritte sichtbar sind.

Die Partnervermittlung ist ein Millionengeschäft

Für Online-Vermittler wie Parship, eDarling, Heartbooker oder Lovepoint ist die Partnersuche im Netz ein lohnendes Geschäft: Rund 8,4 Millionen Online-Dater pro Monat sind derzeit laut singleboersen-vergleich.de auf den Seiten von deutschsprachigen Singlebörsen und Flirtportalen im Internet unterwegs. Allein im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Branche hierzulande einen Umsatz von knapp 200 Millionen Euro – ein Plus von knapp vier Prozent. ProSiebenSat1 erhofft sich durch den Zukauf von Parship und ElitePartner im nächsten Jahr einen Gewinn von 18 Millionen Euro. „Ich erwarte, dass der Online-Datingmarkt im kommenden Jahr einen weiteren Aufschwung erleben wird“, prognostiziert Moucha. Das wachsende Interesse an virtuell angebahnten Beziehungen erklärt sie unter anderem mit dem Faktor Zeit: „Vor allem Berufstätige wollen ihre ohnehin knapp bemessene Freizeit nicht auch noch mit der Partnersuche verbringen“, sagt sie. Ein Persönlichkeitsprofil zu erstellen, dauert bei Parship nur wenige Minuten.

Traditionelle Vermittler sind besonders bei Managern und Prominenten gefragt

Ob die Angaben tatsächlich stimmen, kann im Netz allerdings keiner nachprüfen – ein Nachteil, findet Simone Jansen. „Im Internet wird viel gelogen“, sagt sie. Die 53-Jährige ist Sprecherin des Berufsverbandes der Ehe-und Partnervermittlungen (GDE) und seit 26 Jahren Inhaberin der Kölner Partnervermittlung Wir2. Jansen schätzt, dass es in Deutschland derzeit noch 200 bis 300 klassische Partnervermittlungen gibt, bei denen der Kunde persönlich vorstellig werden muss. „Als die Onlinevermittler Anfang des Jahrtausends auf den Markt drängten, war das Geschäft zeitweilig schwierig“, sagt die Unternehmerin. Kundschaft hatte die Geschäftsfrau aber immer. Zum einen sei die Anonymität des Internet nicht jedermanns Sache, zum anderen käme das Medium für bestimmte Personengruppen als Vermittler in Liebesdingen schlichtweg nicht in Frage, sagt sie. Schließlich seien auch Manager von Großkonzernen, Politiker oder namhafte Künstler mithin auf der Partnersuche, wünschten sich dafür aber Diskretion. „Sie wollen sich nicht einfach unters Volk mischen, wenn sie den Partner fürs Leben suchen“, sagt auch Pamela Moucha. Zudem gibt es im Segment der traditionellen Partnervermittlungen seit einigen Jahren auch einen Trend zur Spezialisierung: Einige Agenturen vermitteln Lebenspartner aus bestimmten geografischen Regionen wie Osteuropa oder Südostasien.

Der Service bei klassischen Anbietern kostet mehrere tausend Euro

Wie im Onlinegeschäft erstellen auch klassische Partnervermittler ein Profil ihrer Kunden und treffen eine Vorauswahl, wer aus der Kundenkartei zu ihnen passen könnte. Allerdings gibt es neben der Klientel einen weiteren Faktor, der das Onlinegeschäft und die Partnervermittlung in der realen Welt unterscheidet: Der Service von traditionellen Partnervermittlern ist in der Regel teurer als die entsprechende Dienstleistung im Netz. Simone Jansen beispielsweise berechnet für ihre Vermittlungstätigkeit je nach Aufwand zwischen 1000 und 3500 Euro. Rund die Hälfte aller Kunden wird durch die Empfehlung Dritter auf ihre Firma aufmerksam. Zusätzlich schaltet Jansen Anzeigen in Tageszeitungen und Stadtmagazinen. Über die Jahre hat die Geschäftsfrau hunderte von Paaren zusammengebracht. Wie lange ihre Kunden zusammenbleiben, erfährt die Unternehmerin in der Regel nicht. Überhaupt berichteten die meisten in ihrem privaten Umfeld ungern darüber, dasss sie bei der Partnersuche die Hilfe eines Vermittlers in Anspruch genommen hätten, sagt Jansen: „Das ist kein Thema, worüber man offen spricht.“

Sarah Kramer

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