Siemens: Massiver Stellenabbau vom Tisch
Wegen der guten Auftragslage will Siemens in Berlin weniger Mitarbeiter entlassen als bisher geplant. Die Situation im Gasturbinenwerk bleibt allerdings weiter ungeklärt.
Siemens, nach eigenen Angaben größter privater Arbeitgeber in Berlin, baut hier weniger Stellen ab als noch vor Kurzem geplant. In Unternehmens- und Gewerkschaftskreisen war am Montag zu erfahren, dass sowohl im Schaltwerk als auch in der Gasturbinenfertigung zumindest vorerst die Streichung von vielen hundert Arbeitsplätzen vom Tisch ist. Im Schaltwerk standen der IG Metall zufolge von 2800 Arbeitsplätzen rund 600 zur Disposition. Aufgrund der guten Auftragslage ist der Abbau jetzt kein Thema mehr. Doch rund 200 Beschäftigte sind offenbar von Umstrukturierungen betroffen, die womöglich mit Versetzungen einhergehen. Wie genau das funktionieren soll, will die Geschäftsleitung der Belegschaft im Schaltwerk am 13. August erläutern. Alles in allem gibt die IG Metall aber Entwarnung für diesen Standort.
Dagegen ist die Situation im Gasturbinenwerk noch etwas ungeklärt. Dort sind nach Gewerkschaftsangaben 800 von 3800 Arbeitsplätzen in Gefahr. Das Management begründet dies mit den „massiven Strukturveränderungen auf dem Markt“, so würden in Europa, vor allem als Folge der deutschen Energiewende, kaum noch Turbinen verkauft. Weltweit sei der Markt geschrumpft, die Preise fielen um bis zu ein Drittel. Willi Meixner, Chef der Sparte Power and Gas, hatte Anfang Juni vorgerechnet, dass mithilfe von Verlagerungen von Berlin an günstigere Standorte die Herstellungskosten um rund ein Fünftel gesenkt werden könnten. Unter anderem war geplant, die Fertigung der Turbinenschaufeln von Berlin ins Budapester Siemens-Werk zu verlegen. Dazu soll es aber nun in absehbarer Zeit nicht kommen. Auch deshalb nicht, weil ein Auftrag aus Ägypten über 24 Turbinen den Standort an der Huttenstraße die nächsten zwei Jahre auslastet.
Meixner hatte immer betont, das Berliner Werk bleibe „Leitwerk für Gasturbinen“ im Konzern. Jedes Jahr werden weltweit 150 bis 200 dieser Turbinen verkauft, davon knapp ein Viertel von Siemens. Marktführer ist der US–Konzern General Electric, Siemens will seinen Anteil auf 30 Prozent erhöhen.
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