Weltklimagipfel in Paris: Versicherung soll Leid nach Klimaschäden abmildern
Die Bundesregierung unterstützt eine Initiative der Industrieländer gegen Extremwetterrisiken. Nicht alle von Klimakatastrophen betroffenen Länder sind dafür.
Unter der Überschrift „Verluste und Schäden“ wird beim 21. Weltklimagipfel in Paris eines der Probleme diskutiert, für das am Donnerstag noch keine Lösung gefunden war. Inselstaaten, die schon heute wirtschaftliche und menschliche Verluste durch klimabedingte Naturkatastrophen erleiden, würden die Industriestaaten am liebsten zu Kompensationszahlungen verpflichten. Die Industriestaaten wiederum tun alles, um zu verhindern, in einem rechtlichen Sinne für Schäden haftbar gemacht zu werden.
Deutschland gibt Millionen für eine Versicherung gegen Extremwetterrisiken
Die Bundesregierung hat ihre G-7-Präsidentschaft deshalb genutzt, um ganz nebenbei eine praktikable Lösung im Ärmel zu haben. In der zweiten Woche des Gipfels hat Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) den Trumpf dann gespielt: 420 Millionen Dollar haben Deutschland, Großbritannien (beide 150 Millionen Dollar), die USA (30 Millionen Dollar) sowie Frankreich, Japan und Kanada (190 Millionen Dollar) für das Projekt zugesagt, das unter dem Namen „Insu-Resilience“ firmiert. Das Wort setzt sich zusammen aus Versicherung (Insurance) und Widerstandsfähigkeit (Resilience). Barbara Hendricks findet, dass eine Versicherung gegen Extremwetterrisiken eine praktische Antwort auf die Forderung der Inselstaaten sein könnte – und bis auf Tuvalu und Saint Lucia scheinen das die meisten so zu sehen. Diese beiden Staaten beharrten beim Gipfel dagegen darauf, die Industriestaaten in Haftung zu nehmen.
Die Munich Re hat hat eine Versicherung gegen tropische Wirbelstürme aufgelegt
Peter Höppe strahlt über das ganze Gesicht. „Wir haben zehn Jahre Arbeit reingesteckt – und noch keinen Cent verdient“, sagte der Chef der Georisikoforschung des Rückversicherungskonzerns Munich Re dem Tagesspiegel in Paris. „Aber endlich können wir richtig anfangen.“ Mit der von der Munich Re gegründeten Münchner Klimaversicherungsinitiative (MCII) hat der Konzern praktische Erfahrung gesammelt. Schon 2007 war die MCII an der Gründung der ersten regionalen Versicherung gegen Klimarisiken in der Karibik beteiligt. Zwischen 2011 und 2014 hat die MCII dann versucht, der Versicherung, die Straßen, Stromleitungen und andere Infrastruktur gegen tropische Wirbelstürme absichert, individuelle Versicherungen zur Seite zu stellen. „Wir haben viel länger gebraucht, als wir das erwartet haben“, erzählt Höppe. Kaum jemand in Jamaica, Saint Lucia und Grenada „konnte mit dem Versicherungskonzept etwas anfangen“. Zudem gab es auch keinen Rechtsrahmen für Versicherungen, und es musste erst einmal ein regionaler Partner gefunden werden, berichtet er.
Wetterdaten sind Grundlage für eine Auszahlung
Nach dem Vorbild der von der Afrikanischen Union gegründeten African Risk Capacity (ARC), in der sich im ersten Jahr Niger, Kenia, der Senegal und Mauretanien versichert hatten, wird auch in der Karibik und bei der jüngsten Neugründung im Pazifik (PCRAFI) auf der Basis von Wetterdaten entschieden, Auszahlungen zu veranlassen. Bei der ARC hat Niger 2014 Geld bekommen, um Lebensmittel für seine unter einer Dürre leidende Bevölkerung zu beschaffen. Schon kurz nachdem der Taifun Pam über den pazifischen Inselstaat Vanuatu hinweggefegt war, habe es eine Auszahlung gegeben, berichtet Höppe. Er ist überzeugt, dass Klimaversicherungen eine Antwort auf die Debatte über „Verluste und Schäden“ sind. Mit diesem Instrument sei es möglich, die Ärmsten auch dann noch direkt zu erreichen, wenn beispielsweise ein ganzer Staat von einer Naturkatastrophe so getroffen werde, dass er nicht mehr handlungsfähig sei. Mit dem nun zur Verfügung stehenden Geld sollen in allen drei Regionen mehr Staaten versichert werden.