Paket-Lieferung per Roboter: Wenn der Roboter einmal klingelt
Paket-Dienst Hermes testet die Zustellung mit Robotern. Immer häufiger werden solche High-Tech-Postboten eingesetzt - noch sind Menschen dabei nicht verzichtbar.
Berlin - Er könnte der kleine Bruder sein von R2-D2, dem Druiden aus der Star-Wars-Erzählung, doch der Roboter auf sechs Rädern hat eine ganz reale Aufgabe: Er soll Pakete zustellen. Hermes testet die bisher noch namenlose Maschine ab Ende August in Hamburg, zunächst in den drei Bezirken Langenhorn, Ottensen sowie im Grindel-Hochhausviertel. Wie Hermes setzen immer mehr Lieferdienste auf solche High-Tech-Postboten bei der Zustellung.
"Roboter sollen keine Zusteller ersetzen"
„Der Roboter soll keineswegs unsere Zusteller ersetzen, die bis zu 100 Pakete pro Tag ausliefern. Das könnte er mit seiner Schrittgeschwindigkeit von bis zu sechs km/h auch gar nicht leisten“, erklärte Hermes-Sprecher Ingo Bertram. Vielmehr soll die Roboter-Lieferung ein zusätzlicher Service sein. Wer beispielsweise tagsüber nicht zu Hause sei, könne sich das Paket in den Shop schicken lassen, per App wird der Roboter dann zur gewünschten Zeit bestellt. Innerhalb einer halben Stunde soll er die Ware vor die Tür liefern. Per SMS bekommt der Kunde einen Zugangscode, mit dem die Klappe des ferngesteuerten Zustellers geöffnet werden könne.
Noch muss ein Mensch die Roboter begleiten
Zunächst wird der Roboter noch „an die Leine genommen“ und von einem technischen Zentrum aus überwacht. Dazu begleite ihn ein Mensch, der die reibungslose Zustellung kontrolliere. „Die Roboter müssen die Strecken auch erstmal lernen“, sagte Bertram. Hindernisse könne er zwar umfahren, aber wenn plötzlich eine Baustelle auftauche, müsse er von der Zentrale geleitet werden. Bis zu zehn Kilo kann der Roboter transportieren und Bordsteinkanten erklimmen. Stufen und Treppen schafft er bislang nicht.
Auch Media Markt testet die Lieferung per Roboter
Entwickelt worden ist die Maschine von dem estnischen Start-up Starship Technologies. Solche Roboter hätten in der Praxis mehr Chancen als Lieferdrohnen, wie sie beispielsweise von Amazon und der Post getestet werden, glaubt Starship-Vorstandschef Ahti Heinla. Die Bodenfahrzeuge würden „freundlicher daherkommen“ und seien deshalb mehr akzeptiert. Das hätten Tests in London, Washington und Tallinn gezeigt. Auch in Düsseldorf sollen die kleinen Roboter Anfang September über die Bürgersteige rollen. Die Elektronikkette Media Markt will Kunden im Umkreis von fünf Kilometern Ware nach Hause bringen lassen.
Die Deutsche Post setzt auf Drohnen
Die Post experimentiert derweil mit dem Paketkopter, einer Drohne, die Pakete zustellt. Im oberbayerischen Reit im Winkl lieferte sie Anfang des Jahres Pakete auf eine Alm in 1200 Meter Höhe. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es für den Paketkopter allerdings keinerlei konkrete Einsatzpläne für den Regelbetrieb, sondern es handelt sich bis auf weiteres um ein reines Forschungsprojekt“, sagte ein Postsprecher. Robotik sei aber auch über den Paketkopter hinaus ein wichtiges Zukunftsthema, „sie kann in der Zukunft zum Beispiel bei der Entlastung der schweren körperlichen Arbeit von Zustellern zum Einsatz kommen, so dass wir uns natürlich damit beschäftigen“. Konkrete Anwendungen gebe er derzeit aber noch nicht.
Rollt der Roboter auch bald durch Berlin?
Hermes will den Roboter bis Ende des Jahres in Hamburg testen, bei Erfolg sei eine Ausweitung auf andere Städte denkbar. Dann könnte der Roboter auch in Berlin ins Rollen kommen.