Deutschland-Chef Mohamed Bouyaala: Warum C&A jetzt auch Bobbycars verkauft
"Wir haben Druck von den Discountern und von den Fashionanbietern", sagt der Deutschlandchef - und reagiert.
Herr Bouyaala, C&A gilt als solide, aber langweilig. Wie wollen Sie weg vom „Kumpel Anton“- oder „cheap&awful“-, also billig und hässlich, Image?
Ob das wirklich unser Image ist, weiß ich nicht. Unsere Kunden sind eigentlich ganz zufrieden mit uns.
Aber Sie werden zerrieben zwischen Discountern wie Lidl, Kik, Aldi oder Primark auf der einen Seite und höherpreisigen Fashionanbietern auf der anderen.
Richtig ist, wir stehen in der Mitte zwischen beiden Polen. Wir haben Druck von unten und von oben.
Und wie reagieren Sie darauf?
Wir verschaffen uns Platz – nach unten und nach oben. Nach unten, indem wir den Discountern mit extrem günstigen Preisen begegnen. Nach oben bieten wir den Fashionanbietern Paroli, indem wir unsere Kernkollektion modischer machen und schicker.
Auch teurer?
Es geht nicht um höhere Preise, sondern wir wollen unsere Qualität besser herausstellen. Wir sind etwa Weltmarktführer bei Biobaumwolle. Und wir wollen das Sortiment um Spielzeug, Wohnaccessoires und dekorative Kosmetik erweitern.
Wie soll das gehen?
Wir wollen zusätzliche Artikel ins Sortiment nehmen, etwa Spielwaren. Wir kooperieren mit Simba Dickie, dem größten deutschen Spielzeughersteller, und sammeln hier erste Erfahrungen in Köln. Wenn das funktioniert, weiten wir das Angebot auf weitere Läden aus.
C&A verkauft Bobbycars?
Ja, warum denn nicht? Kindermode ist eines unser größten Segmente. Wir haben hier in Deutschland einen Marktanteil von deutlich mehr als zehn Prozent. Da liegt das doch nahe. Wir denken auch darüber nach, Schnuller oder Babyzubehör zu verkaufen.
Und was noch?
Haushaltswaren, Bettwäsche, Kerzen... lauter Dinge, die man bislang bei uns nicht erwartet.
Machen Sie den Kaufhäusern Konkurrenz?
Nein. Die Sortimente müssen schon zu unserer Kernkollektion passen. Und wir werden auch keine Riesenabteilungen aufbauen, sondern eher einzelne Produkte anbieten.
"Wir wollen ja kein Hundefutter anbieten"
Laufen Sie nicht Gefahr, beliebig zu werden?
Ach was, wir wollen ja kein Hundefutter anbieten. Aber wir möchten, dass die Kunden, die bei uns Kleidung kaufen und dann auch noch Handtücher brauchen, nicht mehr woandershin müssen.
Haben Sie Angst vor der Konkurrenz, wenn Kaufhof und Karstadt zusammengehen?
Beide Kaufhäuser haben dafür gesorgt, dass Menschen in die Innenstädte kommen. Sollten Standorte geschlossen werden, darf das nicht auf Kosten der Städte gehen. Was deren Geschäft angeht, so sind die Schnittmengen mit uns doch sehr übersichtlich.
Wie wollen Sie gegenüber den Discountern punkten? Das ist ja der einzige Modebereich, der in Deutschland noch wächst.
Wir treten preisaggressiv auf, etwa mit unseren „Best-Deal-Angeboten“. Das sind Angebote mit einem wirklich sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Idee dahinter: Die Leute müssen sich nicht mehr morgens in aller Früh beim Discounter anstellen, um preisgünstige Kindermatschhosen zu kaufen, sondern die Sachen gibt es auch bei uns – zum selben Preis, jedoch mit besserer Qualität und nicht nur für eine Woche.
Wo sehen Sie mehr Chancen, nach oben oder nach unten?
Ganz klar nach oben hin. Die Kernkollektion ist das A und O. Die Kunden sollen bei uns ganz gezielt ihren Bedarf decken, aber auch bummeln können. Entsprechend bauen wir ja auch unsere Läden um.
Bleiben Sie bei Ihren Eigenmarken oder nehmen Sie auch Markenware ins Sortiment auf?
Das wird kommen. Bei Spielwaren tun wir das ja schon, bei den Wohnaccessoires schauen wir uns derzeit um. Dasselbe planen wir auch für unser Textilgeschäft. Wir loten verschiedene Möglichkeiten für Kooperationen aus, ich denke, schon im nächsten Monat wissen wir mehr.
Wie verhindern Sie, dass der Markenhersteller Ihre Eigenmarken verdrängt?
Die Marke muss einen Mehrwert für den Kunden bringen. Wir suchen einen starken Partner mit einer bekannten Marke, die bei den Kunden zieht.
"Bis zum Jahresende werden wir 44 Häuser renoviert haben"Sie renovieren Ihre Filialen. Wie weit sind Sie damit?
Von den 460 Häusern in Deutschland werden bis zum Jahresende 44 Häuser umgebaut sein, allein in diesem Jahr renovieren wir 25 Häuser. Wir haben mit dem neuen Ladenkonzept im vergangenen Jahr begonnen, jetzt erhöhen wir die Schlagzahl. Wir haben unser Investitionsvolumen in Deutschland in diesem Jahr um 61 Prozent auf 47 Millionen Euro erhöht.
Wie sehen die neuen Läden aus?
Frischer, schöner, wertiger. Die Kunden sollen sich leichter zurechtfinden, wir sortieren die Bereiche besser. Und die Kunden sollen sich wohl fühlen. Wir arbeiten mit neuen Farben, schaffen Modewelten, die Umkleidekabinen sind größer und haben mehr Spiegel. In der Kinderabteilung gibt es eine Spielecke und für Mütter die Möglichkeit, zu stillen.
Bringen die neuen Läden mehr Umsatz?
Ja. Die Umsätze liegen im Schnitt um zehn Prozent höher. Und die Kunden sind zufriedener.
Wie viel mehr Umsatz und Gewinn soll C&A in Deutschland Ende nächsten Jahres geschafft haben?
Wir sind in Deutschland im vergangenen Jahr um drei Prozent gewachsen – mit unseren bestehenden Läden. Das ist nicht schlecht angesichts des schrumpfenden Textilmarktes. Natürlich wollen wir weiter zulegen und unseren Marktanteil steigern. Wir sind heute in Deutschland mit einem Marktanteil von acht Prozent die Nummer drei nach Otto und H&M.
Ist das Geschäft profitabel?
Ja. Und mit den neuen Läden wollen wir noch profitabler werden.
Das Online-Geschäft haben Sie allerdings ziemlich verschlafen.
Dafür wachsen wir jetzt überproportional. Inzwischen kann man in 20 europäischen Ländern online einkaufen. Was uns gut gelingt, ist die Vernetzung von online und offline. Die Menschen bestellen im Internet und holen die Ware in der Filiale ab. Click & Collect hat bei uns einen Anteil von 40 Prozent.
C&A gehört der Familie Brenninkmeijer. Sie besteht aus 18 Clans mit 1000 Mitgliedern – sehr katholisch, sehr konservativ und alle mit holländischem Pass. Wie sehr mischt sich die Familie in das Leben der Topmanager ein? Früher waren ja etwa Scheidungen tabu.
Ich bin seit neun Monaten Deutschlandchef und versichere Ihnen, ich kann wirklich so leben, wie ich möchte. Ich habe im Konzern unmittelbar mit Alain Caparros zu tun, dem Europachef, den ich ja schon von Rewe kenne. Es mag sein, dass die Unternehmenskultur früher etwas speziell war, aber das hat sich inzwischen geändert.
Kürzlich gab es das Gerücht, dass Chinesen C&A kaufen wollen. Was ist daraus geworden?
Zu den China-Gerüchten hatte die Holding damals eine Erklärung abgegeben. Sie hatte betont, dass der andauernde Umbau auch das Ausloten verschiedener Wege beinhalte, um in Wachstumsmärkten wie China und im Digitalen Fahrt aufzunehmen. Es könne potenziell auch Partnerschaften und andere Arten von zusätzlichen, externen Beteiligungen geben. Einen neuen Stand gibt es nicht. Aber das ist auch nicht meine Zuständigkeit. Ich bin für Deutschland zuständig.
Mohamed Bouyaala (42) leitet das Deutschlandgeschäft von C&A. Bouyaala ist nach Stationen bei Rewe und Transgourmet Polen seit dem 1. Januar 2018 bei der Handelskette. C&A gehört der Familie Brenninkmeijer, die zu den reichsten Familien Europas gehört. C&A hat in Europa 1500 Filialen, davon 460 in Deutschland und 17 in Berlin. Fünf der Berliner Häuser sind renoviert, an diesem Donnerstag wird die modernisierte Filiale am Alexanderplatz eröffnet.
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