Zukunft in Fernost: C&A soll nach China verkauft werden
Das Traditionsunternehmen C&A steht vor dem Verkauf nach China. Der Modehändler leidet unter der Konkurrenz der Billigmarken.
Ohne Gottes Segen ging in dieser Familie lange nichts: Filialeröffnungen wurde mit einem Gottesdienst gefeiert, wer sich scheiden ließ, schied auch aus dem Kreis der Eigentümer aus, Affären unter Mitarbeitern waren tabu. Mit solchen Regeln hat die einst erzkatholische Familie Brenninkmeijer eines der größten Modehandelsunternehmen Europas geschaffen: C & A. Doch nun steht die Traditionsmarke, deren Initialen für die Vornamen der beiden Unternehmensgründer Clemens und August stehen, offenbar kurz vor dem Verkauf – ausgerechnet an Investoren aus China.
Billigmarken wie Primark und TK Maxx machen C&A Konkurrenz
Die Modekette suche nach Wegen, ihr Wachstum in Boomregionen wie China und im lange vernachlässigten Online-Handel zu beschleunigen. Dazu würden auch Partnerschaften und externe Beteiligungen geprüft, teilte die Schweizer Familienholding Cofra am Montag mit. Konkrete Namen von möglichen Investoren wurden zwar nicht genannt, ein Deal steht nach Angaben des „Spiegel“ aber kurz vor dem Abschluss.
Gelingt er, würde ein weiteres deutsches Traditionsunternehmen von Chinesen übernommen. Seit 2010 haben chinesische Investoren insgesamt 193 deutsche Unternehmen gekauft oder sich an ihnen beteiligt, wie eine Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) von 2017 zeigt. Zuletzt hatte der Kauf des Roboter-Herstellers Kuka und die Übernahme des Essener Ablesedienstes ISTA durch chinesische Investoren für Aufsehen gesorgt.
Für C & A würde ein Verkauf durchaus Sinn machen. Die Kette hat das Online-Geschäft stark vernachlässigt. Billigmarken wie Primark, TK Maxx oder H & M mit seinen zahlreichen Untermarken machen ihr Konkurrenz, vor allem bei der jungen Zielgruppe.
Ein Investor soll frisches Kapital bringen
„Dramatisch“ habe sich die Wettbewerbssituation für C & A verschärft, sagt Joachim Stumpf, Geschäftsführer der Handelsberatung BBE. Mit frischem Kapital eines externen Investors könne das Unternehmen versuchen, im europäischen Markt wieder mehr Fuß zu fassen und auch online stärker aufzutreten. Vor allem aber verspreche der chinesische Markt enorme Wachstumschancen für die Modemarke. Dass sich die Brenninkmeijers komplett zurückziehen und die Marke verkaufen, glaubt er jedoch nicht. Dafür sei die Familie zu eng mit dem Unternehmen verbunden.
1841 gegründet, ist C & A heute gemessen am Umsatz nach der Otto Group und H & M Deutschlands drittgrößtes Textilunternehmen. Die Kette hat 1500 Filialen in 18 europäischen Ländern und 35 000 Mitarbeiter. Goldene Zeiten erlebte C & A in den sechziger und siebziger Jahren, als das Unternehmen mit Modellen von der Stange Mode erschwinglich machte, mit Mini-Röcken und Bikinis Trends setzte und mehr Kleidung als Kaufhof, Quelle und Karstadt zusammen verkaufte. Doch in den 90ern ebbte diese Erfolgswelle langsam ab.
Ex-Rewe-Chef Caparros führt das Europa-Geschäft
Zwar muss C & A als Familienunternehmen keine Zahlen veröffentlichen, der Umsatz wird im Geschäftsjahr 2016/2017 aber auf rund 2,6 Milliarden Euro geschätzt. Nach einem Abwärtstrend übernahm im Sommer 2017 Ex-Rewe-Vorstandschef Alain Caparros das Steuer und löste Philippe Brenninkmeijer als Europachef ab. Caparros hatte Rewe zu einem Vorreiter im Online-Handel mit Lebensmitteln gemacht – nun soll er C & A wieder auf Erfolgskurs bringen.
Lange, womöglich zu lange, hat das Familienunternehmen im eigenen Saft geschmort. Führungsaufgaben waren exklusiv der Familie vorbehalten, die mehr als 1000 Mitglieder umfasst und deren Vermögen auf über 20 Milliarden Euro geschätzt wird. Anteile werden nicht vererbt. Miteigentümer kann nur werden, wer eine Führungsposition hat, für die sich der Nachwuchs in einem zehnjährigen Trainingsprogramm qualifizieren muss.
Frauen durften lange keine Führungsposition übernehmen
Frauen waren von dieser Karriere jedoch lange ausgeschlossen, bis in die neunziger Jahre hinein durften sie nicht Eigentümer werden – und bisher hat es mit Johanna Brenninkmeijer nur eine Frau in den Unternehmerkreis geschafft. Immerhin seien nun aber die Hälfte der Trainees Frauen, sagte C&A-Vorstand Maurice Brenninkmeijer 2016 in einem Interview mit der „Zeit“.
In China ist C&A schon seit 2007 mit Läden präsent. Auch das Design und die Produktion für den chinesischen Markt finden vor Ort statt. Mit Expertise und Kapital eines chinesischen Investors soll das Geschäft nun offensichtlich weiter ausgebaut werden. „Mission und Werte“ der Familie sollen aber nicht aus dem Blick geraten, sagte Brenninkmeijer. Es sei „fundamental“, dass sie auch „künftig das Zentrum unseres Handelns bilden“.