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Bietergefecht. Das Gezerre um das Münchner Unternehmen wird weitergehen.
© REUTERS

Übernahme gescheitert: Wie es jetzt für Osram weitergehen könnte

Nach dem gescheiterten Deal mit AMS gibt es sechs Szenarien, wie es für den Lichtkonzern weiter gehen könnte. Nicht jede würden die Arbeitnehmer begrüßen.

Der österreichische Chip- und Sensor-Hersteller AMS ist mit seinem Übernahmeangebot bei den Osram-Aktionären durchgefallen, will es aber nicht dabei bewenden lassen. Zugleich prüfen die Finanzinvestoren Bain Capital und Advent International, ob sie ein Kaufangebot für Osram wagen sollen. Die Hoffnung, dass es doch noch zu einer Übernahme kommt, begrenzte am Montag auch die Verluste der Osram-Aktie, die zwei Euro unter dem gescheiterten Übernahmeangebot gehandelt wurde. Eine Übersicht über die Optionen:

Neuer Anlauf
Knapp elf Prozent der Osram-Aktien fehlten AMS, um die angepeilten 62,5 Prozent einzusammeln. Eine besondere Hürde war der hohe Anteil von Kleinanlegern (rund ein Viertel), denen die Zeit kaum reichte, um die aufgestockte Übernahmeofferte von 41 Euro anzunehmen. Bei einem neuen Angebot hätten sie mehr Zeit. Doch dazu bräuchte AMS die Zustimmung des Osram-Vorstands, sonst sind die Österreicher nach dem Übernahmegesetz für zwölf Monate blockiert. Schon um einen Kursverfall der Aktie zu verhindern, könnte man sich dazu durchringen.

Einigung mit Bain und Advent
Fast ein Jahr hat sich Bain Capital schon mit Osram befasst. Will der Finanzinvestor da einfach aufgeben? Bis zuletzt waren Experten von Bain und dem neuen Partner Advent noch bei Osram zugange, um erneut die Bücher zu prüfen. Doch ein Angebot gegen einen Großaktionär AMS, der inzwischen knapp 20 Prozent hält, wäre ein Himmelfahrtskommando. Fast illusorisch, dass Bain und Advent auf einer Hauptversammlung unter diesen Umständen die nötigen 75 Prozent bekämen, um Osram ganz unter ihre Kontrolle zu bekommen. Also müsste man sich irgendwie einigen – aber wie? Sich Osram zu teilen, bringt beiden nichts. Osram aufzuteilen, auch nicht, denn beide finden im Wesentlichen die selben Teile des Lichtkonzerns attraktiv und die selben uninteressant.

Zwölf Monate warten
Dann dürfte AMS einen neuen Anlauf nehmen, ohne Osram um Erlaubnis zu fragen. Doch wie steht der Münchner Lichtkonzern dann da? Schafft Vorstandschef Berlien es, schnell aufzuräumen in München, trotz des drohenden Abschwungs? Berlien stellt sich zwar notgedrungen auf Eigenständigkeit ein, doch wollte er nicht umsonst die Finanzinvestoren an Bord holen, um den Konzern in Ruhe und ohne Druck der Börse neu aufzustellen. Analysten rechneten zuletzt mit einem Verlust von 200 Millionen Euro für das gerade beendete Geschäftsjahr 2018/19. Je mehr die Hoffnung auf eine Übernahme schwindet, desto schneller könnte die Osram-Aktie fallen.

Weiter aufstocken
Mit einer Aufstockung der Anteile auf 30 Prozent könnte AMS die Wartefrist aushebeln. Denn dann wäre ein Pflichtangebot fällig. Doch für eine Aufstockung über 20 Prozent hinaus bräuchte AMS grünes Licht vom Bundeskartellamt. Das kann dauern. Und ob es dann mit der angestrebten Kontrollmehrheit klappt, ist offen.

Fusion auf Augenhöhe
Die IG Metall hatte bereits eine Fusion auf Augenhöhe zwischen Osram und AMS ins Gespräch gebracht. So etwas findet meistens über einen Aktientausch statt. Vom Firmenwert her würde das passen, beide Unternehmen sind am Aktienmarkt ähnlich viel wert. Es hätte den Vorteil, dass sich AMS für die Übernahme nicht verschulden müsste. Die Arbeitnehmervertreter befürchteten, dass der Zwang zum Geldverdienen, um die Kredite rasch zu tilgen, zu Lasten der Osram-Belegschaft geht.

Kooperation
Mit knapp 20 Prozent lässt sich der Großaktionär AMS von Osram nicht ignorieren. Osram-Chef Berlien selbst regte am Freitag Gespräche über „eine sinnvolle und für beide Unternehmen vorteilhafte Kooperation im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben“ an. Beide beliefern die Automobilindustrie, Licht und Sensoren ergänzen sich. Damit ließe sich wenigstens ein Teil der Synergien heben, die AMS sich erhofft hatte. (rtr)

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