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Der Export ist im ersten Quartal stark eingebrochen.
© dpa

Ifo-Index steigt wieder: Warum die Manager wieder optimistischer in die Zukunft blicken

Die Stimmung der Unternehmer hellt sich auf. Dabei ist die Erholung mühsam. Frühestens 2022 wird die Wirtschaft das Vorkrisenniveau erreichen, meinen Experten.

Von einem Hoffnungsschimmer spricht Ifo-Chef Clemens Fuest. Die Stimmung in den deutschen Chefetagen habe sich nach den „katastrophalen Vormonaten etwas erholt“.  Denn die deutschen Manager blicken angesichts der jüngsten Lockerungen wieder optimistischer in die Zukunft.

Das zeigt der Ifo-Index, für den die Münchner Forscher jeden Monat Fragebögen in mehr als 7000 Unternehmen schicken: Im Mai ist der Index auf 79,5 Zähler gestiegen, nachdem er im April noch bei 74,2 Punkten gelegen hat. Doch auch wenn die Hoffnung groß ist: Noch ist die Lage n den Unternehmen aktuell angespannt – ihre derzeitige Situation beurteilen die Manager sogar etwas schlechter als im April.

Das deckt sich mit den Ergebnissen anderer Wirtschaftsforscher. Erst vergangene Woche hatte das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) seinen Index veröffentlicht, für den es Finanzmarktexperten befragt. Sie beschreiben die derzeitige Situation ebenfalls als besonders schlecht, glauben aber an Besserung. „Die Zuversicht wächst, dass es ab Sommer zu einer konjunkturellen Wende kommen wird“, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach.

Gleichzeitig glaubt er wie andere Experten nicht an die schnelle Erholung. Bis die deutsche Wirtschaft die Folgen der Coronakrise weggesteckt hat, dauert es. „Erst 2022 soll die Wirtschaftsleistung wieder das Niveau von 2019 erreichen“, so Wambach. Auch Andreas Scheuerle von der Dekabank warnt vor zu viel Optimismus: „Es bleibt die Unsicherheit, ob Corona in einer zweiten Welle zurückkommt.“

 Der Export ist im ersten Quartal eingebrochen

Wie schwer die Coronakrise die deutsche Wirtschaft schon jetzt belastet, zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamts. Wie berichtet, ist die deutsche Wirtschaftsleistung im ersten Quartal bereits um 2,2 Prozent eingebrochen. Am Montag haben die Statistiker nun detailliert dargelegt, wie es dazu genau kam. So konnten die deutschen Firmen bereits in den ersten drei Monaten dieses Jahres sehr viel weniger Waren ins Ausland verkaufen. Um 3,1 Prozent sind die Exporte eingebrochen. Aber auch die Firmen selbst haben sich mit Investitionen zurückgehalten und auf den Kauf neuer Maschinen, Geräte oder Fahrzeuge eher verzichtet: Die Nachfrage ist im ersten Quartal um fast sieben Prozent eingebrochen.

Und war es im vergangenen Jahr noch der starke Konsum der Verbraucher, der die Wirtschaft stabilisiert hat, ist auch er mit dem Ausbruch der Coronapandemie als Wachstumstreiber ausgefallen. Bestellungen im Internet konnten den Umsatzeinbruch aufgrund geschlossener Geschäfte nicht ansatzweise ausgleichen: Um 3,2 Prozent sind die privaten Konsumausgaben zurückgegangen. Das wiegt besonders schwer, weil der private Konsum für fast die Hälfte der deutschen Wirtschaftsleistung steht.

Inzwischen haben die Geschäfte wieder geöffnet. Vielen Deutschen ist aber nicht zum Shoppen zumute.
Inzwischen haben die Geschäfte wieder geöffnet. Vielen Deutschen ist aber nicht zum Shoppen zumute.
© dpa

Entsprechend konnte diesen Rückgang auch das gute Geschäft auf dem Bau nicht ausgleichen: Um 4,1 Prozent legten die Investitionen in diesem Sektor zu. Denn während in anderen Ländern auch Baustellen geschlossen waren, durfte und konnte hierzulande größtenteils weiter gearbeitet werden.

 Im zweiten Quartal dürfte die Wirtschaft stärker abrutschen

Dabei bilden die Zahlen für das erste Quartal nur zwei von fünf Wochen des Shutdowns ab. Schließlich hat die Politik die Wirtschaft und das öffentliche Leben erst Ende März heruntergefahren. Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa beim Fondsanbieter DWS, erwartet, dass sich das „eigentliche Drama“ erst in den Zahlen zum zweiten Quartal zeigen wird. Damit rechnet auch die Bundesbank, die für April bis Juni vorhersagt: „Die Wirtschaftsleistung dürfte nochmals erheblich niedriger ausfallen als im Durchschnitt des schon gedrückten ersten Vierteljahres.“

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Für das Gesamtjahr rechnet die Bundesregierung mit der schwersten Rezession der Nachkriegszeit. Sie prognostiziert ein Minus von 6,3 Prozent – vorausgesetzt, dass es in der zweiten Jahreshälfte wieder aufwärts geht. Damit würde die Wirtschaftsleistung stärker einbrechen als auf dem Höhepunkt der Finanzkrise.

Und manche Ökonomen halten die Prognose der Bundesregierung immer noch für zu optimistisch. Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel rechnet beispielsweise bereits mit einem Minus von 7,1 Prozent. Auch der Sachverständigenrat, der in seinem Risikoszenario mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 5,5 Prozent gerechnet hat, will seine Prognose demnächst nach unten revidieren. Dank der Konjunkturprogramme dürfte das Minus aber im einstelligen Bereich bleiben, sagte der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Lars P. Feld, der Deutschen Presseagentur.

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