Wirtschaftsnobelpreis: Wachstum und Umweltschutz sind möglich
Die Wahl des Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften ist ein Signal an die Politik. Das Thema der zwei Sieger: Umweltökonomie.
Der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften geht erneut in die USA. Die beiden US-Ökonomen William Nordhaus und Paul Romer wurden gemeinsam für ihre Arbeiten rund um den Klimawandel, technische Innovation und Wachstum ausgezeichnet. Ihre Ergebnisse hätten „den Umfang der ökonomischen Analyse erheblich erweitert, indem sie Modelle entwickelt haben, die das Zusammenspiel zwischen Marktwirtschaft mit Natur und Wissen erklären“, teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm mit.
Beide Ökonomen arbeiten an US-amerikanischen Universitäten. Romer ist Professor an der Stern School der New York University und war zudem von 2016 bis 2018 als Chefökonom der Weltbank tätig. Er beschäftigte sich beispielsweise mit Problemen der Wirtschaft in Entwicklungsländern.
Der ehemalige Weltbank-Ökonom nutzte die Gelegenheit der Auszeichnung mit dem Nobelpreis, um sich für mehr Umweltschutz auszusprechen. „Ich glaube, viele Leute denken, dass der Schutz der Umwelt so kostspielig und schwer sein wird, dass sie das einfach ignorieren wollen“, sagte er, in einer Telefonkonferenz. „Wir können durchaus wesentliche Fortschritte beim Umweltschutz machen und dies tun, ohne die Chance auf ein nachhaltiges Wachstum aufzugeben“, zitiert ihn die Nachrichtenagentur Reuters.
Ein "wegweisender Nobelpreis"
Romers Ansätze sind nicht immer unumstritten. Besonderes Aufsehen erregte der Ökonom im Jahr 2009 mit dem Vorschlag, „Freistädte“ zur Bekämpfung von Armut und Migration zu errichten. Dabei handelt es sich um Siedlungen, die in Entwicklungsländern gezielt errichtet und von Industrienationen verwaltet werden. Letztere seien, anders als dortige Regierungen, in der Lage für Sicherheit und politische Stabilität zu sorgen. „Freistädte“ sollen somit als eine Art Wachstumsmotor in den Entwicklungsländern fungieren. Der Ansatz gilt bis heute als umstritten. Kritiker werfen Romer in dem Kontext Neokolonialismus vor.
Der andere Preisträger, William Nordhaus, ist Professor an der Yale-University. Er gilt als Experte für Umwelt- und Klimaökonomie. Nordhaus konstruierte Modelle, die die Wechselwirkungen beider Systeme analysieren. Dabei geht es etwa um die Frage, wie sich wirtschaftliches Wachstum mit einem möglichst effizienten und schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen kombinieren lässt. Seine Modelle werden zudem verwendet um Kosten und Nutzen der Reduzierung von Treibhausgasen vorherzusagen. Über allem steht dabei die Frage, was die Welt tun kann, um den Klimawandel zu stoppen.
Schwedische Reichsbank stiftet Preis
Mit der Verleihung will die Stockholmer Akademie auch ein Zeichen setzen: „Wir müssen zusammenarbeiten, um globale Probleme zu lösen“, sagte Komitee- Mitglied Per Strömberg der Deutschen Presseagentur. Nordhaus und Romers Arbeiten seien wichtige Werkzeuge im Kampf gegen die weitere Erderwärmung. Passend dazu veröffentlichte der Weltklimarat am Montag einen Report, der massive Schritte zur Begrenzung des Klimawandels fordert.
Auch deutsche Experten begrüßten die Entscheidung der Akademie. Karsten Neuhoff, Leiter der Abteilung Klimapolitik am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, spricht von einem "wegweisendem Nobelpreis". Die Forscher hätten zu der Erkenntnis beigetragen, dass weder Technologie noch Wirtschaftlichkeit einer Minderung des globalen Temperaturanstiegs im Wege stehen.
Anders als die Ehrungen für Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Frieden ist der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften nicht von Nobel selbst initiiert worden. Die Schwedische Reichsbank stiftete den Preis im Jahr 1968, die erste Verleihung war 1969. Der Preis ist mit umgerechnet 870.000 Euro dotiert. Unter den Preisträgern sind vorwiegend US-amerikanische Männer. Erst ein Deutscher, der Bonner Spiel- und Verhandlungstheoretiker Reinhard Selten sowie nur eine Frau, die US- Amerikanerin Elinor Ostrom, erhielten bislang den Preis.
Leonhard Rosenauer
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