Deutsche Bank: Versteckte Probleme
Die Zahlen der Deutschen Bank für 2014 sind besser als erwartet - und doch täuschen sie über Probleme hinweg. Ein Kommentar.
Für den Moment können Anshu Jain und Jürgen Fitschen aufatmen. Die Chefs der Deutschen Bank haben am Donnerstag Zahlen vorgelegt, die viel besser sind als erwartet. 2014 haben sie 1,7 Milliarden Euro Gewinn gemacht: eine Milliarde mehr als noch ein Jahr zuvor. Allerdings täuschen diese Zahlen über die eigentlichen Probleme hinweg. So ist der Gewinn im Privatkundengeschäft um 14 Prozent eingebrochen, die Tochter Postbank schreibt Verluste. Kompensieren kann der Konzern das nur mit dem guten Ergebnis im Investmentbanking: also dem Geschäft mit komplexen, zum Teil hochspekulativen Finanzprodukten.
Diese Quersubventionierung mag kurzfristig funktionieren, doch eine nachhaltige Strategie sieht anders aus. Zugespitzt heißt das: Die Deutsche Bank steckt in der Sinnkrise. Das Modell der Universalbank, die alles aus einer Hand anbietet, ist überholt. Fitschen und Jain müssen sich daher fragen, worin sie gut sind – und was andere besser können. Die beiden stehen vor schwierigen Entscheidungen, doch die zu fällen ist nun mal ihr Job. Am Ende könnte zum Beispiel der Verkauf der Postbank stehen. Das wäre hart – aber zumindest konsequent.
Carla Neuhaus