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Tanz ins Erwachsenenleben: Abibälle werden immer aufwändiger.
© picture alliance / ZB

Teure Abibälle: Wenn Schüler plötzlich mit den Schulden dasitzen

25.000 Euro und mehr kostet ein Abiball. Wehe, wenn dann etwas schief geht. Die Stiftung Warentest hat Verträge mit Agenturen geprüft.

Es ist ein rauschendes Fest. Vor dem Berliner Hotel Esplanade wartet der rote Teppich. Bevor sie in den Ballsaal einziehen, bringen sich die Gäste erst einmal mit einem Gläschen Prosecco in Stimmung. Die Damen tragen lange Kleider, die Herren Anzüge oder Smokings. Es wird viel gekichert und gestaunt – kein Wunder, denn diejenigen, die sich an diesem Abend im Sommer feiern lassen, haben gerade erst ihr Abi gemacht.

Der Abiball ist der krönende Abschluss der Schulzeit. Was früher mit der Rede des Schulleiters samt anschließender Zeugnisverleihung und kleinen Häppchen erledigt war, speist heute eine ganze Feierindustrie.

Nach dem Vorbild der amerikanischen „Prom Nights“ wird auch in Deutschland nicht gekleckert, sondern geklotzt. 160 Euro haben die Eltern eines Münsteraner Gymnasiums für eine Ballkarte gezahlt. Wenn Vater, Mutter, Schwester oder Bruder mitfeiern wollen, sind das 640 Euro. Für Ballkleid und Frisur kann man getrost noch einmal 200 bis 600 Euro addieren.

Endlich Abi: Das wird gefeiert. Die Planungen für den Ball beginnen aber oft schon zwei Jahre vorher.
Endlich Abi: Das wird gefeiert. Die Planungen für den Ball beginnen aber oft schon zwei Jahre vorher.
© DPA

Das sind Summen, bei denen sich selbst die Politik gefordert sieht. „Ein Abiball ist kein Opernball“, warnt die nordrhein-westfälische Schulministerin Yonne Gebauer (FDP). Hartz IV-Empfänger können übrigens nicht verlangen, dass das Job-Center hilft, entschied das Sozialgericht Düsseldorf vor einem Jahr.

Die Stiftung Warentest hat die Verträge untersucht

Jetzt schaltet sich auch die Stiftung Warentest ein. Die Verbraucherschützer haben sich die Verträge angeschaut, die die Abiturienten mit den Eventagenturen schließen. Oft ist es nämlich ein Schüler aus dem Organisationsteam, das den Ball vorbereitet, der mit seiner Unterschrift für alles Finanzielle gerade steht. „Die Abiturienten, oft gerade erst volljährig geworden und wirtschaftlich unerfahren, schließen mit den Agenturen Verträge über sehr hohe Summen ab“, warnt die Stiftung Warentest im neuen Heft der Zeitschrift Finanztest.
25.000 Euro oder mehr seien keine Seltenheit. „Für denjenigen, der den Vertrag unterschreibt, kann der Abiball so zum finanziellen Fiasko werden, wenn nicht genug Gästekarten verkauft werden“. Umso schlimmer, wenn sich der Anbieter – wie vor sieben Jahren in Berlin geschehen – mit dem Geld für die Abifeiern aus dem Staub macht. Probleme kann es auch mit seriösen Eventagenturen geben.

Schülerin bleibt auf 2226 Euro sitzen

Geschehen ist das etwa an der Bröndby-Oberschule in Lankwitz. Eine Schülerin hatte den Vertrag mit der Berliner Agentur Abiplaner gemacht. 185 Eintrittskarten für je 62 Euro waren kalkuliert worden, verkauft wurden aber nur 127. Bitter: Die 2226 Euro für die nicht verkauften Tickets stotterte die junge Frau anschließend mit monatlichen Raten von 100 Euro ab. Auch an der Kopernikus-Schule in Steglitz gab es Probleme. Von den 380 Tickets zu 68 Euro gingen nur 160 weg. Doch obwohl das Programm kräftig abgespeckt wurde, fehlten am Ende 6000 Euro. Die Schülerin, die den Vertrag unterschrieben hatte, zog die Reißleine und nahm dafür Stornokosten von 8000 Euro in Kauf. Die konnte sie zum Glück mit dem Geld bezahlen, das der Kartenverkauf bis dahin eingebracht hatte. Gefeiert wurde am Ende dann doch noch: in der Mensa der Schule.

Probleme gibt es in maximal fünf Prozent der Fälle, sagt Abiplaner

„Die Feier soll ein schönes Erlebnis werden“, sagt Juliane Neubüser, Sprecherin der Abiplaner-Muttergesellschaft Berlin Event. Seit über 15 Jahren ist Abiplaner im Geschäft, über 1000 Bälle hat das Berliner Unternehmen organisiert. Jedes Jahr kommen etwa 80 weitere Abifeiern hinzu. Probleme, berichtet Neubüser, gebe es in maximal fünf Prozent der Fälle. Dann versuche man, eine Lösung zu finden. Etwa indem man die Kosten reduziert. Im Fall der Bröndy-Schule hatte Abiplaner auch angeboten, die Feier mit einer anderen Schule zusammenzulegen. Aus den Fällen im Südwesten Berlins hat Abiplaner dennoch Konsequenzen gezogen. Man informiere jetzt noch ausführlicher über die Risiken, betont Neubüser, und man versuche, Eltern und Schulleitung ins Boot zu holen: „Wir möchten, dass beim Vertragsabschluss mindestens ein Elternteil dabei ist“. Zudem drängt Abiplaner darauf, dass der Ticketverkauf deutlich früher beginnt. Läuft der schleppend, hat man mehr Zeit zu reagieren. Am Grundrisiko ändert das aber nichts. „Veranstalter sind die Schüler“, betont Neubüser, da diese alle wesentlichen Entscheidungen fällen, lasse sich das rechtlich auch nicht anders machen.

Es geht auch anders

Die Agentur Abidreams aus Süddeutschland zeigt jedoch, dass es durchaus anders geht. Hier schließt das Organisationskomitee mit der Agentur einen Kooperationsvertrag. Abidreams verkauft die Tickets über einen Online-Shop. Dabei fällt zwar eine Bearbeitungsgebühr von 1,29 Euro an und die Karten sind mit Preisen von 50 bis 60 Euro (ohne Getränke) nicht billig, dafür bietet Abidreams aber eine kostenlose Stornierung an, wenn bis zu einem bestimmten Termin nicht genug Eintrittskarten verkauft sind.

"Ein Abiball ist kein Opernball", meint die Schulministerin von NRW. Wirklich nicht?
"Ein Abiball ist kein Opernball", meint die Schulministerin von NRW. Wirklich nicht?
© dpa

In Berlin kosten die Karten zwischen 45 und 90 Euro

In Berlin liegen die Preise zwischen 45 und 90 Euro, berichtet Neubüser. Das Dahlemer Gymnasium, das im Esplanade gefeiert hat, liegt mit 64 Euro für Tanz und Essen im Mittelfeld, Getränke kosten extra. Vier Karten gab es pro Schüler maximal, die Nachfrage war groß. Für die Hauptverantwortliche, eine 18-jährige Schülerin, war das eine große Beruhigung. Sie hatte das Geld drin, und das schon einige Wochen vor dem Event.

So vermeiden Sie die größten Fallen

Nicht drängen lassen: Lassen Sie nicht unter Druck setzen, rät die Stiftung Warentest. Statt gleich beim ersten Kontakt in der Agentur zu unterschreiben, sollte man den Vertrag mit nach Hause nehmen, ihn Lehrern oder Eltern zum Lesen geben und Vergleichsangebote einholen.

Gästezahl realistisch kalkulieren: Es ist leichter, die Zahl nach oben als nach unten zu verändern. Tipp: Vor Vertragsabschluss eine verbindliche Kartenbestellung organisieren und den Vertrag nur über die Gästezahl schließen.

Leistungen klar festlegen: Was steht genau im Vertrag? Welche Speisen hat das Büffet, welche Getränke sind von der Flatrate gedeckt?

Haftung klären: Ganz wichtig: Wer ist laut Vertrag Veranstalter, wer haftet für die Summe? Notfalls hilft es, selbst eine Veranstalterhaftpflicht abzuschließen.

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