Wende in der Geldpolitik: US-Notenbank setzt den Euro-Kurs unter Druck
Die Federal Reserve stellt ihre milliardenschweren Konjunkturspritzen ein. Für die Europäer könnte das noch zum Problem werden.
Die Wende in der Geldpolitik und die optimistischen Töne der US-Notenbank Fed haben dem Dollar am Donnerstag auf die Sprünge geholfen. Der Euro-Wechselkurs fiel mit 1,2585 Dollar zeitweise auf den niedrigsten Stand seit mehr als drei Wochen. Zur japanischen Landeswährung kletterte der Greenback auf bis zu 109,15 Yen. Die Notenbank schaut etwas zuversichtlicher auf den US-Arbeitsmarkt. Einige Anzeichen deuteten darauf hin, dass sich die Auslastung schrittweise verbessere, erklärte die Fed nach ihrer zweitägigen Zinssitzung am Mittwochabend.
Nach Einschätzung der Commerzbank dürfte die gute Stimmung nun durch die erste Schätzung zum US-Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal unterstützt werden. Die Experten rechnen mit einem Plus von 3,2 Prozent. “Das klingt schon eher nach einem Umfeld, in dem Zinserhöhungen eines Tages möglich sein werden“, urteilte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt.
Am Mittwochabend hatte die Fed beschlossen, ihre milliardenschweren Konjunkturspritzen einzustellen. Das Ankaufprogramm für Wertpapiere solle zum Monatsende auslaufen. Zuletzt hatte die Notenbank den Erwerb von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren bereits auf 15 Milliarden Dollar pro Monat gedrosselt. Mit dem Ende der Geldspritzen wird die Bilanz nun nicht mehr ausgeweitet. Die Fed hat sie mit mehreren Programmen zum Ankurbeln der Konjunktur in den Jahren nach Ausbruch der Finanzkrise 2008 auf mehr als vier Billionen Dollar aufgebläht.
Den Leitzins hält sie seit Ende 2008 auf dem rekordniedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent. Die Fed erneuerte zugleich ihr Bekenntnis, ihre sehr lockere Geldpolitik noch “geraume Zeit“ beizubehalten. An den Märkten wird für Mitte 2015 mit der Zinswende gerechnet, einige Investoren tippen sogar auf einen noch späteren Termin im kommenden Jahr.
Die Fed legte sich indes nicht fest. Sie betonte, sie werde sich beim Zeitpunkt künftiger Zinserhöhungen davon leiten lassen, wie die Daten zur Wirtschaftsentwicklung ausfielen. Falls es etwa größere Fortschritte auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und stabilen Preisen geben sollte als erwartet, könnten “Zinserhöhungen wahrscheinlich früher kommen als derzeit angenommen“.
Ökonom Harm Bandholz von der Großbank UniCredit attestierte der Zentralbank “gute Arbeit“. Es sei ihr gelungen, die Normalisierung der Geldpolitik voranzutreiben, ohne die Märkte aufzuscheuchen. Wahrscheinlich könne sie ihr Bekenntnis, die Zinsen geraume Zeit niedrig zu halten, bald kassieren. Denn die Fed habe den Investoren die Abhängigkeit ihrer Geldpolitik von der Konjunktur ausreichend deutlich gemacht.
Die Wende in der Geldpolitik bedeutet für den Euro auf Dauer einen Abwärtsdruck. Für Investoren wird es nun in der Perspektive attraktiver, Geld in den USA anzulegen. Die Euro-Zone kämpft indessen weiter mit kaum noch steigenden Preisen und einer äußerst schwachen Konjunktur. Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt den Banken zu historisch günstigen Bedingungen Geld zur Verfügung, außerdem kauft sie Anleihen. Der Kauf von Unternehmens-Bonds wird vorbereitet, Staatsanleihen zu übernehmen, um Banken zu entlasten, schließen die Währungshüter nicht mehr aus. Für die europäische Wirtschaft bedeutet das einerseits Erleichterungen beim Absatz, andererseits muss sie mehr Geld einsetzen, um Vorprodukte zu kaufen. rtr/brö