Berliner Industrie: Vattenfall kauft Turbine bei Siemens
Vattenfall baut ein Kraftwerk zur Kraft-Wärme-Kopplung in Berlin-Marzahn - mit einer Gasturbine aus Moabit.
Eine gute Nachricht für den Industriestandort Berlin: Die Gasturbine der neuen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage (KWK) in Marzahn kommt aus Moabit. Siemens und Vattenfall unterzeichneten jetzt einen entsprechenden Vertrag. Über viele Monate wurde verhandelt und es sah lange so aus, als ob Siemens wieder nicht den Zuschlag bekommen würde. Für die Anlage in Lichterfelde hatte Vattenfall beim Siemens-Konkurrenten General Electric die Turbine gekauft. Jetzt ist Siemens dran. Der Vertrag mit dem Münchener Konzern „unterstreicht unser Bekenntnis zu Berlin“, sagte Vattenfall-Manager Gunther Müller. Und in der Tat dürfte der Zuschlag für Siemens auch politisch motiviert sein. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat das Siemens-Werk häufiger besucht und sich für den Erhalt der rund 3800 Arbeitsplätze in Moabit eingesetzt. Und Vattenfall bewirbt sich gerade als industrieller Partner des Landes Berlin für die Umsetzung der Energiewende.
Hatakka will jetzt mit dem Senat verhandeln
Konkret geht es um das Stromnetz, das Vattenfall unbedingt weiterbetreiben möchte. Vattenfall-Deutschlandchef Tuomo Hatakka hat sich am Donnerstag vom Aufsichtsrat grünes Licht geholt für entsprechende Verhandlungen mit dem Senat, der Einfluss auf das Netz haben will und eine Beteiligung anstrebt. Vattenfall hat sich bereits vor Jahren in einer Vereinbarung mit dem Land Berlin verpflichtet, seine CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 im Vergleich zu 1990 zu halbieren.
Das Werk in Moabit ist gut ausgelastet
Die neue Anlage in Marzahn soll 2020 in Betrieb gehen und gleichzeitig Wärme und Strom erzeugen. Das Kraftwerk wird Schätzungen zufolge knapp 500 Millionen Euro kosten. Siemens liefert die Turbine und übernimmt Serviceleistungen für den Betrieb. Die in Moabit gebauten Turbinen gelten als die effizientesten weltweit. Das Werk war in den vergangenen Monaten ins Gerede gekommen, weil auch wegen der deutschen Energiewende der europäische Markt für Gasturbinen eingebrochen ist. In Moabit sollten rund 500 Stellen abgebaut werden. Das werden nun deutlich weniger, weil ein Großauftrag aus Ägypten die Fabrik für rund zwei Jahre auslastet. Die Ägypter haben 24 Turbinen bestellt.