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Am Freitag hat Leica die neue Firmenzentrale in Wetzlar eingeweiht.
© dpa

Kamera-Hersteller Leica lebt wieder auf: Von der Fast-Pleite zum Rekord-Umsatz

Der traditionsreiche Kamera-Hersteller Leica war fast schon erledigt. Dann kamen die Österreicher und sanierten das Unternehmen. Nun verbucht Leica einen Rekord-Umsatz und eröffnet eine hochmoderne Firmenzentrale in Wetzlar.

Vor zehn Jahren läuteten schon die Totenglöckchen, das Unternehmen schrammte nur knapp an der Pleite vorbei. Der renommierte und traditionsreiche Kamera-Hersteller Leica hatte die Digitalisierung der Fotografie fast verschlafen, die teuren analogen Luxus-Kameras, immer schon ein Feld für Profis und ausgesprochene Liebhaber, konnten das Unternehmen allein nicht mehr tragen.

Heute ist von Krise nichts mehr zu hören. Im Gegenteil: Die Geschäfte in der Marktnische, die sich das Unternehmen gesucht hat, brummen offenbar, die 1.400 Arbeitsplätze im mittelhessischen Wetzlar und im portugiesischen Vila Nova de Famalicao sind sicher. Nun leistet sich das Unternehmen für 65 Millionen Euro auf 30.000 Quadratmetern eine neue, auf neuesten Umwelt- und Energiekonzepten basierende Firmenzentrale sowie neue Produktionsflächen in Wetzlar. Am Freitag wurden sie offiziell eingeweiht.

Damit kehrt das Unternehmen aus dem Nachbarstädtchen Solms an den Gründungsort zurück, wie Aufsichtsratschef und Mehrheitsaktionär Alfred Kaufmann betont. Und dies im Jubiläumsjahr: Zwar wurde das Unternehmen bereits 1869 von Ernst Leitz in Wetzlar gegründet. Aber erst vor 100 Jahren – im Sommer 1914 – entwickelte dort Oskar Barnack die Ur-Leica, die erste Kleinbildkamera für 35mm-Filme, die die Fotografie revolutionierte und letztlich den Mythos der Marke begründete. Heute noch basiert der Erfolg vor allem auf der bereits 1954 erstmals vorgestellten Leica M und den zugehörigen Objektiven, die weltweit für höchste Qualität stehen. Starfotografen wie Henri Cartier-Bresson, Robert Capa oder heute Thomas Hoepker setzen auf Leica, private Foto-Enthusiasten sind noch immer bereit, für Leicas mehrere tausend Euro auf den Tisch zu legen, das Drei- oder Vierfache der Preise, die die großen asiatischen Hersteller verlangen

Rekordumsatz im Geschäftsjahr 2012/13

Mitte des letzten Jahrzehnts schien Leica mit diesem Konzept an seine Grenzen zu stoßen. Asiatische Produzenten wie Canon oder Nikon waren zu einer ernsten Bedrohung geworden. Zudem war Leica mit digitalen Kameras zu zögerlich. Nach dem Börsengang 1996 liefen die Geschäfte zunächst gut, der französische Luxusgüter-Hersteller Hermès übernahm bis 2004 fast 40 Prozent der Anteile. Doch als die Schwierigkeiten immer größer wurden, verkauften die Franzosen an eine österreichische Holding, hinter der die Familie des heutigen Mehrheitsaktionärs Kaufmann steht. Kaufmann sanierte das Unternehmen – mit Erfolg. Heute gehören auch hochwertige Digitalkameras zum Programm. Leica gilt einer Untersuchung der Unternehmensberatung Ernst und Young zufolge als renommierteste deutsche Luxus-Marke. Im Geschäftsjahr 2012/2013 – Leica bilanziert von April bis März – verbuchte das Unternehmen mit gut 270 Millionen Euro einen Rekord-Umsatz, auch der Gewinn war mit fast 38 Millionen Euro so hoch wie nie zuvor. Davon profitiert auch der US-Finanzinvestor Blackstone – er ist 2011 mit 44 Prozent bei Leica eingestiegen. Seit 2012 sind die Aktien des Unternehmens nicht mehr an der Börse notiert. Größter Absatzmarkt ist Asien, dort setzt Leica rund 100 Millionen Euro um. Insgesamt betreibt das Unternehmen weltweit rund 130 Läden und Boutiquen.

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