Nobelpreis für Medizin 2018: Sie haben die Bremsen des Immunsystems gelöst
James Allison und Tasuku Honjo bekommen den Medizin-Nobelpreis für Grundlagenforschung, ohne die eine neue Art Krebstherapie nie möglich geworden wäre.
Eigentlich wollte James Allison Medizin studieren. Bis ihm klar wurde, dass er sich als Arzt keine Fehler erlauben dürfte. Als Wissenschaftler hingegen sei es "Teil des Jobs, Fehler zu machen und Hypothesen immer wieder zu testen", sagte Allison einmal in einem Interview. Also entschied er sich, Biologe zu werden.
Der Einzige, der an Krebs dachte
Seit nunmehr 30 Jahren untersucht der Texaner, Jahrgang 1948, das menschliche Immunsystem, vor allem die T-Zellen. Als er sich in den 90er Jahren an der renommierten Universität Berkeley der Erforschung des Proteins CTLA-4 widmete, war er beileibe nicht der Einzige. Er hatte wie andere Forscher die Beobachtung gemacht, dass das Eiweiß als Bremse für die T-Zellen fungierte. Viele versuchten damals, diesen Befund für Therapien gegen Autoimmunkrankheiten zu nutzen. Allison aber leitete aus der Beobachtung einen ganz neuen Therapieansatz gegen Krebs ab.
Dieser Impuls hatte wohl auch mit seiner Familiengeschichte zu tun. Allisons Mutter, zwei Onkel und ein Bruder waren an Krebs gestorben. Daher habe er gewusst, wie "hässlich" die konventionelle Krebstherapie sein könne. Der Durchbruch für seine "Checkpoint"-Methode kam vor acht Jahren. Allison veröffentlichte eine klinische Studie mit Hautkrebspatienten im fortgeschrittenen Stadium. Bei einigen von ihnen fand sich nach der Therapie kein Krebs mehr. Solche Ergebnisse waren bis dato noch nie bei einer solchen Patientengruppe beobachtet worden.
Seit 2012 erforscht Allison als Professor an der Universität von Houston, wie sich die Technik auch bei anderen Krebsarten einsetzen lässt. Wenn er nicht im Labor ist, spielt er Mundharmonika in einer Forscher-Band mit dem passenden Namen "The Checkpoints".
Froh, den Preis mit Allison zu teilen
Der Japaner Tasuku Honjo wird gemeinsam mit Allison ausgezeichnet. Der studierte Mediziner entdeckte 1992 das Protein PD-1, das sich ebenfalls auf der Oberfläche von T-Zellen befindet. In jahrelanger Forschung in seinem Labor fand er schließlich heraus, dass es ebenfalls die Immunantwort hemmen kann, allerdings über einen anderen Mechanismus als CTLA-4.
Honjo arbeitet schon seit 1984 an der Universität Kyoto. Wenige Minuten nach der Bekanntgabe des Nobelpreises postete die Uni ein Foto auf Twitter, das den 76-Jährigen inmitten seines Forschungsteams zeigt. Kollegen beschreiben ihn als ruhigen, bescheidenen Mann. Dazu passt auch Honjos Reaktion, nachdem er am Telefon von der Ehrung erfahren hatte: Er habe zu verstehen gegeben, wie zufrieden er über den Preis sei, auch darüber, ihn mit seinem Forscherkollegen James Allison zu teilen.