Ausbildungsverträge: Unternehmen suchen händeringend Nachwuchs
In Berlin bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Die Industrie- und Handelskammer will einige von ihnen mit Studienabbrechern und Flüchtlingen besetzen.
Für Berliner Unternehmen wird die Ausbildung ihrer Nachwuchskräfte immer schwieriger: Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist in der Hauptstadt zwischen 2012 und 2014 um knapp acht Prozent zurückgegangen. Dabei bleiben bei einem Drittel der ausbildenden Firmen sogar Plätze leer. Das geht aus aktuellen Zahlen der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Bereiche Industrie, Dienstleistungen und Handel hervor.
Die passgenaue Vermittlung wird immer wichtiger
Der Berliner IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder sieht deshalb bei den Unternehmen ein hohes Bedürfnis nach „Matching“, also der passgenauen Vermittlung von Bewerbern. Dieser Aufgabe will sich die IHK 2015 ganz besonders widmen. Dazu wird sich die Kammer etwa auf Studienabbrecher fokussieren. Denn die Zahl der Studienanfänger in Berlin hat sich zwischen 2005 und 2013 von 20 000 auf knapp 32 000 erhöht, etwa jeder Vierte bricht aber wieder ab. Diese Zielgruppe will die IHK in Zukunft noch gezielter adressieren und mit passenden Unternehmen zusammenbringen.
Die Qualifikation von Flüchtlingen soll so schnell wie möglich erfasst werden
Auch Flüchtlinge und Asylbewerber seien für Unternehmen interessant, so Eder. Deren Hintergrund und Qualifikationen müssten möglichst schnell erfasst werden, um sie nach einem Integrationskurs schnell in passende Ausbildungsplätze zu vermitteln. „Sie sollten dann auch ein Bleiberecht haben und dieses nach der Ausbildung behalten“, erklärte Eder. Daneben werden auch Angebote wie die „Last Minute Börse“ ausgebaut, bei denen Bewerber, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben, nochmals auf einer Messe mit Unternehmen in Kontakt gebracht werden.
Ein Fünftel aller Schulabgänger ist nicht ausbildungsfähig
Das wird aber nicht allen Jugendlichen helfen: Nach wie vor sind auch 20 Prozent der Schulabgänger nicht ausbildungsfähig. Auch das ist oft ein Grund dafür, dass Unternehmen keine geeigneten Bewerber finden. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer lobte am Donnerstag, dass auch leistungsschwächere und benachteiligte Jugendliche in den Fokus der Arbeitsmarktpolitik rücken. „Es ist richtig und wichtig, dass das Bundesarbeitsministerium kurzfristig Vorschläge für Gesetzesänderungen zu ausbildungsbegleitenden Hilfen und assistierter Ausbildung vorgelegt hat.“ Bei der IHK setzt man daneben auf „Einstiegsqualifizierung“, also ein sechs- bis zwölfmonatiges bezahltes Praktikum, bei dem schwer vermittelbare Jugendliche Praxiserfahrung sammeln können – und dann auch oft eingestellt werden.