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In immer mehr Supermärkten und Discountern gibt es Bananen mit Fairtrade-Siegel.
© J. Carstensen/dpa

Welthandel: Verbraucher kaufen mehr faire Produkte

Der Anteil an Fairtrade-Produkten ist auf dem deutschen Markt deutlich gestiegen. Trotzdem reicht das Einkommen der Bauern oft nicht zum Leben.

Schon für 99 Cent bekommt man im Supermarkt ein Kilo Bananen aus den Tropen. Heimische Äpfel kosten oft zwei- bis dreimal so viel. Von dem ohnehin niedrigen Bananenpreis bleibt viel in der Lieferkette hängen, die Löhne auf den Plantagen in Ecuador oder Peru sind miserabel. Eine Alternative für Verbraucher sind die teureren Bananen mit dem Fairtrade-Siegel.

1,33 Milliarden Euro betrug der Umsatz mit Fairtrade-Produkten in Deutschland im vergangenen Jahr. Verglichen mit 2016 ist das ein Anstieg von 15 Prozent, wie der Verein TransFair am Dienstag mitteilte. TransFair ist die deutsche Mitgliedsorganisation von Fairtrade International in Bonn, jener Organisation, die die Standards für eine Zertifizierung mit dem Fairtrade-Siegel festlegt. Es sind die traditionellen Fairtrade-Produkte, die dieses Wachstum vorantreiben: Kaffee, Kakao, Bananen und Rosen. „Der faire Handel braucht Wachstum“, sagte Dieter Overath, geschäftsführender Transfair-Vorstand. Denn trotz des steigenden Absatzes sind die Marktanteile – auch für die bekannten Fairtrade-Produkte – nach wie vor gering. Außerdem garantieren die Mindestpreise und Prämien den Bauern noch immer kein existenzsicherndes Einkommen.

2017 wurden TransFair zufolge gut 406 Millionen Fairtrade-Rosen verkauft, das entspricht einem Marktanteil von 28 Prozent. Die Hersteller von Kakaoprodukten kauften 37 000 Tonnen fair gehandelten Kakao, ein Anstieg von 23 Prozent – dennoch macht zertifizierter Kakao nur acht Prozent des gesamten Marktes aus. Der Absatz von Fairtrade-Kaffee stieg im vergangenen Jahr um acht Prozent auf 18 000 Tonnen Röstkaffee, der Marktanteil liegt bei 4,1 Prozent. Und 2017 wurden in Deutschland 87 000 Tonnen Fairtrade-Bananen verkauft, ein Anteil von zwölf Prozent am gesamten Markt.

Fairtrade-Kooperativen in Erzeugerländern bekommen einen Mindestpreis garantiert, der für Kaffee und Kakao im letzten Jahr über den Weltmarktpreisen lag. Zusätzlich erhalten die Produzentenorganisationen Prämien, die sie investieren können, zum Beispiel in die bessere Ausbildung und Absicherung der Arbeiter. Über den deutschen Markt konnten TransFair zufolge die Prämieneinnahmen von 2016 bis 2017 um 23 Prozent auf 25 Millionen Euro gesteigert werden. Ein Einkommen, das zum Leben reicht, ist aber nicht einmal für Bauern in Fairtrade-Kooperativen selbstverständlich. „Wir wollen existenzsichernde Löhne zu einem Grundanliegen machen“, sagte Overath. Dazu müsse man den Gesamtsektor und die Rahmenbedingungen in den Blick nehmen und sich stärker mit zivilgesellschaftlichen Initiativen verbinden – über das Labeling hinaus.

Wie viel von den höheren Preisen bei den Bauern ankommt, ist schwer zu messen

Wie viel besser es einem Kaffee-, Kakao- oder Bananenbauern in einer Fairtrade-Kooperative geht, ist schwer zu messen. Aber welchen Effekt hat die Zertifizierung? Kommen die höheren Verbraucherpreise bei den Erzeugern an? TransFair hat bei CEval, einer unabhängigen Forschungseinrichtung in Saarbrücken, eine Folgestudie zu einer Studie von 2012 in Auftrag gegeben. Die Forscher machten Fallstudien und untersuchten qualitativ, also durch Fokusgruppen und Interviews, den Effekt der Fairtrade-Zertifizierung auf die ländliche Entwicklung. Dabei verglichen sie Fairtrade-Kooperativen mit solchen, die sich nicht hatten zertifizieren lassen. Tatjana Mauthofer, die das Projekt leitete, berichtete: In Peru beispielsweise habe eine Fairtrade-Kooperative, die Bananen anbaut, besser auf den Klimawandel reagieren können. Nach starken Regenfällen durch das Wetterphänomen El Nino konnte den Bauern Hilfe angeboten werden. In einer anderen Fallstudie fanden die Forscher heraus, dass eine Fairtrade-Kooperative im Amazonasgebiet nach einer Kaffeerostplage weniger hoch verschuldet war als eine vergleichbare, nicht zertifizierte Kooperative.

Doch diese Bemühungen reichen nicht, um das Leben der Bauern abzusichern und maßgeblich zu verbessern. „Die Unternehmen sollten mehr Verantwortung zeigen“, sagte Mauthofer, damit spricht sie vor allem die Hersteller in den Industrieländern an, die in den letzten Jahren zum Beispiel vom gesunkenen Kakaopreis profitiert haben. Die Bauern, sagte Mauthofer, müssten gerade aufgrund des Klimawandels immer wieder mit unvorhergesehenen Herausforderungen kämpfen. Das hätte auch Effekte auf die nächste Generation. „Das Selbstbewusstsein der Bauern hat gelitten“, sagte Mauthofer, die Kinder der Bauern wollten keine Landwirtschaft mehr betreiben. Eine Alternative ist die Wertschöpfung im eigenen Land: Wenn die Kinder der Kaffeebauern selber Cafés eröffnen.

Alexandra Duong

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