Deutsche Bank: Bessere Geschäftszahlen als erwartet
Die Deutsche Bank hat im vergangenen Jahr einen überraschend hohen Gewinn gemacht. Doch nach wie vor lasten hohe Kosten auf der Bank - etwa für Rechtsstreitigkeiten oder Boni.
Anshu Jain und Jürgen Fitschen haben die Skeptiker überrascht. Entgegen den Erwartungen legten die Ko-Chefs der Deutschen Bank am Donnerstag Zahlen für das vierte Quartal und das gesamte Jahr 2014 vor, die deutlich besser ausfielen als erwartet. In den letzten drei Monaten 2014 verbuchte die Bank einen Nettogewinn von 441 Millionen Euro – gerechnet hatten Analysten dagegen mit einem Verlust von rund 150 Millionen Euro. Auch im Gesamtjahr schlug sich das Institut mit einem Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro – ein Plus von einer Milliarde oder 70 Prozent gegenüber 2013 – deutlich besser, als Beobachter vorhergesagt hatten.
Keine Angaben zur künftigen Strategie der Bank
Profitable Geschäfte der Investmentbank und niedrige Rechtskosten sorgten für den Gewinnschub. „Wir haben heute eine stärkere, sicherere und ausgewogenere Bank“, sagten Fitschen und Jain in einer Telefonkonferenz. Die ungeklärten Rechtsstreitigkeiten bleiben aber ein Problem. Auch die Kosten seien weiter zu hoch, sagten die Bankchefs. Keine konkreten Aussagen machten sie zur künftigen Strategie der Bank. Dies soll im Frühjahr vor der Hauptversammlung am 21. Mai auf einer Pressekonferenz passieren. Allerdings ließ Fitschen durchblicken, dass man am Modell einer weltweit tätigen Universalbank festhalten wird. „Dies hat einzigartige Vorteile für unsere Kunden. Wir sind eine Multi-Produkt-Bank mit globaler Präsenz. Das liegt uns am Herzen.“ Auch an der Investmentsparte soll nicht gerüttelt werden. „Wir sind einer der Top-Fünf-Anbieter weltweit und haben unsere Position 2014 sogar noch gestärkt. Offen ist aber die Zukunft der Postbank. Die Integration laufe zwar weiter, sagte Finanz- und Strategie-Chef Stefan Krause. „Aber es gibt noch keine Entscheidung.“
Die Privatkundensparte verzeichnete Verluste
Die drei Banker zeigten sich zwar hocherfreut, dass alle vier Bereiche der Bank – also Investmentbanking, Privat- und Geschäftskunden, Zahlungsverkehr und Vermögensverwaltung – erstmals überhaupt vor Steuern jeweils mehr als eine Milliarde Euro verdient haben. Das seien „ermutigende“ Ergebnisse. Allerdings musste die Privatkundensparte einen Gewinnrückgang um 14 Prozent hinnehmen, weil auch die Deutsche Bank ihren Kunden zu Unrecht erhobene Kreditbearbeitungsgebühren in Höhe von 330 Millionen Euro erstatten musste. Im vierten Quartal verdiente die Privatkundensparte nur noch 55 Millionen Euro nach 218 Millionen im Vorjahreszeitraum.
Festgehälter und Boni lasten auf der Bank
Auch ungelöste Rechtsstreitigkeiten und rund 6000 laufende Verfahren lasten weiter auf der Bank. Im vierten Quartal erhöhte sie die Rückstellungen um 200 Millionen auf jetzt 3,2 Milliarden Euro. Experten hatten mit einem Plus von 800 Millionen gerechnet. Obwohl sie die Kostenbasis mittlerweile um 3,3 Milliarden Euro und damit stärker reduziert habe als bislang erwartet, arbeitet die Bank nach Ansicht von Fitschen und Jain immer noch zu teuer. Ein Problem sind steigende Aufwendungen für die Regulierung. Hier musste die Bank 2014 zusätzlich 1,3 Milliarden Euro ausgeben. Ein dicker Kostenblock sind weiter auch die Festgehälter und Boni für die Investmentbanker: Krause zufolge erhielten sie 2014 insgesamt 5,3 Milliarden Euro.
Experten sollen darüber wachen, dass nur noch "saubere" Geschäfte getätigt werden
Nach Überzeugung von Fitschen und Jain ist die Deutsche Bank auch mit Blick auf den Kulturwandel ein gutes Stück vorangekommen. Fitschen zufolge wurden 700 Experten neu eingestellt, die darüber wachen, dass nur noch saubere Geschäfte getätigt werden. Mittlerweile habe die Bank den Verkauf komplizierter Finanz-Produkte eingeschränkt und Geschäfte mit Kunden gestoppt, die den Ruf und die Reputation der Bank beschädigen könnten.
Rolf Obertreis