Rewe-Chef geht zu C&A: Monsieur Caparros Gespür für Mode
Rewe-Chef Alain Caparros wechselt zu C & A und soll das verstaubte Unternehmen flott machen. Kritiker fragen sich: Passt das?
Man sollte sich von seinem Äußeren nicht täuschen lassen. Mit dem Dreitagebart, den offenen Hemden, den edlen Schals und seinem französischen Akzent könnte Alain Caparros ein Millionärserbe sein, ein Privatier, der das Familienvermögen für Jachten und Villen verprasst. Tatsächlich liebt der Franzose mit dem deutschen Pass das Hochseesegeln. Doch das ist auch schon alles.
Denn Alain Caparros, 60, ist ein Kämpfer und ein harter Arbeiter. Einer, der sich reinhängt. Das hat er bei Rewe gezeigt, das muss er künftig bei C & A unter Beweis stellen. Im August wird Caparros neuer Europa-Chef des Familienunternehmens, am Montag verabschiedet er sich auf der Hauptversammlung in Rottach-Egern öffentlich von den Rewe-Genossen, am nächsten Freitag hat er seinen letzten Arbeitstag in Köln.
Dann rückt Lionel Souque nach, auch er ein Franzose. 45 Jahre jung, seit 20 Jahren im Unternehmen, seit zehn Jahren im Vorstand. Souque, derzeit Chef von Rewe Deutschland, leitet dann den Konzern. Früher als erwartet. Denn eigentlich hatte Caparros mit dem zweitgrößten deutschen Lebensmittelhändler einen Vertrag bis Ende 2018, doch im März erklärte der Chef überraschend, seine Arbeit sei erledigt.
Zum Abschied: Schnelleres Wachstum als Edeka
Die Zahlen geben ihm recht: Rewe ist auf Wachstumskurs, 54 Milliarden Euro Umsatz hat die Gruppe (Rewe, Penny, toom, DER Touristik) 2016 gemacht, beim Wachstumstempo hängt der Branchenzweite den Marktführer Edeka ab. Auch der Kampf um Kaiser’s Tengelmann, den Caparros, Tengelmann-Chef Haub und Edeka-Chef Markus Mosa im vergangenen Jahr mit großer Härte geführt hatten (Caparros: „Testosteronkrieg der Häuptlinge“) ist vorbei. 64 Filialen hat der Rewe-Chef mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit und seiner Mischung aus Charme und Härte („Der Handel ist kein Ponyhof“) Mosa abgeluchst. Und auch beim Online-Handel ist Rewe deutlich weiter als Edeka und hofft, gegen Amazon und seinen Lieferdienst „Fresh“ bestehen zu können.
Das hat C & A imponiert. Und so kommt es, dass Caparros nun doch keine Galerie in Südfrankreich eröffnet oder sich um seine Familie kümmert. Drei Kinder hat er aus zwei Ehen, der Jüngste ist allerdings schon 16 Jahre alt. Was genau Caparros dazu getrieben hat, jetzt noch einmal voll durchzustarten, weiß man nicht. Er habe „inspirierende Diskussionen“ mit dem Chef der Familienholding Cofra, Martin Brenninkmeijer, und anderen Familienmitgliedern gehabt, sagt Caparros. Die Familie habe überzeugend den Willen zum Ausdruck gebracht, die Herausforderungen eines harten Wettbewerbs und der Digitalisierung anzunehmen.
Ein Versprechen, das wie eine Drohung klingt
Er sei sich bewusst, welches Maß an Veränderung nötig sei und welche „Hingabe“ nötig sei, um Erfolg zu haben, betont der Manager. Das klingt nach einem Versprechen, aber auch nach einer Drohung. Richtig ist, dass C & A in Nöten steckt. Billiganbieter wie Zara, Primark oder H&M jagen dem Familienunternehmen Kundschaft ab, im Online-Bereich hat der Branchengigant, der allein in Deutschland 60 000 Mitarbeiter beschäftigt, Firmen wie Zalando wenig entgegenzusetzen. C & A verliert Umsatz, schließt Filialen und streicht Stellen. Einer wie Caparros, der das Internet versteht und der klare Vorstellungen davon hat, wie man ein Unternehmen zukunftsfähig macht, kommt da gerade recht.
Doch passt der Franzose zu dem verschwiegenen, harmoniebedürftigen Traditionshaus? Caparros sei wie ein Panzer, sagt einer, der ihn gut kennt. Wenn sich der Manager etwas in den Kopf gesetzt habe, dann müsse das auch gemacht werden - „möglichst schon gestern.“ Mit seiner Ungeduld hat er bei Rewe und seinen anderen Stationen zuvor – Yves Rocher, Aldi, Bon Appetétit – die Mitarbeiter auf Trab gehalten. Ob das mit den Brenninkmeijers funktioniert, muss sich zeigen.
„Ich bin nie mit mir zufrieden“
Nicht nur für die Familie, auch für Caparros selbst. Denn das Handeln überlässt der Franzose nicht gern anderen. So wie bei Karstadt. Dort war er gerade einmal sechs Monate Chef des Aufsichtsrats, als er ging, weil er sich mit dem Investor Nicolas Berggruen überworfen hatte. „Ich bin nie mit mir zufrieden“, sagte Caparros einst in einem Interview.
Das liegt auch an seiner Geschichte. Die Eltern hatten es mit ihrer Mühle in Algerien zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Dann wurden sie vertrieben. In Frankreich waren die Algerien-Flüchtlinge aber nicht willkommen, „wir hatten keine Freunde mehr und bekamen auch keine Anerkennung“. Das habe in ihm das Bedürfnis geweckt, erfolgreich zu sein, sagt Caparros. Mal sehen, ob das bei C & A klappt. Einen eigenen Kleidungsstil bringt er auf jeden Fall mit.
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