Konjunkturerwartungen für 2019: Verbände bewerten die Lage deutlich schlechter als vor einem Jahr
Auf deutsche Unternehmen kommt 2019 eine Abkühlung des Wachstums zu, meinen Branchenexperten. Doch ein Wert dürfte bald einen neuen Rekord erreichen.
Internationale Handelskonflikte und eingetrübte Konjunkturaussichten bremsen die Zuversicht der deutschen Unternehmen. Laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beurteilen 21 von 48 Wirtschaftsverbänden die gegenwärtige Lage schlechter als im Vorjahr. Im vergangenen Jahr waren es zum Jahreswechsel nur zwei.
Vor allem in exportorientierten Industrieunternehmen ist die Skepsis gewachsen. Die Bauwirtschaft und konsumnahe Branchen wie das Gastgewerbe profitierten dagegen von der robusten Konjunktur im Inland. Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) berichtete von wachsenden Sorgen der Unternehmen.
Nach Einschätzung von IW-Chef Michael Hüther ist in der Weltwirtschaft „zunehmend Sand im Getriebe. Dafür sorgen die Konflikte zwischen den USA und China sowie die Zweifel, die US-Präsident Donald Trump an der multilateralen Ordnung säht“, sagte der Direktor des arbeitgebernahen IW der Deutschen Presse-Agentur. Auch in Europa gebe es Verunsicherung, erläuterte er mit Blick auf den Brexit, die Proteste der „Gelbwesten“ in Frankreich und den Kurs der Regierung in Italien.
Der Schwung fällt niedriger aus
Insgesamt rechnen 28 Verbände mit steigender Produktion. Zum Jahreswechsel 2017/2018 waren es noch 33. Die Zahl der Verbände mit schlechteren Geschäftsperspektiven stieg von zwei auf zehn. Weitere zehn rechnen mit dem gleichen Produktions- oder Umsatzniveau. Alles in allem stellten die Optimisten immer noch eine Mehrheit. „Der Schwung dürfte jedoch spürbar niedriger ausfallen als in diesem Jahr“, meint Hüther.
Auch die Metall- und Elektroindustrie stellt sich für 2019 auf Zuwächse bei Produktion und Arbeitsplätzen ein – allerdings mit gebremsten Tempo. „Wir rechnen mit einem leichten Rückgang des Wachstums auf 1,5 Prozent im nächsten Jahr“, sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Rainer Dulger. „Das ist eine Abkühlung, aber mehr noch nicht.“
Für dieses Jahr erwartet Gesamtmetall einen Produktionsanstieg von real 2,0 bis 2,5 Prozent. „Die Beschäftigung wächst nach wie vor. Es sind noch viele offene Stellen da“, sagte Dulger. Bei ausgebildeten Metallfacharbeitern gebe es fast drei freie Stellen pro arbeitsuchendem Facharbeiter.
Arbeitsmarkt verbessert sich weiter
Überhaupt wird sich die ohnehin schon gute Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt nach Einschätzung des IW weiter verbessern. Bauwirtschaft und Handwerk wollten zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Auch Auto- und Maschinenbauer sowie Speditionen planten mit mehr Beschäftigten. Einen Stellenabbau dürfte es hingegen in der Finanz- und Versicherungswirtschaft geben. „Alles in allem wird die Beschäftigung in Deutschland im Jahr 2019 einen neuen Rekordwert anpeilen.“
Allerdings könnte die Zahl der Unternehmenspleiten in Deutschland erstmals seit Jahren wieder zunehmen. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet für das kommende Jahr mit einem leichten Anstieg um rund 100 Fälle auf 20 000 Insolvenzen. dpa