Studie der IG Metall: Viele Azubis sind psychisch krank
Folgen der Pandemie: Junge Beschäftigte wollen sich beruflich neu orientieren. Berufsschulen verschärfen Ausbildungsnotstand..
Wird die Generation Z eine Lost-Corona-Generation? Kinder, junge und alte Menschen waren jedenfalls von den diversen Anti-Pandemie-Maßnahmen am stärksten betroffen. Die Generation Z, frühestens 1995 geboren und auch als Digital Natives bezeichnet, studiert oder lernt einen Beruf. Für Letztere hat die IG<TH>Metall, mit rund 200 000 Mitgliedern unter 27 Jahren die größte Jugendorganisation hierzulande, eine Untersuchung in Auftrag gegeben über die Coronafolgen. „Die psychische Gesundheit hat extrem gelitten“, fasste Studienautor Simon Schnetzer die Ergebnisse zusammen. Das Verbot sozialer Kontakte, eine „gewisse Kälte im Betrieb“ und überhaupt die Isolation und die Sorge um den Fortbestand von Beziehungen und Freundschaften habe bei vielen das Gefühl entstehen lassen, die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren. „Die jungen Leute haben sich eingeigelt“, sagte Christiane Benner, zweite Vorsitzende der IG<TH>Metall, die am Mittwoch gemeinsam mit Schnetzer die Studie vorstellte.
Zukunftspläne werden in Frage gestellt
Unter den gut 3000 befragten Auszubildenden berichtet die Hälfte von schlechter Motivation, 43 Prozent erklären das mit dem mangelhaften Praxisbezug ihrer Ausbildung. 53 Prozent gehen davon aus, dass sich durch die Coronazeit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verschlechtert haben. Und was für die Ausbildungsbetriebe sonders alarmierend ist:<ET>Knapp 40 Prozent der Befragten wollen sich beruflich umorientieren. Das ist besorgniserregend für die Industrie- und Handwerksbetriebe, denen die Fachkräfte fehlen. „Krass“ findet Jugendforscher Schnetzer, wie stark die jungen Menschen ihre Zukunftspläne in Frage stellen oder sogar ganz korrigieren.
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IG-Metall-Vize Benner appellierte an die Unternehmen, die Qualität der <TH>Ausbildung zu verbessern und mehr Plätze anzubieten. „Wenn Pläne durch die Pandemie zerstört wurden, müssen neue Pläne her und wir stehen alle in der Verantwortung, diese zu begleiten“, sagte die Gewerkschafterin und appellierter an die Arbeitgeber: „Tut alles, was möglich ist! Nutzt die Ausbildungsprämie, denkt an die Zukunft und dass ihr die Fachkräfte in der Transformation dringend brauchen werdet.“ Im vergangenen Jahr seien hierzulande nur 467 000 neue Ausbildungsverträge unterschrieben worden – das waren so wenige wie zuletzt vor der deutschen Einheit. In der Metall- und Elektroindustrie haben Benner zufolge zehn Prozent weniger Jugendliche ihre Ausbildung begonnen als im Vorjahr. Die Jugendarbeitslosigkeit insgesamt sei um rund ein Viertel gestiegen, sagte Benner.
Mittel des Digitalpakts fließen nicht
In den Ausbildungsbetrieben selbst sei die Situation gar nicht so übel gewesen, berichtete Schnetzer über die Aussagen der befragten Jugendlichen. Auszubildende dürfen ebenso wie Ausbilder nicht kurzarbeiten. Allerdings ist das ohne Belang, wenn ein Betrieb die Geschäftstätigkeit komplett einstellt, wie das in Handel und Gastronomie, Freizeit- und Veranstaltungwirtschaft über mehr als sechs Monate der Fall war. Für die Metall- und Elektroindustrie galt das nur für ein paar Wochen im Frühjahr 2020. „Besonders stark verschlechtert“ hat sich Schnetzer zufolge die Situation in den Berufsschulen, die mindestens so schlecht mit modernen Techniken ausgestattet sind wie die Allgemeinbildenden Schulen. Benner zufolge ist ein Großteil der 50 Millionen Euro, die im Digitalpakt für die Berufsschulen verabredet wurden, noch nicht angekommen. Angesichts der miserablen Situation der Berufsschulen sei es auch für die Betriebe „schwierig, die Ausbildung attraktiv zu halten“, meinte Schnetzer.
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